Predigt zu Jeremia 9, 22+23 am Sonntag Sexagesimae
22 So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. 23 Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Heute geht es um das „Rühmen“, sich selbst rühmen.
Wenn jemand sich rühmt, dann sieht er sich als etwas Besonderes und möchte auch so gesehen werden, vielleicht nicht gleich in der ganzen Welt, aber wenigsten im Ort, in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder am Arbeitsplatz. Er sieht sich so, weil er zum Beispiel viel weiß, viel Besitz hat, ein besonderes Auto fährt oder eine gute Position im Beruf hat.
Das Ziel des „sich Rühmens“ ist „berühmt sein“.
Andere Menschen, zumindest im engeren Bekanntenkreis, aber möglichst darüber hinaus, sollen uns als etwas Besonderes ansehen. Der Traum steckt von Jugend an in uns drin. Manche Jungen träumen davon ein Sportstar zu werden und viel Anerkennung und Ruhm zu bekommen, und manche Mädchen würden gerne einen Prinz heiraten, zumal sie dann auch etwas Besonderes sein können, ohne selbst etwas dafür zu tun müssen.
Er ist auch im Alter noch oft vorhanden, wenn die Person nicht schon resignierend aufgegeben hat. Noch einmal etwas Besonderes erreichen und hohes Ansehen erreichen, und wenn es nur im kleinen Familienkreis wäre. „Muttern, du bist die Beste“ oder „Opa, du bist ein Held“, und dann geht man zum Spiegel und sagt sich: „So ist es!“ Manchmal wartet man darauf, dass andere endlich entdecken, dass man etwas Besonderes ist.
Und wenn es nicht klappt, dann sucht man sich einen Ersatzruhm:
Eltern erhoffen es sich von den Kindern, oder Großeltern von den Enkeln, dass sie groß herauskommen. Es ist erstaunlich, wie viele 1 – 2jährige Intelligenzbolzen es gibt. Aber wo sind die später? Oder man kennt jemand, man hat jemand getroffen, der viel erreicht hat oder allgemein bekannt ist, da fällt doch etwas von dem Ruhm auf einem selbst ab, oder?
Hinter alldem steckt der Gedanke, dass jemand, wenn er etwas Besonderes ist, auch wertvoller ist.
Aber nehmen wir einmal an, es klappt: Sie sind etwas Besonderes oder werden es noch, wenn auch vielleicht nur im kleinen Kreis.
Was ist, wenn Sie es geschafft haben. Sind Sie dann wertvoller?
Dieses „Spiel“ nach menschlicher Größe und Besonderheit kann man vergleichen mit dem Spielen von kleinen Kindern, wenn Sie mit Bauklötzen Türme bauen.
Der eine schafft vielleicht drei Klötze aufeinanderzustellen, der andere fünf und ein anderer zehn. Im Vergleich mit den anderen Türmen hat der mit den zehn Bauklötzen natürlich einen besonders hohen Turm gebaut und kann sich damit rühmen. Aber ist der Turm wirklich groß und wie schnell kann der wieder umkippen? Oder es kommt jemand und baut einen noch größeren Turm.
In Lukas 12, 16-20 erzählt Jesus das Gleichnis vom „reichen Kornbauer“.
Er hatte es geschafft, groß raus zu kommen mit Reichtum und Besitz. Aber Gott sagt zu ihm. Du Narr, noch heute wirst du sterben und was hast du dann.
Jemand anderes schafft es vielleicht ganz nach Oben zu kommen mit viel Wissen, einer guten Position, mit viel Einfluss und guten Beziehungen, und Gott würde ihm vielleicht auch sagen: Was hast du davon, wenn du sterben wirst?
Die Geschichte zeigt uns, dass alles, was wir haben, eine Gabe Gottes ist, die er uns heute geben und Morgen wieder nehmen kann.
Was hat es also wirklich für einen Wert, dass wir uns darauf etwas einbilden könnten?
Wenn wir uns für etwas Besonderes halten, dann liegt das doch nur daran, dass wir uns mit Dingen vergleichen, die kleiner sind als das, was wir erreicht haben, so wie die Kinder ihre kleinen Türme miteinander vergleichen. Im Vergleich mit einem Hochhaus, würde man solche Türme wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen.
So ergeht es uns, wenn wir uns mit dem vergleichen, was Gott vollbringt. Was bleibt dann noch übrig von unserer „Besonderheit“ und unserem „Ruhm“?
Denn wirklich besonders und bedeutend ist das, was Gott tut!
Seine Werke der Schöpfung vom kleinsten Tier und der kleinsten Pflanze über jeden Menschen bis zum Universum sind unvergleichlich. Mit seiner Macht geschieht auch das, was er sagt. Er ist treu und zuverlässig. Darauf kann man bauen. Während unsere Gerechtigkeit immer eingefärbt ist mit Eigeninteressen, ist er wirklich gerecht. In seiner Liebe geht es nicht um Sympathie oder um selbst geliebt zu werden, sondern er will aus sich selbst heraus nur das Beste für uns Menschen. Er begleitet uns mit großer Barmherzigkeit, sorgt sich und kümmert sich um uns, auch wenn wir den größten Mist bauen. Bei ihm sind Freude, die trägt, und ein Friede, der wirklich innerlich und äußerlich da ist.
Gott ist wirklich groß und einzigartig und überragt bei Weitem alles menschliche Wirken und alle menschlichen Möglichkeiten.
Und das ist in Jesus nun greifbar nahe für uns. Und wenn wir daran Anteil bekommen, dann haben wir wirklich etwas Großes und Bedeutendes und einzigartig Besonderes.
Jesus sagt in Matthäus 11, 11 über Johannes den Täufer: „Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.“ Damit sagt Jesus, dass der Größte in der Welt kleiner ist, als derjenige, der Anteil bekommt am Wirken Gottes in Jesus.
Wie geht das nun, dass wir Anteil bekommen an Gottes Wirken und Größe?
Dazu müssen wir zu Jesus gehen, zum Beispiel im Gebet. Aber wie beten wir?
Häufig füllen wir unsere Gebete damit, dass wir Gott bitten: Gott hilf mir, bei Gesundheit, in menschlichen Beziehungen oder Entscheidungen, damit alles nach unseren Vorstellungen gut läuft und wir wieder auf die Erfolgsspur des Lebens zurückkommen. Wir benutzen dann Gott für unsere Pläne.
In diesem Gebet ist es besser, wenn wir so beten: Gott, zerbrich meine Sucht nach menschlicher Größe und Erfolg, Ruhm, Macht, Anerkennung und allem, womit ich mich rühmen möchte. Und wenn ich etwas habe, was mich menschlich groß macht, dann mach mich besonders demütig, dass ich erkenne, wie zweitrangig das ist und ich nicht darauf vertraue.
Denn der Weg zu Gott führt nicht über menschliche Größe
nach dem Motto: menschlich groß, größer und erst dann kommt Gott, sondern dass ich erkenne, dass mir all das nichts bringt und ich vor Gott mit leeren Händen dastehe, dass ich ganz auf sein Wirken angewiesen bin. Gott finden wir erst, wenn wir erkennen, wie niedrig alles Menschliche ist.
Der Weg zu Gott führt über das Kreuz auf Golgatha, das Zeichen der menschlichen Niedrigkeit.
Aber dann fängt Gott erst richtig an zu wirken mit seiner Macht, Liebe, Freude, Hoffnung und allem, was es bei ihm gibt, um hier in der Welt und in uns sein Reich zu bauen und wir können es erleben. Paulus sagt in 1. Korinther 1, 18, dass die Menschen, die nach menschlicher Größe trachten, das nicht verstehen, aber wer glaubt, der entdeckt bei Jesus Gottes Kraft und das neue Leben.
Wenn wir also rühmen wollen, dann doch nicht durch das, was wir zustande bringen, sondern durch das, was Gott in Jesus getan hat, was er für uns tut, was er in unserem Leben bewirkt und was er durch uns tut. Das ist wirklich groß und bedeutend!
Wenn wir das erkennen, dann werden wir begeistert sein von Gott, dann geht unser Herz über und die Augen leuchten; dann wollen wir in seinem Einfluss leben, uns ihm zur Verfügung stellen, dass er durch uns in dieser Welt wirken kann; dann ist es uns ein Bedürfnis, mit anderen zusammen zu kommen, um Gott zu loben, um Jesus anderen Menschen bekannt zu machen; dann hat uns das Feuer des Heiligen Geistes gepackt und dann ist Jesus der Größte.
Das ist für die Bibel Klugheit, wenn wir erkennen, was wirklich wesentlich ist, nämlich zu Gott zu gehören und Gottes Wirken zu erleben und wenn wir so das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden können.
In Psalm 90, 12 heißt es: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Wir sollen erkennen, dass menschliche Größe und Ruhm vergänglich sind und allein die Verbindung zu Gott ewig hält.
Wir sind Narren und Dummköpfe, wenn wir menschlicher Größe hinterherlaufen. Wir sind klug, wenn wir uns nach Gottes Welt ausstrecken.
Wir sind Narren, wenn wir unseren Kindern nur zu menschlicher Größe verhelfen wollen. Wir sind klug, wenn wir ihnen zuerst das Reich Gottes nahebringen wollen.
Wir sind in der Gemeinde Narren, wenn wir meinen, wir würden an Bedeutung gewinnen, wenn sich bekannte und einflussreiche Menschen am Gemeindeleben beteiligen. Wir sind klug, wenn wir nach Mitarbeitern Ausschau halten, die sich im Glauben an Jesus dem Wirken Gottes öffnen
Wir sind Dummköpfe, wenn wir unser Selbstwertgefühl aus eigener menschlicher Größe beziehen.
Wir sind klug, wenn wir es daraus beziehen, dass wir Kinder Gottes sind.