Predigt zu 1. Timotheus 2, 4 am 3. Sonntag nach Trinitatis

Nach welchem Bild soll christliche Erziehung und Bildung geschehen?

Ist Schule doof?

Viele Schüler empfinden das so während der Schulzeit. Das war früher genauso wie heute. Schule ist auch anstrengend, manchmal langweilig, aber manchmal auch schön.

Aber einmal abgesehen von den persönlichen Empfindungen ist Schule ganz schön wichtig.

Wie furchtbar wäre es, wenn wir immer noch nicht lesen, rechnen und schreiben könnten und manches andere Wissen nicht hätten. In manchen Ländern, in denen Schulen keine Selbstverständlichkeit sind, freuen sich die Kinder, wenn sie eine Schule besuchen können. Nun ist Schule nicht der einzige Ort, wo man etwas lernen kann. Es gibt Volkshochschulen, Fachhochschulen, Universitäten, Institute, Berufsbildende Schulen und andere Orte zum Lernen, die alle unter dem Sammelbegriff „Bildungseinrichtungen“ zusammengefasst werden. Da soll man gebildet werden und sich bilden. Manche kommen eingebildet heraus mit viel Schein und nichts dahinter. Manche kommen schlecht gebildet heraus. Da hat es nichts genützt, und manche kommen gut gebildet heraus. Das ist das Ziel. Bildung, gute und schlechte, geschieht auch durch Erziehung zu Hause, Medien und andere Einflüsse.

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Foto: Martina Heins

Aber was ist Bildung?

Ich kann aus vielen Buchstaben ein Wort und aus vielen Wörtern einen Satz bilden, es in eine sinnvolle Form geben. Ich kann aus Ton eine Vase bilden, also etwas Sinnvolles oder Schönes formen. So soll Bildung uns Menschen formen, eine sinnvolle Gestalt geben. Im Wort „Bildung“ taucht ein anderes Wort auf: „Bild“. Man bildet etwas nach einem Bild, das man vorher im Kopf hatte: Wort, Satz, Vase, Menschen und anderes mehr.


Jede Bildungspolitik hat ein Bild im Kopf, wozu der Mensch geformt werden soll:

Der Kommunismus möchte angepasste Einheitsmenschen formen, die Wirtschaft will die Menschen zu guten Arbeitern für die Wirtschaft gestalten, die Preußen wollten pflichtbewusste und fügsame Bürger, der Humanismus hat ein Bild vom edlen und an kulturellen Werten interessierten Menschen vor Augen, im letzten Jahrhundert sollten in den 70er Jahren alle Menschen kritische Bürger werden, in den 80er Jahren dann soziale Wesen, die sich von der Umgebung abhängig wissen und zu willigen Konsumenten werden. Und was ist heute das Ziel der Bildung?

Darüber könnte man lange reden, aber wir wollen heute darüber reden, was die Bibel dazu sagt, denn auch die Bibel vermittelt uns ein Bild vom Menschen:
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Foto: Martina Heins

In 1. Mose 1, 27 heißt es: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild“. Die Bibel sieht den Menschen als ein Abbild, Ebenbild Gottes.

Gott hatte sein eigenes Bild vor Augen, als er den Menschen schuf, nicht das Äußere, sondern von seinem Wesen her. Jeder Mensch kann und soll durch seine besonderen Gaben, Fähigkeiten und Eigenschaften etwas von Gottes Wesen widerspiegeln. Jeder ist eine von Gott geschaffene besondere Persönlichkeit. Aber der Mensch ist nicht einfach ein willenloses Geschöpf, sondern er ist Gott gegenüber verantwortlich für sein Handeln. Dadurch bekommt er Persönlichkeit und ist nicht nur eine Nummer unter vielen oder ein willenloses Opfer seiner Umstände. Und so soll der Mensch im Sinne Gottes dafür sorgen, dass diese Welt in allen Beziehungen etwas heiler wird, in der Beziehung zu Gott, zur Natur zum Nächten und zu sich selbst.

Die Bibel sagt aber auch, dass die Menschen die Ebenbildlichkeit Gottes verloren haben.

Sie sind jetzt nicht mehr so, wie Gott sich das vorgestellt hat, weil sie sich von Gott entfernt haben und sich selbst zum obersten Herrn der Welt gesetzt haben und dadurch Unheil und Zerrstörung in diesen Beziehungen verursachen.

Erst durch Jesus haben wir die Möglichkeit, wieder zu Gottes Ebenbildern zu werden. Jesus ist Gottes vollkommenes Ebenbild.

So hat Gott sich den Menschen vorgestellt. Gott selbst will uns so formen, dass wir wieder seinem Bild entsprechen. Hier fängt er damit an und vollkommen wird es dann in der Ewigkeit sein.

Nach christlichem Verständnis soll alle Bildung dazu dienen, dass wir Gottes Ebenbild wieder ähnlicher werden und mehr so werden, wie Gott sich das für jeden vorgestellt hat.

Das unterscheidet christliche Bildung von einer kommunistisch, kapitalistisch, islamischen oder einer anderen Bildung. Die Unterschiede im Menschenbild ist eine der Ursachen für den Konflikt zwischen der westlichen Welt und dem Islam, denn die Menschenrechte der Vereinten Nationen sind überwiegend nach dem christlichen Menschenbild entstanden.
In 1. Timotheus 2, 4 heißt es: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Es geht um Erkenntnis der Wahrheit! Die meisten Menschen versuchen, dieser Frage aus dem Weg zu gehen,

denn dann müssten sie sich damit auseinandersetzen und sich der Wahrheit anpassen. Pilatus stellt in Johannes 18, 38 schon die berühmte Frage an Jesus: „Was ist Wahrheit?“ Und der moderne Mensch sagt, was Wahrheit ist, kann keiner wissen. Jeder macht es so, wie er es möchte. Alles ist beliebig.

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Foto: Martina Heins

Die Bibel gibt ganz klare Auskunft:

Wahr ist, wie Gott sich den Menschen vorgestellt hat. Das entspricht dem Wesen des Menschen. Wahr ist, dass der Mensch davon abgefallen ist und eigene Wege geht, zum Beispiel in der Bildung, dass der Mensch durch Jesus wieder zurück kann, dass wir uns zuerst vor Gott verantworten müssen und nicht vor Menschen, dass Gottes Wort die richtige Orientierung für unser Leben ist, auch heute, und dass man sich auf Gottes Wort verlassen kann. In Psalm 33, 4 sagt der Psalmbeter: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ Und Jesus sagt in Johannes 16, 13: „Der Heilige Geist wird euch in alle Wahrheit leiten.“



Durch Erkenntnis der Wahrheit wird der Mensch gut gebildet,

nicht eingebildet, denn er weiß, dass er unter Gott steht, und er von Gott nicht schlecht gebildet und verformt wird, sondern sich seinem eigentlichen Wesen entsprechend entwickeln kann.

Der Mensch soll Gottes Bild und Gottes Vorstellung wieder mehr entsprechen. Das ist das Ziel der vom christlichen Glauben geprägten Bildung und deshalb ist diese Bildung so wichtig.

Alle Wissensvermittlung, egal ob in Naturwissenschaften, Geschichte, Sprachen oder in anderen Bereichen soll dazu dienen, dass der Mensch seine von Gott gegebenen Gaben und Fähigkeiten entfalten kann und im Sinne Gottes etwas dafür tun kann, dass die Welt etwas heiler wird, dass er mit allem verantwortungsvoll umgeht, das heißt in Verantwortung vor Gott.

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Lutherdenkmal in Wittenberg
Deshalb war für die Christen und für die Kirche Bildung von Anfang an wichtig.

Die Kirchen hatten die ersten Bildungseinrichtungen in Europa und Martin Luther hat die allgemeine Schulbildung gefordert, damit jeder sich selbstständig mit Gottes Wahrheit beschäftigen und sie kennenlernen kann. Jeder soll sich entfalten und ein mündiger Mensch werden und die Wahrheit über sich selbst, über Gott und die Welt erkennen können. Deshalb ist für die Kirche auch heute Bildung noch wichtig, zum Beispiel Konfirmandenunterricht, in der Erwachsenenbildung, in kirchlichen Büchereien und in freien Schulen, damit der Mensch sich nach den Vorstellungen Gottes bildet und gebildet wird.

Wenn uns Gottes Wahrheit wichtig ist, wir sie für notwendig halten, und Liebe zu den Menschen empfinden, dann kann es uns nicht egal sein,

ob die Menschen und vor allem unsere Kinder und Jugendlichen durch ein anderes Bild verformt werden, oder ob Menschen sich im Sinne Gottes formen und sich von Jesus wieder zu Ebenbildern Gottes machen lassen. Neben den kirchlichen „Bildungseinrichtungen“ ist es ebenso wichtig, dass Eltern und Paten sich mit dem Wort und der Wahrheit Gottes beschäftigen und ihre Kinder nach dem Bild Gottes erziehen. Und auch alle Lehrer, Erzieher, Journalisten, Medienvertreter oder alle, die für andere Verantwortung tragen, müssen sich von Gott fragen lassen, ob sie andere nach Gottes Bild bilden und formen oder ob sie sie nach anderen Bildern verformen.

Wir sind da alle gefordert, denn Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und wieder Gottes Ebenbilder werden. Das ist unser aller Auftrag.
Predigt zu1. Timotheus 2, 4
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