Einführung in die Bibel – Ein kleiner Bibelkurs in fünf Teilen
Vorbemerkungen:
Es freut mich, dass Sie sich ein wenig Zeit nehmen wollen, um einen Überblick über das spannendste Buch der Weltgeschichte zu erhalten. Ja, die Bibel ist spannend und ich hoffe, Sie sind gespannt, was Sie da erwartet. Über die Bibel gibt es ganz verschiedene Meinungen und sie wird auch unterschiedlich wertgeschätzt. Für die einen ist es ein interessantes Geschichtsbuch, für andere ein Buch mit netten oder auch alten und für uns unbedeutenden Geschichten oder ein Buch, das uns Werte für unser Leben vermittelt, ein Kulturgut, Gottes Wort oder wieder für andere ein Buch mit „sieben Siegeln“.
Natürlich kann man in der Kürze, wie ich es hier unternehme, nicht jede Frage der Bibel behandeln, aber ich möchte Ihnen Einblicke in die Entstehung und die großen Zusammenhänge des Buches, das für uns Christen die Grundlage unseres Glaubens bildet, geben und den „roten Faden“ der biblischen Botschaft aufzeigen. Das wird Ihnen helfen, einzelne Abschnitte der Bibel besser einzuordnen und zu verstehen. In jedem Fall ist es gut, die Bibel mehr zu kennen.
Die fünf Abschnitte gliedern sich wie folgt:
Teil 1:: Die Bibel: Gottes Wort und/oder Menschenwort?!
Die Entstehung der Bibel, Schöpfungsgeschichte und Naturwissenschaft
Teil 2: Gottes Neuanfang mit den Menschen, Befreiung und Glaubensschule des Gottesvolkes.
Die fünf Bücher Moses als Grundlage
Teil 3: Die Geschichte Israels als Volk Gottes zwischen Unglaube und Treue, Gericht und Gnade.
Die Zeit der Könige und Propheten in Israel
Teil 4: Gott wird Mensch
Die vier Evangelien als Zeugnisse von Jesus
Teil 5: Die ersten Gemeinden im Kampf um den Glauben
Die Apostelgeschichte und die Briefe des NT
Einleitung in den ganzen Bibelkurs
Es hat sich allgemein die Meinung festgesetzt, dass die Bibel ein schwer verständliches Buch aus vergangenen Zeiten ist. Beispiele, die herangezogen werden sind die Schöpfungsgeschichten in 1. Mose 1 und 2, die Offenbarung des Johannes, viele Abschnitte aus dem Alten Testament und manche Briefe des Neuen Testaments.
Es herrscht die Überzeugung, dass man viel Hintergrundwissen braucht, viele Bücher lesen und möglichst ein Theologiestudium absolviert haben muss, um die Bibel zu verstehen. Diese Meinung wird leider unterstützt durch komplizierte Auslegungen von Theologen oder hochtheologische Predigten von den Kanzeln. Es ist nicht zu leugnen, dass es Abschnitte in der Bibel gibt, die schwer verständlich sind, aber wenn man sich mit den Abschnitten beschäftigt, die man versteht, hat man schon ein Leben lang damit zu tun, das ins eigene Leben umzusetzen. Manches, was wir nicht verstehen, wird auch durch theologische Erklärungen nicht verständlicher, sondern durch tiefere und längere Erfahrungen im Glauben. So soll auch diese kleine Einführung in die Bibel nicht den Eindruck erwecken, als könne man ohne ihn die Bibel nicht verstehen. Er hilft nur, manche Abschnitte besser zu verstehen.
In früheren Zeiten haben die Christen die Bibel als Hausbuch gebraucht, das von ganz ungebildeten Menschen täglich gelesen und weitgehends verstanden wurde, oft sogar besser als von Theologen, denn die Bibel gab ihnen Trost, Kraft und Lebenshilfe, um ihren Alltag zu bewältigen. Heute wissen leider viele nichts mit der Bibel anzufangen und legen sie beiseite. Deutlich wird das an einer Karikatur, die ich vor längerer Zeit gesehen habe. Auf dem Bild ist ein frisch verheiratetes Ehepaar am Küchentisch zu sehen. Ein Bein des Küchentisches ist zu kurz. Um das auszugleichen hat das Ehepaar die Bibel darunter gelegt. Der Mann sagt am Telefon zum Pastor: „Hach ja, Herr Pastor, vielen Dank – wir wüssten ja gar nicht, was wir ohne unsere Traubibel machen würden!“
So witzig wie das Bild ist, so ernst sind die Folgen, wenn wir die Bibel beiseitelegen oder zweckentfremdet benutzen, zum Beispiel auch zur Dekoration im Regal.
Wenn die Bibel ins Abseits gerät, bedeutet das zum einen Verlust an Glaubensgrundlage, um sich bewusst für den Glauben zu entscheiden und um als mündiger Christ Entscheidungen vom Glauben her zu treffen, und zum anderen einen Verlust an Kultur- und Wertegrundlage für das eigene Leben und für die Gesellschaft, mit der Konsequenz, dass unser Denken, Fühlen und Handeln bewusst oder unbewusst von anderen Kultur- und Wertegrundlagen bestimmt werden.
Sie werden in dieser Einführung selbstverständlich nicht die ganze Bibel kennenlernen. Lassen Sie es mich mit einem Vergleich von einer Reise verdeutlichen. Wir werden nicht die ganze Reise durchführen, dann müssten wir viel gemeinsam lesen und uns intensiver mit einzelnen Abschnitten beschäftigen. In einer Gemeinde habe ich einmal mit 25 erwachsenen Gemeindegliedern ein Bibelkurs über zweieinhalb Jahre mit 14 tägigen Treffen und sechs Wochenendseminaren durchgeführt. In der Zwischenzeit mussten die Teilnehmer die ganze Bibel nach und nach durchlesen, Hausaufgaben machen, Verse auswendig lernen und auch kleine Tests schreiben. Das war eine außerordentliche Erfahrung und hat die Teilnehmer für das ganze Leben geprägt. Das würde hier natürlich zu weit führen. Was Sie hier erwarten können, ist ein Reisebericht als eine kleine Reisevorbereitung, um Sie zu motivieren, selber zu reisen, die Bibel selbst zu lesen und mehr kennenzulernen. Diese Einführung kann Ihnen die Reise ein wenig erleichtern. Und in der Tat ist die Beschäftigung mit der Bibel eine lange und intensive Reise durch das wunderbare und vielfältige Land des Wortes Gottes. Es kann eine lebenslange spannende Reise werden.
Um diese Einführung in die Bibel zu verstehen sind keine Voraussetzungen notwendig. Das einzige, was Sie mitbringen sollten, ist die Bereitschaft, sich auf die Bibel einzulassen oder ganz neu einzulassen.
Nun wollen wir loslegen.
Teil 1:: Die Bibel: Gottes Wort und/oder Menschenwort?!
Die Entstehung der Bibel, Schöpfungsgeschichte und Naturwissenschaft
Die Bibel kann man auf zweierlei Weise betrachten.
Zum einen kann man die Bibel rein menschlich betrachten als ein Buch aus der Geschichte.
Schauen wir uns das Buch „Die Bibel“ einmal selber an.
Das Schaubild zeigt die Bibel wie in einem Bücherregal.
Daran ist zu sehen, dass die Bibel nicht nur ein Buch ist, das von einem Autor von Anfang bis Ende geschrieben wurde, sondern die Bibel umfasst 66 plus 11 Bücher, davon 39 plus 11 im Alten Testament und 27 im Neuen Testament.
Warum plus 11? Diese elf Schriften nennt man in der evangelischen Kirche auch die Apokryphen, was so viel wie verborgen, nicht anerkannt bedeutet, während in der katholischen Kirche alle 50 (39 plus 11) zum Alten Testament dazugehören. Der Unterschied kommt daher, dass die katholische Kirche sich auf eine Sammlung alttestamentlicher Schriften gründet, die aus der Zeit stammt, bevor das Judentum den endgültigen Umfang ihrer Bibel, die natürlich nur das Alte Testament umfasst, festgelegt hat. Martin Luther hat dann den Umfang der jüdischen Bibel als Grundlage genommen.
Es gibt auch nicht nur einen Autor, sondern viele Autoren der einzelnen Bücher. Im Neuen Testament sind uns viele Autoren bekannt, aber im Alten Testament wissen wir bei vielen Büchern nicht, wer sie aufgeschrieben hat. Manchmal waren vielleicht auch verschiedene Autoren an der Fertigstellung eines Buches beteiligt. Die einzelnen Bücher haben auch unterschiedlich Themen und Schwerpunkte und betrachten verschiedene Aspekte ihrer Erfahrungen mit Gott. Das bedeutet, dass die Bibel nicht einförmig, sondern sehr vielfältig ist und auch uns mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensumständen und Glaubensfragen auf vielfältige Weise ansprechen kann.
Verfasst wurden die einzelnen Bücher in unterschiedlichen Sprachen.
- Das Alte Testament wurde überwiegend in Hebräisch aufgeschrieben. Auf dem Bild sieht man das erste Kapitel der Bibel in hebräischer Schrift. Die Zeichen sind die Konsonanten und die Punkte neben, unter und über den Zeichen sind die Vokale. Ursprünglich hat man nur die Zeichen geschrieben und man wusste, wie man die Wörter inklusive der Vokale aussprechen musste. Später wurden dann die Punkte hinzugefügt. Geschrieben und gelesen wurde von rechts nach links und nach unserem Buchverständnis von hinten nach vorne, das heißt, was für uns heute die hintere Seite eines Buches ist, war für sie die erste Seite.
- Das Neue Testament wurde durchgängig in griechischer Sprache geschrieben. Griechisch war damals im Römischen Reich die überall bekannte Sprache der „Gebildeten“, also derjenigen, die lesen und schreiben konnten. Auf dem Bild sehen Sie die ersten Verse des Johannesevangeliums.
Die Entstehung der biblischen Schriften umfasst einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren.
Sehen wir uns zuerst die Entstehungsgeschichte des Alten Testamentes an. Zunächst gab es von der Zeit Abrahams eine über mehrere hundert Jahre andauernde mündliche Überlieferung. Nun sagen manche Kritiker schnell, dass über einen solchen Zeitraum mit sehr vielen Verfälschungen, Hinzudichtungen und Weglassungen zu rechnen ist. Man muss sich das so vorstellen, dass die Menschen sehr einfach und ohne viele fremde Nachrichten lebten. Immer und immer wieder wurden ihnen die alten Geschichten erzählt, die sie auch so an die nächste Generation weitergaben. Vergleichen kann man das in etwas damit, wenn man einem kleinen Kind eine Geschichte vorliest. Nach mehrmaligem Vorlesen behalten die Kinder fast wortwörtlich die Geschichte. Sobald der Vorleser etwas verändert, protestieren die Kinder. Ein Erwachsener muss heute jeden Tag tausende Informationen verarbeiten, so dass er sich einzelne Informationen oft nicht so genau merkt und sie unter Umständen mit anderen Informationen vermischt. Zurzeit der Nachfahren Abrahams waren diese Geschichten oft über Jahre die einzigen Informationen, die sie dann sehr gut behielten und weitergaben.
- Erst um das Jahr 1000 v. Chr. mit dem Beginn des Königtums in Israel begann man, diese Geschichten aufzuschreiben. Gleichzeitig hielten königliche Geschichtsschreiber genau fest, was in den Zeiten der einzelnen Könige geschah. Diese aufgeschriebenen Geschichten wurden dann später zu einzelnen Büchern zusammengefasst, wie wir sie heute im Alten Testament finden.
- Etwas leichter lässt sich die Entstehung der neutestamentlichen Schriften nachvollziehen. Schon um das Jahr 50 n. Chr. herum, also ca. 20 Jahre nach dem Sterben und der Auferstehung Jesu und zu einer Zeit, als die Augenzeugen des Wirkens Jesu noch lebten, hat Paulus seinen ersten Brief geschrieben. Zu der Zeit oder noch etwas früher entstanden schon die ersten Zusammenfassungen der Reden Jesu und der Passions- und Auferstehungsgeschichte, die die Evangelienschreiber dann etwas später als Vorlagen nutzten. Wie aus dem Schaubild zu ersehen ist, umfasst der gesamt Entstehungszeitraum nicht mehr als 50 Jahre.
In dieser Zeit entstanden auch noch andere Schriften, die später nicht in das Neue Testament aufgenommen worden sind. Der Umfang des Neuen Testaments wurde im 4. Jahrhundert nach Christus festgelegt. Aufgenommen wurden nur Schriften, die nach damaligem Wissensstand von einem Apostel oder einem Apostelschüler verfasst worden und in der ganzen Kirche bekannt und anerkannt waren. Hilfreich zum Verständnis der Bibel ist auch ein Blick in die Umwelt des Volkes Israel und der ersten Christen.
Manche benutzte Bilder und Symbole, die uns heute unbekannt und fremd erscheinen, waren den Menschen damals sehr bekannt, so zum Beispiel in den Gleichnissen Jesu, den Reden der Propheten oder in den Endzeitankündigungen im Alten und Neuen Testament. Es gab damals andere Auseinandersetzungen mit Religionen und Weltanschauungen als heute. Bekannt ist zum Beispiel die Geschichte vom „Goldenen Kalb“ in 2. Mose 32. Eigentlich wurde hier der ägyptische Stiergott dargestellt, aber die Bibel nennt es ein Kalb, um ironisch deutlich zu machen, wie unbedeutend und schwach dieses Götterbild ist. Im Alten Testament gibt es zudem eine ständige Auseinandersetzung mit dem „Baalskult“ und im Neuen Testament mit der „Gnosis“, einer Anschauung, die der heutigen Esoterik ähnlich ist. Außerdem gab es verschiedenen Strömungen im Judentum wie „Pharisäer“, „Sadduzäer“, „Schriftgelehrte“, „Qumran“ oder in den ersten christlichen Gemeinden wie „Judenchristen“ und „Heidenchristen“.
- Hilfreich ist es auch, wenn man etwas Kenntnisse besitzt über die Lebensumstände der damaligen Menschen: Wie haben sie gelebt, welche Fragen und Probleme haben sie beschäftigt, in welchem politischen System lebten sie, was waren damals übliche Verhaltens- und Denkweisen, etc.?
- Manche dieser Fragestellungen werden uns im Laufe dieses kleinen Bibelkurses noch wieder begegnen.
- Etwas leichter lässt sich die Entstehung der neutestamentlichen Schriften nachvollziehen. Schon um das Jahr 50 n. Chr. herum, also ca. 20 Jahre nach dem Sterben und der Auferstehung Jesu und zu einer Zeit, als die Augenzeugen des Wirkens Jesu noch lebten, hat Paulus seinen ersten Brief geschrieben. Zu der Zeit oder noch etwas früher entstanden schon die ersten Zusammenfassungen der Reden Jesu und der Passions- und Auferstehungsgeschichte, die die Evangelienschreiber dann etwas später als Vorlagen nutzten. Wie aus dem Schaubild zu ersehen ist, umfasst der gesamt Entstehungszeitraum nicht mehr als 50 Jahre.
Die tiefere menschliche Betrachtungsweise geschieht durch die Wissenschaft:
- Sie kann hilfreich sein, weil Gott immer in konkrete Situationen hinein spricht und handelt. Wenn man sie kennt, kann man Gottes Wort eventuell besser verstehen. Aber viele Theorien von Wissenschaftlern erscheinen mir auch als reine Spekulationen. Man muss nicht jeder neuen wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Theorie hinterherlaufen.
- Aber sie ist nicht notwendig. Auch vorherige Generationen haben die Bibel ohne wissenschaftliche Kenntnisse verstanden. Ein Theologe versteht die Bibel nicht automatisch besser als ein Nichttheologe.
- Zum Verständnis der Bibel ist vor allem die geistliche Sichtweise notwendig.
Die Bibel geistlich betrachtet.
Dabei geht es um die immer wiederkehrende und grundsätzliche Frage: Ist die Bibel Gottes Wort oder nicht, das heißt redet durch die Worte der Bibel Gott zu uns oder sind es einfach nur menschliche Worte?
Wenn die Bibel nur ein menschliches Werk ist, dann kann sie eingereiht werden in viele andere interessante Bücher; dann kann man sie lesen, muss es aber nicht; dann ist sie für mein eigenes Leben nicht unbedingt wichtig.
- Wenn sie aber Gottes Wort ist, dann wird sie zum Maßstab für uns. Es ist einleuchtend, dass dies die alles entscheidende Frage im Umgang mit der Bibel ist.
Dass sie Gottes Wort ist, kann ich nicht beweisen, aber ich kann es glauben und erfahren. Das Gegenteil kann aber auch niemand beweisen. - Lesen wir einmal, was der bekannte Pastor und Widerstandskämpfer im 3. Reich, Dietrich Bonhoeffer, dazu sagt:
- Wenn sie aber Gottes Wort ist, dann wird sie zum Maßstab für uns. Es ist einleuchtend, dass dies die alles entscheidende Frage im Umgang mit der Bibel ist.
Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb Bonhoeffer in einem Brief an seinen Schwager Prof. Dr. Rüdiger Schleicher über seinen Umgang mit der Bibel: „Du fragst, wie lebe ich in dieser wirklichen Welt ein christliches Leben, und wo sind die letzten Autoritäten eines solchen Lebens, das sich allein lohnt zu leben? Ich will da zunächst ganz einfach bekennen: ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort auf alle unsere Fragen ist, und dass wir nur anhaltend und demütig zu fragen brauchen, um die Antwort von ihr zu bekommen. Nur wenn wir es einmal wagen, uns so auf die Bibel einzulassen, als redete hier wirklich der Gott zu uns, der uns liebt und uns mit unseren Fragen nicht allein lassen will, werden wir an der Bibel froh.
So lese ich nun die Bibel. Ich frage jede Stelle: was sagt Gott hier zu uns? Und ich bitte Gott, dass er uns zeigt, was er sagen will. Und ich will Dir nun auch noch ganz persönlich sagen: seit ich gelernt habe die Bibel so zu lesen – und das ist noch gar nicht so lange her – wird sie mir täglich wunderbarer. Ich lese morgens und abends darin, oft auch noch über Tag. Es mag sein, dass das eine sehr primitive Sache ist. Aber Du glaubst gar nicht, wie froh man ist, wenn man von den Holzwegen so mancher Theologie wieder zurückgefunden hat zu diesen primitiven Sachen. Und ich glaube, in Sachen des Glaubens sind wir allezeit gleich primitiv.
Es bleibt also nichts als die Entscheidung, ob wir dem Wort der Bibel trauen wollen, wie keinem anderen Wort im Leben und im Sterben. Und ich glaube, wir werden erst dann recht froh und ruhig werden können, wenn wir diese Entscheidung getroffen haben.“
Bonhoeffer macht deutlich, dass wir nicht über die Theologie, sondern über den einfachen Glauben zum Wesentlichen der Bibel vordringen.
Was sagt die Bibel über sich selbst?
- In Johannes 20, 31 heißt es: „Was aber in diesem Buch steht, wurde aufgeschrieben, damit ihr festbleibt in dem Glauben, dass Jesus der versprochene Retter ist, der Sohn Gottes. Wenn ihr das tut, habt ihr durch ihn das Leben.“ – Das Ziel der Bibel ist nicht die Vermittlung von Wissen oder moralischen werten, sondern zuallererst der Glaube an jesus Christus als den Retter.“
- Und in Timotheus 3, 14-16: „14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und worauf du dein Vertrauen gesetzt hast. Du weißt, wer deine Lehrer waren, 15 und du kennst auch seit deiner Kindheit die Heiligen Schriften. Sie können dich den Weg zur Rettung lehren, die dir zuteil wird durch den Glauben, der sich auf Jesus Christus gründet. 16 Jede Schrift, die von Gottes Geist eingegeben wurde, ist nützlich für die Unterweisung im Glauben, für die Zurechtweisung und Besserung der Irrenden, für die Erziehung zu einem Leben, das Gott gefällt.“ – Auch hier geht es um den Glauben an Jesus Christus und zu einem Leben, das sich an Jesus Christus orientiert.“
Was folgert nun daraus, wenn wir diese Aussagen für uns ernst nehmen?
Wir müssen einen Perspektivwechsel vornehmen.Die Frage ist, in welcher Position ich mich Gott gegenüber sehe. Bin ICH groß und gott klein, so dass ich selbst der Maßstab bin und Gottes Reden und Handeln nach meinen Maßstäben beurteile – oder ist es umgekehrt?
Der Perspektivwechsel des Glaubens bedeutet: Nicht ICH bin der Maßstab, auch nicht unsere Zeit, mit seinen Wertemaßstäben und Denkmustern, auch nicht eine vergangene Zeit mit ihren Wertemaßstäben und Denkmustern, sondern GOTT ist groß und ich bin klein. Gott, so wie er uns mit seinem Wort in der Bibel begegnet, ist Maßstab und Richtschnur. Es kann sein, dass ich am Wort Gottes scheitere, dass ich es noch nicht verstehe oder noch nicht mit meinem Leben oder unserer Zeit in Verbindung bringen kann, trotzdem bleibt es wahr und richtig. Nicht Gott muss sich mir oder der Zeit anpassen, sondern umgekehrt.
Christsein heißt: die Autorität Gottes anerkennen. Und er begegnet mir zuallererst im Wort Gottes, in der Bibel.Ist nun aber jedes Wort der Bibel für mich gleich wichtig?
Nein! Zwar will Gott durch alle Abschnitte der Bibel zu uns reden, aber es gibt Abschnitte, in denen er ganz deutlich, weniger deutlich oder sehr verborgen zu uns redet. Am deutlichsten redet Gott zu uns in Jesus Christus. So heißt es im ersten Kapitel des Johannesevangeliums, dass er, Christus das Wort Gottes ist. Darum ist Jesus die Mitte der ganzen Bibel und von ihm her müssen die anderen Abschnitte verstanden werden.
- In der Mitte der Bibel steht das Wort von der Gnade, Rettung aus Schuld und Verdammnis, wie wir es in Jesus sehen. Dann gibt es Abschnitte, die mir Erkenntnis über Gott und unser Leben geben und weiter harte Gerichtsworte Gottes oder Geschichten von persönlichen Glaubenserfahrungen, von Glaubenserfolgen und vom Scheitern, die eine Hilfe für unseren Glauben sind und die Bibel enthält moralische Anweisungen für Juden und Christen der damaligen Zeit.
Es gibt zentrale und weniger zentrale Abschnitte in der Bibel; Abschnitte, die uns das Wesen und den Willen Gottes ganz deutlich zeigen, und Abschnitte, die die uns nur wenig oder sehr verborgen etwas vom Wesen und Willen Gottes sagen.
- In der Mitte der Bibel steht das Wort von der Gnade, Rettung aus Schuld und Verdammnis, wie wir es in Jesus sehen. Dann gibt es Abschnitte, die mir Erkenntnis über Gott und unser Leben geben und weiter harte Gerichtsworte Gottes oder Geschichten von persönlichen Glaubenserfahrungen, von Glaubenserfolgen und vom Scheitern, die eine Hilfe für unseren Glauben sind und die Bibel enthält moralische Anweisungen für Juden und Christen der damaligen Zeit.
- Für Martin Luther galt die Leitlinie: „Alles, was Christum treibet“, das ist Gottes klares Wort. Aus diesem Grund nahm er sich die Freiheit, die Reihenfolge der Schriften des Neuen Testaments zu verändern und für ihn weniger bedeutende Schriften ans Ende zu setzen und mit der Seitenzählung aufzuhören. Luther hatte die Freiheit, so mit der Bibel umzugehen, weil für ihn wichtig war, dass wir nicht an die Bibel glauben, sondern wir glauben an Jesus Christus, wie er uns durch die Bibel bezeugt wird. Das ist einm großer Unterschied.
- Stellen Sie sich folgendes Bild vor: In der Mitte eines vollkommen dunklen Raumes steht eine brennende Kerze. Direkt im Umfeld der Kerze ist es hell. Je weiter man aber in den Raum hineinschaut, wird es immer dunkler. Im übertragenden Sinn bedeutet das: Der dunkle Raum ist die Bibel, dessen Bedeutung uns ohne ein Licht Gottes verschlossen bleibt. Die Flamme in der Mitte ist die Leuchtkraft Jesu, das menschgewordene Wort Gottes. Von da aus gibt es mehr oder weniger durchleuchtete Bereiche der Bibel und manche bleiben für uns auch ganz im Dunkeln.
- Für unseren Glauben ist es nicht wichtig, dass wir alles in der Bibel verstehen. Am Wichtigsten ist, dass ich Christus erkenne und vertraue und mit ihm in einer Beziehung lebe. Das andere kann nach und nach kommen. Es ist zum Beispiel relativ unwichtig, ob ich mit der Schöpfungsgeschichte oder mit der Offenbarung des Johannes etwas anfangen kann. Wichtig ist aber, dass Jesus auferstanden ist, lebt und ich eine Beziehung zu ihm haben kann, weil er diese Beziehung zu mir aufgebaut hat.
So erscheinen Bibelworte klar und deutlich und andere undeutlich, schwer verständlich und weniger bedeutend. Ich verstehe auch nicht alles.
- Erlauben Sie mir an dieser Stelle von einer persönlichen Erfahrung zu berichten. Zu Beginn meines Studiums geriet ich in eine tiefe und längere Glaubenskrise. Ich wollte alles ganz genau verstehen, die Geheimnisse des Glaubens begreifen und wissen, wie man sich als Christ immer richtig verhalten soll. Ich wollte Gott selbst und sein Handeln verstehen. Daran bin ich gescheitert, denn sobald ich eine Antwort auf eine Frage gefunden hatte, entstanden mindestens zehn neue Fragen. So ging das weiter, bis ich immer mehr offene Fragen statt klarer Antworten hatte. Eines Tages in einer völlig unerwarteten Situation bekam ich die Antwort wie ein Lichtblitz vom Himmel, indem ich auf 1. Korinther 13, 12 gestoßen wurde. Dort sagt Paulus: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich jetzt schon erkannt bin.“ Im selben Moment wurde mir deutlich worum es im Glauben geht. Es geht nicht um das, was ich verstehe und erkenne, sondern grundlegend und entscheidend wichtig ist, dass er, Christus mich kennt und liebt. In der Ewigkeit werde ich auch alles vollkommen erkennen, so wie Christus mich jetzt schon vollkommen erkannt hat. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich solche Freude empfunden wie in den Stunden danach. Seitdem bin ich davon überzeugt, dass selbst die größten Theologen und Kirchenlehrer alles nur bruchstückhaft erkennen. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig allein ist, dass Christus uns kennt und liebt. Das trägt durch durch das ganze Leben bis in die Ewigkeit hinein. Wenn wir dann in der Ewigkeit angekommen sind, werden wir uns sicherlich über viele Dinge noch wundern. Aber solange können wir als Christen ganz getrost damit leben, dass unser Wissen Stückwerk ist.
So redet Gott zu uns in der Bibel vollkommen und sichtbar in Jesus Christus; mehr oder weniger durch die Autoren und Schriften; in Gesetz und Evangelium, das heißt in Anspruch und Zuspruch Gottes an uns; als verborgener und ferner Gott und als offenbarter und liebender Gott.
Um die Bibel zu verstehen, brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes.
- In Johannes 16, 12+13 sagt Jesus:„12 Ich hätte euch noch vieles zu sagen, doch das würde euch jetzt überfordern. 13 Aber wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch anleiten, in der vollen Wahrheit zu leben. Was er euch sagen wird, hat er nicht von sich selbst, sondern er wird euch nur sagen, was er hört. Er wird euch jeweils vorbereiten auf das, was auf euch zukommt.“
- Deshalb sollen wir um das Wirken des Heiligen Geistes beten.
Der Heilige Geist wird uns dann nach und nach das zu verstehen geben, was für jeden wichtig und dran ist. Dem einen gibt er eine Erkenntnis zuerst und eine andere später und bei anderen Menschen ist es umgekehrt.
- Deshalb sollen wir um das Wirken des Heiligen Geistes beten.
2. Schöpfungsgeschichte und Urgeschichte – 1. Mose (Genesis) 1 – 11
- Die ersten 11 Kapitel der Bibel werden auch als Urgeschichte bezeichnet. Dabei ist die Vorsilbe Ur nicht im Sinne von uralt zu verstehen, also die uralte Geschichte, sondern sie meint, dass hier etwas Urtypisches beschrieben wird als etwas, was in der Geschichte immer wiederkehrt und sich in der Beziehung zwischen Gott und Mensch, bzw. Mensch und Gott immer wiederholt. Doch dazu gleich mehr. Zunächst beschäftigen wir uns mit einer anderen Frage.
Schöpfungsgeschichte(n) und Naturwissenschaft (siehe auch Predigt zu 1. Mose 2)
Auch heute noch werden Glaube und Naturwissenschaft oft gegeneinander ausgespielt. Dabei wird dann gerne die erste Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 1 als Beispiel herangezogen. Wie oft habe ich in Gesprächen Sätze gehört wie: „Ich kann nicht an die Bibel glauben, weil, ich naturwissenschaftlich “ Was die Bibel sagt ist falsch, denn durch die Naturwissenschaften wissen wir, dass die Welt nicht in sieben Tagen, sondern über Jahrmilliarden entstanden ist.“ Ich glaube nicht an Gott, weil ich Realist bin und nur das glaube, was ich sehe.“ Selbst akademisch ausgebildete Lehrer vermitteln ihren Schülern noch solchen Unsinn. Es würde hier zu weit führen, auf alle Aussagen einzugehen, aber zum letzten Einwand habe ich oft geantwortet. Ich bin der bessere Realist, weil ich mit der Realität Gottes, der Realität der Liebe, der Hoffnung, der Zuversicht, usw. rechne. Man kann sie alle nicht sehen, aber in meinem Leben sind sie real da und sehr wichtig.
Aber wer hat denn nun Recht – die Naturwissenschaft oder die Biel mit ihren Schöpfungsberichten?
- Ich möchte darauf anhand von einem Beispiel antworten:
Wenn jemand fragt, wie der Computer entstanden ist, aussieht und wie er sich zusammensetzt und jemand antwortet darauf: Der Computer ist dazu da, Artikel oder Briefe zu schreiben, Bilder zu verwalten, ins Internet zu gehen, etc.. Was ist falsch, denn die Frage ist berechtigt und die Antwort ist richtig? Es ist ganz einfach: Die Antwort passt nicht zur Frage. Wenn nun der Antwortende, um seine Antwort verständlicher zu machen, noch den Computer beschreibt und davon redet, dass der Computer eine Festplatte vom 500 MB hat, Speicherdisketten benutzt und einen Röhrenbildschirm von 15 Zoll hat, dann wird jeder sagen, dass das heute nicht mehr stimmt. Trotzdem Bleibt die Antwort, wozu der Computer da ist, richtig. Umgekehrt ist auch so: Wenn jemand auf die Frage, wozu der Computer da ist, nur von seinen technischen Bauteilen redet, dann ist die Frage berechtigt und die Antwort richtig, aber beides passt nicht zusammen. Man muss genau darauf achten, welche Antwort zu welcher Frage passt.
Genauso ist es, wenn es um Naturwissenschaft und Schöpfungsgeschichte geht. Die Schöpfungsgeschichte will auf die Frage, wozu ist das alles da, antworten. Sie will den Sinn der Schöpfung erklären. Dazu benutzt sie naturwissenschaftliche Erkenntnisse aus der damaligen Zeit um 500 v. Chr.. Auch wenn wir jetzt andere naturwissenschaftlichen Erkenntnisse haben, bleibt trotzdem die Antwort auf die Frage nach dem Sinn weiterhin aktuell und richtig. Sie hat kein naturwissenschaftliches Interesse, sondern benutzt dies nur als Rahmen für die eigentlichen inhaltlichen Aussagen. Die Naturwissenschaft dagegen will die Frage beantworten, wie ist das alles entstanden und wie setzt sich das zusammen.
- Ich möchte darauf anhand von einem Beispiel antworten:
Entscheidend ist, was ich frage: Frage ich, wie ist die Welt entstanden oder frage ich, wozu ist das alles da, was für einen Sinn hat das? Je nach Frage haben beide Recht!
Die Naturwissenschaft antwortet auf die Frage nach dem WIE und kann nichts nach dem WOZU sagen.
Wenn sie es trotzdem tut, dann ist das eine Grenzüberschreitung ihrer Disziplin, eine Ideologisierung der Naturwissenschaft. Beides passt eigentlich nicht zusammen. Sobald das geschieht, kann es sogar gefährlich werden, was am Beispiel der Evolutionstheorie zu sehen ist. Zunächst ist es eine naturwissenschaftliche Theorie, die davon ausgeht, dass die Natur sich dadurch weiterentwickelt, dass der Stärkere sich durchsetzt. Wenn diese zur Ideologie wird, dann kann das bis hin zur Naziideologie führen, die aus dem „Gesetz des Stärkeren“ das Recht des Stärkeren abgeleitet und dem Schwächeren das Lebensrecht abgesprochen hat.
Die Bibel antwortet auf die Frage nach dem WOZU und will nicht die Antwort auf das WIE geben.
Warum sonst gbit es zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte gleich hintereinander in der Bibel, die sich in ihren inhaltlichen Aussagen ergänzen, in der Beschreibung des Ablaufes aber völlig unterschiedlich sind. Der erste Schöpfungsbericht stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 500 v. Chr. während des babylonischen Exils des Volkes Israel, während der 2. Schöpfungsbereicht wahrscheinlich ca. 500 Jahre älter ist. Wenn die Bibel nun benutzt wird, um naturwissenschaftliche Antworten zu geben, dann begeht man auch eine Grenzüberschreitung in naturwissenschaftliche Angelegenheiten hinein und zerstört gleichzeitig die viel wesentlicheren Aussagen der Schöpfungsgeschichten.
Während die inhaltlichen Aussagen der Schöpfungsgeschichte auch heute noch wichtig und aktuell sind, haben sich die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Jahrhunderte stark verändert.
In Babylon, wodurch auch der erste Schöpfungsbericht beeinflusst ist, stellte man sich das so vor, dass die Erdscheibe auf Säulen im Wasser steht, während der Himmel eine durchsichtige Kuppel darstellt, an dem Sonne, Mond und Sterne sich auf Schienen befestigt drehen. In Griechenland gab es schon um 150 v. Chr. die Theorie, dass die Erde eine Kugel ist und im Mittelpunkt der Welt steht, um die sich Sonne, Mond und Sterne drehen. Im Mittelalter glaubte man an ein dreistufiges Weltbild: oben der Himmel, in der Mitte die Erde als Scheibe und darunter die Hölle. Kopernikus stellte dann die Sonne in den Mittelpunkt, um die sich die Erde und die anderen Sterne drehen, und heute sind wir der Überzeugung, dass das Universum vor Milliarden Jahren durch einen Urknall entstanden ist und sich immer weiter ausdehnt.
Und vielleicht wird man in ein paar Jahrhunderten, wenn man zu ganz neuen Erkenntnissen gekommen ist, darüber schmunzeln, wie wir uns die Entstehung der Welt vorgestellt haben.Einige Beispiele zu den inhaltlichen Aussagen der ersten Schöpfungsgeschichte. Dazu lesen wir zunächst den Schöpfungsbericht aus 1. Mose 1,1 – 2, 4:
1 1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2 Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. 3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. 4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. 6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. 7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. 9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem Ort, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. 10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. 11 Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so. 12 Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. 13 Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. 14 Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre 15 und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. 16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde 18 und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. 19 Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. 20 Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. 21 Und Gott schuf große Seeungeheuer und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. 22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. 23 Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. 24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. 25 Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. 26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. 28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. 29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. 30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. 31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
2 1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. 2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. 4 Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden. Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte.
Einige inhaltliche Aussagen in aller Kürze:
- Gott ist Herr über das Chaos: Gott verwandelt das bedrohende Chaos in Leben spendende Kraft.
- Gott schafft das Leben: Die Welt ist nicht zufällig, sondern Gottes Wille. Auch ich bin nicht zufällig, sondern nach Gottes Willen geschaffen.
- Das Leben wie auch die ganze Welt sind abhängig von Gottes Fürsorge.
- Gott ist nicht Teil der Schöpfung, sondern von ihr unabhängig. Das war in der damaligen Zeit in der Auseinandersetzung mit dem Baalskult besonders wichtig.
- Gottes Verhältnis zur Schöpfung ist grundlegend positiv.
- Gott schafft aus dem Nichts. Das kann nur Gott. Etwas machen, kreatives Gestalten kann auch der Mensch
- Die Sterne sind Geschöpfe und keine Götter. Alles in der Welt steht unter Gott. Gott bestimmt unser Leben, nicht die Sterne. Das war in der damaligen religiösen Umwelt eine wichtige Aussage.
- Alles war sehr gut! Das Leben kann sich entfalten, darauf ist es angelegt. Angesichts des Chaos ist es ein Lobpreis auf Gottes gute Schöpfung. Das Leibliche ist auch nicht weniger wert als das Geistige oder Seelische. Alles ist gut.
- Der Mensch ist Gottes Ebenbild! Natürlich nicht äußerlich, sondern von seinem Wesen her. Das gilt für jeden Menschen. Das bedeutet:
- Er ist Gottes Verwalter: Die Erde mit allen Gütern ist ihm anvertraut, nicht sein Besitz. Der Mensch soll so mit der Schöpfung umgehen, wie Gott mit ihr umgehen würde. Das ist der Sinn der Arbeit
- Er ist Gottes Gegenüber, dass heißt Gott ist sein Spiegel. Nur wenn er in diesen Spiegel schaut, erkennt er sich selbst
- In der Abhängigkeit von Gott ist die Grenze seiner Freiheit. Er ist Geschöpf, nicht Herr.
- Die Ruhe ist Teil der Schöpfung: Wir sollen nicht nur ausruhen von der Arbeit, sondern in der Beziehung zu Gott uns selbst immer wieder erkennen im Verhältnis zu Gott, im Verhältnis zum Mitmenschen, zur Schöpfung und zu uns selbst.
- Wir müssen also trennen: was ist naturwissenschaftliche Kenntnis aus der Zeit, die für uns heute unbedeutend ist, und was sind inhaltliche Aussagen, die auch für uns noch wichtig sind.
- Der Vollständigkeit halber können Sie hier noch den zweiten und älteren der beiden Schöpfungsberichte (Der Garten Eden) aus 1. Mose 2, 5 – 25 lesen: 5 Alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6 aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land. 7 Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. 9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. 10 Und es geht aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilt sich von da in vier Hauptarme. 11 Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; 12 und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. 13 Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. 14 Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. 15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. 16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, 17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben. 18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. 19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. 20 Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen wurde keine Hilfe gefunden, die ihm entsprach. 21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch: Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
Die ganze Urgeschichte von Kapitel 1 – 11 kurz im Überblick.
Auch hier geht es nicht um frühgeschichtliche Erzählungen, sondern um Urtypisches. Es werden grundsätzliche Aussagen über das Verhältnis von Gott und Menschen gemacht.
- Kapitel 1 und 2: Alles ist heil, gut. Es gibt einen umfassenden Frieden in allen Beziehungen
- Gottes Absicht: der vierfache Friede – Folie
- Ab Kapitel 3 wird von der Zerstörung dieses umfassenden Friedens erzählt
- Zerstörung des Friedens und ihre Folgen – Folie
- 3: Der Sündenfall: Es geht nicht nur um das Übertreten von Geboten, sondern vor allem um das Misstrauen des Menschen gegenüber Gott. Der Mensch glaubt, dass es ihm besser geht, wenn er nicht auf Gott hört und sein Schicksal als sein eigener Herr selbst in die Hand nimmt. Es ist ein Misstrauen gegenüber Gottes Güte und Fürsorge.
- 4: der Brudermord – Die Zerstörung der Beziehung zu Gott wirkt sich auf die Beziehung zwischen Menschen aus.
- 5-11:
- Die Zerstörung des Heils wird auch am abnehmenden Alter sichtbar.
- Gott macht einen Neuanfang und verspricht seine Treue im Noah-Bund
- Der Mensch wird wieder hochmütig (Turmbau zu Babel). Die Folge ist, dass die Menschen sich nicht mehr verstehen.
- Kapitel 1 und 2: Alles ist heil, gut. Es gibt einen umfassenden Frieden in allen Beziehungen
Ein paar abschließende Bemerkungen:
- die Bibel ist Gottes Wort = sie kritisiert mich, nicht ich die Bibel.
- Als Christ muss ich die Bibel immer mehr kennen lernen.
- Man muss nicht alles verstehen, sondern das, was man versteht, umsetzen. „Tue zuerst den dir bekannten Willen Gottes, dann wirst du auch den dir unbekannten Willen Gottes erfahren.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Bibellese, z. B. fortlaufend von Anfang bis Ende die Bibel lesen, nach einem vorgefertigten Bibelleseplan, einzelne Verse wie z. B. die Losungen des Tages, alleine oder in Gruppen.
- „es war alles sehr gut!“ So hat Gott unser Leben gewollt. Das ist sein Wille. Was im Einzelnen gut ist, erfahren wir am besten in der Bibel.
Fragen zum persönlichen Nachdenken oder für ein Gespräch in einer Gruppe:
- Welche Betrachtung der Bibel steht für Sie im Vordergrund – und warum: die Menschliche oder die Geistliche?
- Zur Schöpfungsgeschichte:
- Was kann uns die folgende Geschichte über die Bedeutung von naturwissenschaftlichen Aussagen im Vergleich mit inhaltlichen Aussagen in der Schöpfungsgeschichte verdeutlichen
Zweifache Beschreibung eines:
Der Mensch hat den Fußball hergestellt. Innen ist eine Blase mit Lüft gefüllt. Außen ist eine Lederhaut, aus verschiedenen Lederstücken zusammengenäht. So ist der Fußball gut geeignet zum Fußballballspiel. Der Spieler läuft mit dem Ball, tritt mit dem Fuß dagegen, gibt Flanken zu seinen Mitspielern, denn Fußball wird in einer Mannschaft gespielt, und versucht so möglichst viele Tore in das gegnerische Tor zu schießen. Der Fußball ist gut geeignet für dieses Spiel und macht vielen Menschen Freude.
2. Der Fußball ist in seiner Form fast rund. Viele mehreckige Lederstücke zusammengenäht ergeben die Oberfläche. Durch die Näht ergeben sich kleine Unebenheiten in der sonst glatten Oberfläche. Beim Leder gibt es qualitätsmäßige Unterschiede. Innen ist eine Blase aus Gummi, gefüllt mit Luft. Ein Ventil ermöglicht die Zufuhr von Luft und gewährleistet, daß die Luft nicht wieder entweicht. So erhält der Ball Halt und bewahrt seine äußere Form. Wird der Ball mit hoher Geschwindigkeit fortbewegt, entsteht eine leichte Verformung.
Welche Beschreibung ist richtig?
Welcher Bericht ist wichtiger,
– wenn ich etwas über die Beschaffenheit des Fußballs wissen will,
– wenn ich Fußball spielen will? - welche zeitgebundenen naturwissenschaftlichen Aussagen macht die Schöpfungsgeschichte?
- welche inhaltlichen Aussagen werden gemacht, die damals und / oder heute von Bedeutung sind?
- Was kann uns die folgende Geschichte über die Bedeutung von naturwissenschaftlichen Aussagen im Vergleich mit inhaltlichen Aussagen in der Schöpfungsgeschichte verdeutlichen
- Wie stehen Sie zu den abschließenden Thesen und wie wollen Sie sie evtl. in Ihrem Leben umsetzen?
Teil 2: Gottes Neuanfang mit den Menschen, Befreiung und Glaubensschule des Gottesvolkes.
Die fünf Bücher Moses als Grundlage
Wiederholung:
Im ersten Teil haben wir Gottes Absicht für unsere Welt erkennen können. „Und siehe, es war sehr gut!“ heißt es am Ende der ersten Schöpfungsgeschichte. So hat Gott die Welt erschaffen und so möchte er sie immer haben. Es soll einen umfassenden Frieden, umfassendes Heil geben, in der Beziehung des Menschen zu Gott, zur Natur, zu sich selbst und zum Mitmenschen.
Doch der Mensch hat sich von Gott abgewandt. Das Urmisstrauen des Menschen gegenüber Gott, Gott könne ihm nicht genug zu einem erfüllten Leben geben, ist seine Ursünde und hat das Heil in allen Beziehungen zerstört.
Die ersten 11 Kapitel werden als Urgeschichte bezeichnet. Dabei geht es nicht darum, darzustellen, was zu Beginn der Welt vor Urzeiten geschehen ist, sondern um etwas Urtypisches, was für alle Zeiten gilt, auch heute: Gott will das Heil und der Mensch zerstört es durch sein Misstrauen gegenüber Gott.
Einleitung
Nach der Zerstörung des Heils macht Gott einen Neubeginn, Davon wird in 1. Mose (Genesis), Kapitel 12 berichtet. Gott handelt selbst, um seinen Heilsplan umzusetzen. Er will Heil für die Menschen. Gott ist der Handelnde.
- Nun beschreibt die Bibel, zunächst das Alte Testament, wie Gott seinen Heilswillen vorantreibt mit Gnade und Gericht, das heißt auf der einen Seite mit allem, was Gott seinem Volk schenkt, und auf der anderen Seite, wie Gott zurechtweist, straft und sich abwendet.
- Dafür gebraucht Gott Menschen, die seinen Heilsplan umsetzen sollen. Die Bibel berichtet, von den Menschen, mit denen Gott es dabei zu tun hat, das Volk als Ganzes und einzelne Personen. Diese Träger des Heilswillen Gottes in der Welt werden gezeigt, wie sie in Gehorsam den Auftrag Gottes erfüllen oder sich in Untreue von ihm abwenden.
- Es ist typisch für die Bibel, dass sie die Hauptfiguren nicht als Helden oder Heilige darstellt, sondern mit allen ihren Schwächen. So sind sie Gottes Werkzeuge, denn nicht die Menschen stehen im Vordergrund, sondern Gottes Handeln durch sie.
- In 1. Mose 12 beginnt die eigentliche Geschichtsschreibung in der Bibel, zunächst noch als mündliche Überlieferung, die später aufgeschrieben wurde und später durch königliche Geschichtsschreiber, die das Zeitgeschehen schriftlich festgehalten haben.
Gott beginnt neu mit einer Person – mit Abraham.
1. Mose 12, 1-3 ist eine Schlüsselstelle in der ganzen Bibel.
1 Und der HERR sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
Gott will das Heil für die ganze Welt und beginnt mit Abraham, sein Heilsplan für diese Welt umzusetzen. Von nun an zieht sich Gottes Heilsplan wie ein roter Faden durch die ganze Bibel. Träger seines Heilsplans sind zunächst Abraham und seine Nachkommen, dann das ganze Volk Israel als Volk Gottes, um es dann durch Jesus und das neue Volk Gottes, die Christen, auf die ganze Welt auszubreiten, bis er das Heil in der Ewigkeit wieder vollkommen herstellt.
Abrahams Berufung und Verheißung: der dreifache Segen.
Gott beruft Abraham zum Werkzeug für seinen Heilsplan. Er ruft ihn heraus aus seiner bekannten, sicheren Umgebung in eine ungewisse Zukunft. Abrahams einzige Grundlage ist Gottes Verheißung „in ein Land, das ich dir zeigen will.“ und „ich will dich zum großen Volk machen.“ Gott will Abraham als sein Werkzeug segnen, er soll zum Segen für andere werden und durch ihn soll sich dieser Segen über die ganze Welt ausbreiten, was dann durch Jesus Wirklichkeit wird.
Ich will dich segnen
du sollst ein Segen sein
in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
- Eine Karte zu Abrahams Weg nach Palästina finden Sie unter diesem Link: Abrahams Weg
Abraham wird vor allem als Glaubensheld beschrieben und auch im Neuen Testament gilt er als Vorbild im Glauben, aber auch sein Versagen wird nicht verheimlicht.
- In Kapitel 12 und 20 gibt Abraham gegenüber dem ägyptischen Pharao und dem König Abimelech seine Frau Sara als seine Schwester aus, damit sie ihn nicht töten, wenn sie Sara für sich zur Frau nehmen wollen. Das tun sie auch, und erst durch ein Eingreifen Gottes wird Abrahams Fehlverhalten wieder zurechtgerückt.
- Vor allem aber wird Abraham als jemand dargestellt, der Gott von ganzem Herzen glaubte und vertraute, so zum Beispiel beim Auszug aus dem Vaterhaus und der Wanderung ins verheißene Land; bei der Verheißung der Nachkommenschaft glaubte Abraham Gott trotz seines hohen Alters und das seiner Frau (1. Mose 15, 6 heißt es: „Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“; in Kapitel 18 handelt Abraham mit Gott um den Erhalt der Städte Sodom und Gomorra, die Gott wegen ihres verderbten Lebens vernichten will; und auch in der Geschichte der vorgesehenen Opferung seines Sohnes Isaak (Kap. 22) geht es um Abrahams Vertrauen in Gott. Es geht hier nicht um eine scheinbar brutale Forderung Gottes, sondern um die Prüfung von Abrahams Glauben und um die Abwehr der Menschenopfer, die in anderen Religionen der kanaanäischen Welt zu der Zeit üblich waren.
- So wird auch im Neuen Testament Abraham als Vorbild im Glauben dargestellt, zum Beispiel in Römer 4 oder Hebräer 11.
Die Nachkommen Abrahams bis Josef
- Im Schaubild sehen Sie einen Überblick über alle Nachkommen Abrahams bis Josef. Isaak gilt als die Erfüllung der Verheißung Gottes auf Nachkommenschaft, auch wenn Abraham noch einen zweiten Sohn hatte, Ismael. Den hatte Abraham mit einer Magd Saras. Im damaligen Kulturkreis war es eine übliche Sitte, mit der Magd ein Kind zu zeugen, um einen Erben zu bekommen. Als dann aber Isaak geboren wurde, war er der Erbe und der Träger der Verheißung Gottes. Ismael gilt als der Vater der Araber und von daher zieht der Islam seine Linie zu Abraham über Ismael.
Dazu eine kleine Zwischenbemerkung: Es ist heute auch unter Theologen weit verbreitet, von den drei Abrahamitischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam zu reden. Historisch gesehen haben alle drei einen Bezug zu Abraham, aber inhaltlich theologisch ergibt dieser Begriff überhaupt keinen Sinn, denn weder war Abraham ein Religionsstifter noch glaubt irgendjemand an Abraham. Christen glauben an Jesus und die Verheißung an Abraham und den Zuspruch des Segens geht über Isaak bis hin zu Jesus. Der Begriff „Abrahamitische Religionen“ sagt also abgesehen vom Historischen nichts über irgendwelche Gemeinsamkeiten der Religionen aus. - So geht die Verheißungslinie weiter über Jakob, den Bruder von Esau. Jakob hat sich das Erbe mit Hilfe seiner Mutter erschlichen, wodurch es zum erbitterten Kampf zwischen den Brüdern kam. Jakob flüchtet daraufhin zu seinem Onkel und muss dort insgesamt 14 Jahre arbeiten, um Lea und Rahel zu seinen Frauen zu bekommen. Insgesamt hatte Jakob zwölf Söhne von den beiden Frauen und zwei Nebenfrauen. Mehrehe und Nebenfrauen waren im damaligen Kulturkreis üblich, was auch hier in der Bibel nicht als verwerflich bezeichnet wird. Es wird daran deutlich, dass Gott in den Gewohnheiten des jeweiligen geschichtlichen Zusammenhanges handelt, um seinen Heilsplan auszuführen. Besonders prägend war für Jakob sein Kampf mit Gott, von dem in 1. Mose 32 berichtet wird. In Vers 37 sagt Jakob zu Gott: „Ich lasse dich nicht, de segnest mich denn. (Kap. 32, 27)
- Josef war der zweitjüngste Sohn, bzw. der älteste Sohn seiner Lieblingsfrau Rahel. Weil Jakob ihn besonders liebte, wurden seine Brüder neidisch und verkauften ihn als Sklaven nach Ägypten. Nach einer Hungersnot kommt auch der Rest der Familie nach Ägypten. So kommt das Volk Israel durch Josef nach Ägypten.
- Im Schaubild sehen Sie einen Überblick über alle Nachkommen Abrahams bis Josef. Isaak gilt als die Erfüllung der Verheißung Gottes auf Nachkommenschaft, auch wenn Abraham noch einen zweiten Sohn hatte, Ismael. Den hatte Abraham mit einer Magd Saras. Im damaligen Kulturkreis war es eine übliche Sitte, mit der Magd ein Kind zu zeugen, um einen Erben zu bekommen. Als dann aber Isaak geboren wurde, war er der Erbe und der Träger der Verheißung Gottes. Ismael gilt als der Vater der Araber und von daher zieht der Islam seine Linie zu Abraham über Ismael.
Die Befreiung aus Ägypten
- Nachdem die Familie Josefs zunächst freundlich in Ägypten aufgenommen und zu einem großen Volk geworden war, veränderte sich nach ein paar Jahrhunderten die Stimmung und das Volk wurde versklavt. Aus eigener Kraft konnten sie sich nicht befreien. Im 2. Buch Mose (Exodus) wird nun berichtet, wie Gott eingreift und das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit.
- Mose, Kind einer israelitischen Mutter wird von der Mutter ausgesetzt, um zu verhindern, dass das Kind getötet wird, da alle israelitischen Jungen getötet werden sollten, damit das Volk nicht zu groß und mächtig wird. Die Tochter des Pharao findet das Baby und so wächst Mose im Haus des Pharao auf wie ein Königssohn. Doch Jahre später kommt es zum Zerwürfnis und Mose muss in die Wüste fliehen. Dort beruft Gott Mose zum Anführer des Volkes und als Werkzeug Gottes, um das Volk aus der Sklaverei zu befreien und in das verheißene Land zu bringen. Weil der Pharao das Volk nicht ziehen lassen will, schickt Gott Plagen über das Land. Immer wieder weigert der Pharao sich, dem Volk die Freiheit zu geben. Erst nach der 10. Plage, als alle Erstgeburt der Ägypter sterben muss, entlässt er das Volk in die Freiheit. An diesem Tag sollen alle Israeliten ein Lamm schlachten und das Blut an die Türpfosten streichen, damit der Racheengel Gottes diese Häuser verschont.
- Dieses Erlebnis der Befreiung ist zentral im Bewusstsein des Volkes Israel geblieben:
Es findet seinen Niederschlag im Glaubensbekenntnis der Israeliten
und im jährlich stattfinden Passahfest. Beides hat für die Juden bis in unsere Zeit Bedeutung.
- Das Passahfest, das an die Befreiung erinnert, ist auch ein Vorbild für unsere Abendmahlsfeier und die Befreiung durch Christus.
Jesus feiert am Abend vor seiner Kreuzigung, am Gründonnerstag, mit den Jüngern das Passahfest und setzt das Abendmahl ein.
Aber es gibt auch viele inhaltliche Parallelen: die Befreiung, Gemeinschaft des Volkes Gottes, Nahrung auf dem Weg zum Ziel. Das Volk war befreit, auf dem Weg ins verheißene Land, um seine Bestimmung zu erfüllen im Heilsplan Gottes und zum Segen für alle Völker zu werden. Genauso handelt Gott mit uns Christen.
Zur Festigung seiner Erwählung schließt Gott einen Bund mit einzelnen Personen oder mit dem ganzen Volk.
Wir finden solche Bundesschlüsse zum Beispiel bei Noah (1. Mose 9) mit Abraham (1. Mose 15 und 17), mit David (2. Samuel 7), durch Mose mit dem Volk Israel (2. Mose 19 + 20 und 32-34) und bei einigen Propheten.
Es sind keine Bundesschlüsse auf Augenhöhe, sondern ein Bund, der von Gott gewährt wird. Gott gibt dem Volk oder einzelnen Menschen seine Zusagen und im Gegenzug fordert Gott, dass sie den Auftrag erfüllen, ein Werkzeug in seinem Heilsplan zu sein und zum Segen für andere zu werden. Dazu müssen sie bestimmte Regeln einhalten, zum Beispiel im Verhältnis zu Gott, im Miteinander, in der Abgrenzung von anderen Völkern mit ihren Religionen und dass sie mit den Gaben Gottes im Sinne Gottes und in Verantwortung vor ihm umgehen. Darum geht es in allen Geboten und Regeln des Alten Testaments.
Die Bundesschlüsse hatten für das Volk Israel zentrale Bedeutung, doch am Wichtigsten war der Bundesschluss durch Mose am Berg Sinai.
Für uns Christen gibt es einen neuen Bundesschluss in Jesus Christus. Das andere Wort für Bund ist Testament. Deshalb wird die Bibel aufgeteilt in ein Altes Testament, den alten Bundesschluss Gottes mit dem Volk Israel am Berg Sinai, und ein Neues Testament, dem neuen Bundesschluss für Christen in Jesus Christus.
Gott gibt dem Volk Gaben und Regeln zur Festigung seiner Bestimmung, um durch das Volk seinen Heilsplan umzusetzen. Dazu benutzt er keine Engel oder andere göttliche Fähigkeiten, sondern irdische Mittel, wie zum Beispiel
- Das verheißene Land, in dem es sicher leben kann.
- Heiligtümer wie die Stiftshütte mit der Bundeslade während der Wüstenwanderung und den ersten Jahrhunderten im Land und später den Tempel, der unter König Salomo zum Ende des 10. Jahrhunderts erbaut wurde, in dem dann auch die Bundeslade ihren Platz fand.
- Anführer wie Mose und Josua bis zur Eroberung des verheißenen Landes. Danach die Richter, die nur für bestimmte Zeit zu Anführern berufen wurden, wenn es interne Konflikte oder kriegerische Bedrohungen von außen gab. Ab ca. 1.000 v. Chr. waren dann die Könige die Anführer des Volkes und als kritisches Gegenüber von Zeit zu Zeit Propheten.
- Regelmäßig wiederkehrende Feste wie das Passahfest als Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten; das Laubhüttenfest als Erinnerung an die Zeit der 40jährigen Wüstenwanderung von Ägypten ins verheißene Land; das Neujahrsfest als Fest der Erschaffung der Welt; Jom Kippur, das höchste Fest der Israeliten als Tag der Versöhnung mit Gott und den Menschen und der Befreiung von aller Schuld; das Pfingstfest als Erinnerung an die Übergabe der 10 Gebote am Sinai; und später das Purim-Fest, das an die Errettung aus Verfolgung und die Befreiung aus Babylon erinnert, und das Tempelweihfest.
- Gottes helfendes Eingreifen wie zum Beispiel bei der Befreiung aus Ägypten, der Zug durch das Schilfmeer, die Offenbarung am Berg Sinai, die Ernährung mit Wachteln und Manna, dem fließenden Wasser aus dem Berg, die Schlange aus Eisen als Schutz vor Schlangenbissen, den Gang durch den Jordan und viele Siege über Feinde.
- Sichtbare Zeichen am Körper und an der Kleidung dienten der Absonderung von anderen Völkern und Religionen. Es sollte sie daran erinnern, dass sie von Gott aus allen Völkern herausgerufen und erwählt wurden, um für Gott ein Werkzeug in seinem Heilsplan zu sein. Und es sollte sie davor schützen, sich mit anderen Religionen zu vermischen und Gott untreu zu werden.
- Gebote und Gesetze wie die 10 Gebote, Reinheitsgesetze, Kultgesetze Sozialgesetze und andere dienten dazu, ihnen über Generationen Gottes willen bekannt zu machen und danach zu leben. Viele dieser Gebote und Gesetze waren für die damalige Zeit äußerst fortschrittlich.
Es sind alles Gaben und Forderungen Gottes, die zur Absonderung von anderen Völkern mit anderen Religionen dienen, um die Bestimmung für den Heilsplan zu sichern und das Volk auf Gottes Kurs zu halten.
Gott sichert auch unsere Erwählung ab durch Gaben und Gebote, damit wir nicht vom Weg abkommen, sondern unsere Bestimmung erfüllen und zum Segen für andere werden.
Gott nimmt sein Volk in eine Glaubensschule, um zu lernen, seiner Bestimmung entsprechend zu leben. Das geschieht während der Wüstenwanderung.
- Eine Grafik über den Weg des Volkes Israel von Ägypten bis nach Palästina finden Sie unter diesem Link: Die Wüstenwanderung
- Hier bekommt das Volk die Gaben Gottes zur Sicherung der Bestimmung. Hier geht es in die Schule des Glaubens. Das Volk soll lernen, Gott zu vertrauen, und das fällt dem Volk schwer. Das Volk erfährt, dass Gott durch wunderbare Taten hilft, aber dann stoßen sie immer wieder auf neue Hindernisse. Sie sollen Gott vertrauen, aber sie scheitern immer wieder. Sie „murren gegenüber Mose und werfen ihm vor: Warum hast du aus Ägypten geführt, denn da hatten wir wenigsten zu Essen und ein Haus. Hier in der Wüste kommen wir nur um. Sie wollten zurück zu den „Fleischtöpfen“ Ägyptens. Sie fielen von Gott ab und zeigten damit, dass sie ihm nicht vertrauen, zum Beispiel als sie sich ein „Goldenes Kalb“ erschufen, das sie an den Stiergott Ägyptens erinnerte. Die Bibel nennt es „Kalb“, um damit auszudrücken, wie lächerlich und schwach dieser selbst erschaffene Gott ist. Sie murren, weil sie Angst haben, zu wenig zu essen und zu trinken zu bekommen und ziehen nicht auf dem von Gott vorgesehenen Weg weiter, weil sie Angst vor den dort lebenden Völkern haben.
- Als Folge droht Gott ihnen seine Strafe an oder straft, nicht um das Volk zu vernichten, sondern damit es zurückkehrt auf seinen Weg und ihm vertraut. Es geht um Gottes Heilsplan für die Welt.
- Wir sehen dann, wie Mose für das Volk betet, das Volk wieder umkehrt zu Gott und erneut Gottes Gnade und Führung erlebt.
- Dieser Ablauf wiederholt sich immer wieder während der Wüstenwanderung und im ganzen Alten Testament bei einzelnen Personen oder auch beim ganzen Volk von Abraham bis zur babylonischen Gefangenschaft im 6. Jahrhundert v. Chr. Also über einen Zeitraum von 1800 bis 500 v. Chr..
- Auch hier sehen wir viele Parallelen zur Glaubensschule der Christen.
- siehe auch Predigt zu 2. Mose 13
Die Erfüllung der Verheißung: das gelobte Land
- „Gott hat uns dieses Land gegeben“ ist ein Grundbekenntnis der Israeliten bis in unsere Zeit. Es dient auch als Vorbild für die christliche Verheißung der Ewigkeit. So wie die Israeliten während der Wanderung durch die Wüste auf dem Weg ins verheißene Land waren, so sind wir Christen auf dem Weg in die verheißene Ewigkeit Gottes.
- Jeder Stamm erhielt sein eigenes Stück Land. Die Namen der Stämme richten sich nach den Namen der zwölf Söhne Jakobs. Nur zwei Namen fehlen hier: Levi und Josef. Die Leviten waren für die Aufrechterhaltung des Kultes zuständig. Sie erhielten kein eigenes Land und mussten durch Abgaben von den anderen Stämmen mit versorgt werden. Um wieder auf die Zahl „zwölf“ zu kommen wurden für Josef seine beiden Söhne als einzelne Stämme genannt „Ephraim“ und „Manasse“.
- Während vom zweiten bis fünften Buch Mose vom Auszug aus Ägypten und der Wüstenwanderung und allen Geboten und Gesetzen berichtet wird, geht es im Buch Josua um die Eroberung des verheißenen Landes.
Zum Abschluss dieser Einheit noch ein paar Bemerkungen zur Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, wie sie vor allem Martin Luther vorgenommen hat.
- Als Gesetz gelten alle Forderungen Gottes an die Menschen, um sie auf dem Weg ihrer von Gott festgelegten Bestimmung zu halten, deren Nichterfüllung Gottes Strafe nach sich zieht und negative Folgen für die Menschen hat.
Zu allen Zeiten bleibt die Absicht Gottes gleich, Menschen auf dem Weg ihrer Bestimmung zu halten, Gottes Heilsplan in der Welt umzusetzen. Das galt damals für alle Generationen des Volkes Israel und das gilt auch über die Jahrtausende für alle Christen. Die Konkretion der Forderungen Gottes ändert sich aber und passt sich den zeitlichen Umständen an. Manche Gebote aus der Bibel haben keine Bedeutung mehr für uns, wie zum Beispiel die Kult- und Reinheitsgesetze oder auch die Unterordnung der Frau unter dem Mann im Neuen Testament. Bei anderen gewichten wir heute anders, wie zum Beispiel das Bilderverbot, das damals eine viel größere Bedeutung hatte. So muss bei allen Geboten der Bibel immer wieder die Absicht herausgearbeitet und in die jeweilige Zeit übertragen werden. Die grundlegende Absicht und Zusammenfassung aller Gebote finden wir im Doppel-, bzw. Dreifachgebot der Liebe durch Jesus in Matthäus 22, 37-40.
- Evangelium ist die gnädige Zuwendung Gottes in Führung und Bewahrung, Rettung und Vergebung, Verheißung und Erfüllung. Es behält für alle Zeiten seine grundlegende Gültigkeit, denn auch wenn Menschen sich ändern, Gott ändert sich nicht. Das Evangelium begegnet uns schon an vielen Stellen im Alten Testament, deutlicher in den Schriften des Neuen Testaments, aber ganz leuchtend in Jesus Christus.
- Das ganze Wort Gottes ist wichtig. Das Gesetz dient zur Erziehung zur Sündenerkenntnis und zum Gott gemäßen Leben. Das Evangelium dient zur Rettung, die Gott selbst bewirkt. Beides müssen wir lesen und beachten, um darin zu wachsen.
Aufgabe zur persönlichen Nacharbeit:Übertragen Sie folgende für das Volk Israel prägenden Erfahrungen, Gaben und Anforderungen auf Erfahrungen, Gaben und Anforderungen für unser Leben als Christen. | |
Israel | Christen |
Die Befreiung aus Ägypten | |
Der Bundesschluss Gottes mit Menschen | |
Die Sicherung der Erwählung/Bestimmung | |
Wüstenwanderung als Glaubensschule | |
Die Erfüllung der Verheißung – das gelobte Land |
Teil 3: Die Geschichte Israels als Volk Gottes zwischen Abfall und Treue, Gericht und Gnade.
Die Zeit der Richter, Könige und Propheten in Israel
Wiederholung:
Eine kurze Zusammenfassung der letzten Einheit:
Abraham hatte von Gott den „Dreifachen Segen“ zugesprochen bekommen. Damit hatte Gott die Bestimmung Abrahams, seiner Nachkommen und des Volkes Israel festgelegt. Gott wollte für die Menschen wieder Heil schaffen und gebrauchte sie als Werkezuge für seinen Heilsplan.
Zur Sicherung der Bestimmung hatte Gott dem Volk Gaben gegeben und Anforderungen gestellt, damit sie ihrer Bestimmung entsprechend leben.
In der letzten Einheit waren wir historisch bis zur Eroberung des verheißenen Landes gekommen, von der im Josuabuch berichtet wird. Israel hatte alles von Gott bekommen, um seiner Bestimmung gerecht zu werden. Nach der Landnahme hätte eigentlich alles gut sein können, aber …
Es gab im Land neue Gefahren für das von Gott erwählte Volk und seine Bestimmung.
Zunächst gab es immer wieder militärische Bedrohung durch:
- die Philister, die in der Gegend des heutigen Gaza-Streifens angesiedelt und militärisch gut gerüstet waren. Im Wort „Philister“ steckt das heute verwendete Wort „Palästinenser“ oder „Palästina“
- selbständige Stadtstaaten, die noch mitten im Gebiet der jüdischen Stämme siedelten und ihr Gebiet ausweiten wollten. Der bekannteste Stadtstaat war Jerusalem, das erst mehr als 200 Jahre später von David erobert und zur Hauptstadt gemacht wurde.
- andere Völker, die aus der Wüste ins fruchtbare Land eindrangen und über lange Zeit zur Bedrohung für Israel wurden.
- Großmächte, die Israel bedrohten, gab es in den ersten Jahrhunderten noch nicht. Die kamen erst später zur Zeit der Könige auf.
- Die einzelnen Stämme lebten mehr oder weniger für sich und manchmal auch gegeneinander. Israel hatte noch keine einigende Führung. Nur in Notzeiten, vor allem bei kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zu einer Vereinigung. Doch auch daran nahmen nicht immer alle Stämme teil.
- Eine Grafik über die Aufteilung der zwölf Stämme Israels finden Sie unter diesem Link: Die Zwölf Stämme
- In dieser Zeit spielten die Richter eine wichtige Rolle
Der Richter hatte nicht primär etwas mit unserer Funktion des Richters zu tun, sondern das israelitische Rechtsverständnis meint, etwas so wieder in Ordnung bringen, dass gutes Leben möglich ist, zum Beispiel durch Abwehr von Feinden oder auch bei Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen. Bei Bedrohung durch andere Völker wurden sie von Gott berufen, um das Volk zu einigen und im Krieg zu führen. Insgesamt wird von 12 Richtern berichtet. Sobald sie ihre Aufgabe erledigt hatten, endete ihre Führerschaft über das Volk.
- In dieser Zeit spielten die Richter eine wichtige Rolle
Die viel größere Bedrohung waren religiöse Einflüsse durch die noch im Lande lebenden Kanaaniter, durch die Israel immer wieder vom Glauben abfiel.
Dafür muss man sich die Situation des Volkes etwas näher vor Augen führen.
Die Lebensumstände im Land Kanaan hatten sich für das Volk gegenüber der Zeit in Ägypten und der Wüstenwanderung verändert. Früher waren sie Sklaven, dann ein Nomadenvolk, jetzt waren sie sesshaft mit Ackerbau und Handwerk. Sie waren jetzt abhängiger von der Fruchtbarkeit ihres Bodens, vom Wetter und von der Abfolge mit Saat und Ernte. Das erforderte ganz neue Praktiken zum Überleben und ganz neues Umdenken.
Israel übernahm praktische Lebensweisen von den Ureinwohnern in Feldbestellung, Städtebau und auch zum Teil in der Rechtsprechung. Nun waren weder die Israeliten noch die Kanaanäer säkulare Menschen, sondern das ganze Leben und auch die praktischen Lebensweisen waren eng verbunden mit religiösen Praktiken, insbesondere in Bezug auf die Feldbestellung praktizierten die Kanaanäer eine Fruchtbarkeitsreligion.Im Zuge der Anpassung an die neue Situation schlich sich der fremde Kult ein.
- Gott hatte man in anderen Situationen kennen und vertrauen gelernt, aber nun wandten die Israeliten sich häufig diesem fremden Kult zu, dem
Dazu ein paar Erklärungen. Baal war ein Vegetationsgott, dessen Schicksal sich in der Vegetation niederschlug. In der Trockenzeit wird Baal von seinen Gegnern „Jam“, eine Personifikation des Meeres, und „Mot“, eine Personifikation des Todes getötet und in der Unterwelt festgehalten. Auf Erden stirbt dann alle Vegetation ab. Zu Beginn der Regenzeit wird Baal mit Hilfe seiner Schwester und Gattin „Anat“ zu neuem Leben erweckt und aus dem Totenreich befreit. Auf Erden blüht dann alle Vegetation wieder auf. Die Feldbestellung ist entsprechend nicht nur Feldbestellung, sondern ein kultischer Akt mit religiösen Riten, wie zum Beispiel Opfer oder sogenannte Baalspfähle in den Boden rammen, mit denen der Bauer Baal zu Hilfe kommt. - Israel war immer in der Gefahr diese Praktiken zu übernehmen, um die Ernte zu sichern und verfiel oft dieser Versuchung.
- Gott hatte man in anderen Situationen kennen und vertrauen gelernt, aber nun wandten die Israeliten sich häufig diesem fremden Kult zu, dem
- In den neben stehenden Schaubildern sehen Sie einen Überblick über die Gottheiten im Land Kanaan und der Umgebung Israels.
In der Folge entstand dann eine Mischreligion, was man in der Fachsprache „Synkretismus“ nennt.
- Das Volk wandte sich nicht völlig von Gott ab, sondern es wurden neue Riten übernommen und in gewissen Situationen vertraute man mehr auf Baal oder Gott wurde mit Baal gleichgesetzt. Man bezeichnet das auch als Baalisierung des Glaubens. Auch für Christen bestand und besteht diese Gefahr, durch Praktiken anderer Religionen auch deren Inhalte zu übernehmen und den christlichen Glauben zu einer Mischreligion zu verdrehen.
- Es gab aber im Volk auch Menschen, die treu zu Gott hielten. Sie betonten, daß Gott nicht Teil der Natur, sondern ihr Herr ist und Herr der Geschichte, der auch das Wohlergehen Israels in seiner Hand hat. In diesem Zusammenhang sind auch Aussagen der ersten Schöpfungsgeschichte zu verstehen, die betont, dass Gott nicht Teil, sondern Herr der Schöpfung ist.
So gab es in Israel eine ständige Folge von Abfall, Gericht, Rettung durch Richter, Ruhe und Abfall:
- Israel diente den einheimischen Götter, stellte Götterstatuen auf und baute Altäre dafür; Gott benutzte dann andere Völker als Werkzeug seines Gerichts und berief Richter als Werkzeuge der Rettung. Solange diese Generation lebte, gab es Ruhe, danach fiel das Volk erneut vom Glauben ab und es wiederholte sich die Abfolge.
- Alles vollzieht sich jeweils innerhalb einer Generation, was auch bedeutete, dass jede Generation den Glauben neu lernen musste. Deshalb gab Gott den Eltern die Verpflichtung, die Erfahrungen mit Gott an die nächste Generation weiter zu geben.
- Das gilt auch für unseren Glauben. Der Glaube ist nicht vererbbar. Dieses Problem finden wir auch im Neuen Testament und auch heute in vielen Gemeinden und Familien.
Jetzt ein Schnelldurchlauf durch ca. 700 Jahre Geschichte Israels – 1200 bis 500 v. Chr.
- Im neben stehenden Schaubild finden Sie einen zeitlichen Überblick von der Zeit Abrahams bis zur Zeit der Richter und der ersten Könige.
Der Übergang zum Königtum
- Der Übergang zum Königtum war im Volk Israel nicht unumstritten. Ein Großteil des Volkes wollte einen König wie die anderen Völker, weil man sich damit mehr Schutz und Sicherheit vor Feinden von Außen versprach, die ihr Gebiet bedrohten. Viele Israeliten empfanden das Königtum aber auch als etwas für ihren Glauben Fremdes, denn sie glaubten an die direkte Herrschaft Gottes über seinem Volk, der sich in besonderen Situationen charismatische Menschen als Führer berief. In der Umwelt gab es genügend negative Beispiele des Königtums. In Ägypten wurde der König als Gott verehrt, andere Könige unterdrückten ihr Volk, nahmen hohe Steuern und Abgaben, die Söhne für ihre Armee und die Töchter zu ihren Ehefrauen oder Bediensteten und vieles mehr. (Siehe auch 1. Samuel 8, 9-22). Trotz allem lässt Gott sich ein auf den Wunsch des Volkes und beauftragt Samuel, zu der Zeit ein von Gott berufener Prophet, dem Volk den Willen Gottes mitzuteilen. Eine Zusammenfassung dieser Diskussion finden wir in 1. Samuel 8, 4-9:
„4 Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel 5 und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Völker haben. 6 Das missfiel Samuel, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete zum HERRN. 7 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir sagen; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll. 8 So wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, dass sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben, so tun sie nun auch dir. 9 So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.“
- Es wird deutlich, dass auch Gott sieht, dass der Wille des Volkes falsch ist, aber er geht auf ihren Wunsch ein. Für das Volk war es aber wichtig, dass es Gott war, der seinem Volk einen König gegeben hat und dass das Königtum nur dann zum Segen werden kann, wenn Volk und König Gott gehorsam sind. Im Laufe der weiteren Geschichte wird das Königtum unter diesen Gesichtspunkt immer kritisch beleuchtet und als kritisches Gegenüber zum Königtum beruft Gott immer wieder Propheten.
Die Zeit der Könige
Die drei großen Könige – 1012 – 926 v. Chr.
- Saul war der erste König Israels. Er wurde von Gott erwählt, aber dann auch wieder verworfen, weil er Gott verließ. Zum Nachfolger Sauls wurde David bestimmt, ein Hirtenjunge aus dem Haus Isais. Während David sich zu Beginn noch einige Zeit am Königshof aufhalten konnte, Sauls Tochter zur Frau bekam und sich mit Sauls Sohn, Jonathan, befreundete, kam es dann zum großen Zerwürfnis zwischen Saul und David, in deren Verlauf Saul immer wieder versuchte, David zu töten.
- Unter David erlebte das Volk Israel seine Blütezeit. David erringt einen militärischen Erfolg nach dem anderen und wird zur bestimmenden Großmacht seiner Zeit im Nahen Osten.
- Eine Grafik über die Ausdehung des Reiches finden Sie unter diesem Link: Davids Großreich
Er eroberte Jerusalem und macht die Stadt zum Zentrum seines Reiches. Es wurde die „Stadt Davids“. Indem er die Bundeslade mit den Tafeln der 10 Gebote nach Jerusalem holt, macht er die Stadt auch zum religiösen Zentrum. Der Bau des Tempels bleibt ihm allerdings verwehrt.
- Der Höhepunkt der Davidsgeschichte ist die Nathanverheißung, die dem Königshaus ewigen Bestand verheißt. Der Glaube an die Verheißung führte zu einer 400 jährigen Davidsdynastie. Nach der Zerschlagung des Südreiches, 587, wird sie zur Grundlage der Messiaserwartung, „der mit Recht und Gerechtigkeit ein weltweites Friedensreich regiert.“ (siehe Jesaja 9,5-6; 11,1-10; Jeremia 23,5-6; Hesekiel 34,23f; 37,24) Neben seinen großen Erfolgen und seinem gottgefälligen Leben werden auch seine Schwächen nicht verschwiegen. Besonders schwerwiegend war seine Tat, als er seinen Hauptmann, Uria, bei einer militärischen Aktion in den Tod schickte, um dessen Frau, Bathseba, heiraten zu können. Er versuchte es zu vertuschen, aber der Prophet Nathan stellte ihn zur Rede (2. Samuel 12). Als David bereut, wird ihm von Gott vergeben, aber ihm werden zukünftige Schwierigkeiten während seiner Herrschaft angekündigt. Die tauchten vor allem im militärischen Konflikt seiner Söhne Absalom und Adonia und weiterer Auseinandersetzungen um die Thronfolge auf. Doch trotz seiner Schwächen gilt er als Vorbild für alle weiteren Könige Judas.
- Der dritte der großen Könige, Salomo, ist eine Persönlichkeit voller Gegensätze. Einerseits wird er beschrieben als ein weiser, künstlerisch begabter und frommer Mensch, wie zum Beispiel im Gerichtsurteil zwischen zwei Frauen, die um ein Baby stritten, und beim Bau des Tempels. Außerdem wird sein unermesslicher Reichtum geschildert, der weit über die Grenzen Israels bekannt war. So hatte Salomo insgesamt 1000 Frauen und Nebenfrauen. Israel erlebte unter Salomo eine Zeit des Friedens und des Wohlstands. Andererseits wird er beschrieben als Götzendiener wegen der vielen ausländischen Frauen, die ihn zum Götzendienst verleiteten oder er es ihnen zumindest erlaubte und als Tyrann, der seine eigenen Leute mit hohen Steuern belastet und sie zu Frondiensten heranzog.
- Nur knapp 100 Jahre dauerte das vereinigte Reich. Danach zerfiel das Reich und fiel in die Bedeutungslosigkeit zurück. Israel erlebt nie wieder eine solche Glanzzeit.
Das geteilte Reich
- Eine Grafik über das geteilte Reich finden Sie uter diesem Link: Das geteilte Reich Israel und Juda
- Im Nordreich, das von zehn Stämmen gebildet wird und Israel hieß, kommen die Könige nicht aus der Daviddynastie. Es gibt eine eigene Hauptstadt, Samaria, und eigene Kultzentren unabhängig von Jerusalem. Das wird alles kritisch gesehen und als Abfall von Gott gewertet. Nach der Zerstörung des Nordreiches 722 v. Chr. durch Assur vermischt das Volk sich mit anderen Völkern. Das Nordreich hört auf, zu existieren. Die Nachfahren sind im Neuen Testament die Samariter, die aus diesen Gründen auch nicht als vollwertige Juden galten.
- Das Südreich besteht vor allem aus dem Stamm Juda und dem mehr oder weniger integriertem Stamm Simeon. Aus dem Namen „Juda“ entsteht dann die Bezeichnung „Juden“.
Das Südreich hatte gegenüber dem Nordreich einige Vorteile, denn es konnte sich auf die Verheißung an David berufen und hatte den Tempel als sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes, seine Wohnung auf Erden.
587 v. Chr. wurde das Südreich von den Babyloniern erobert und fast vollständig zerstört, inklusive des Tempels. Die Oberschicht wurde in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt in die sogenannte „babylonische Gefangenschaft“, für das Volk ein einschneidendes Erlebnis.
Diese politische Niederlage führte das Volk in eine tiefe Glaubenskrise: Die sicher geglaubte Gegenwart Gottes im Tempel war in Frage gestellt, denn wenn nach ihrer Vorstellung Gott im Tempel wohnte, dann war nach der Zerstörung des Tempels das Volk ohne Gott und auch die Verschleppten waren ohne Gott. Gott hatte sie verlassen, so glaubten sie. Die Davidsverheißung war in Frage gestellt, denn es gab keinen Davididen auf dem Thron und ebenso waren alle anderen Verheißungen Gottes in Frage gestellt. Vom Hintergrund des polytheistischen Weltbildes bedeutete es eine Niederlage ihres Gottes. Andere Götter waren also scheinbar stärker. - In der babylonischen Gefangenschaft gab es aber auch einen Neuaufbruch im Glauben und eine Veränderung des Judentums.
In dieser Zeit wurden große Teile des Alten Testaments geschrieben, bzw. aus verschiedenen Quellen zusammengestellt, so zum Beispiel die fünf Bücher Mose bis zu den Büchern der Chronik. Auch die erste Schöpfungsgeschichte entstand in dieser Zeit, in der das babylonische naturwissenschaftliche Weltbild genutzt wurde, um mit inhaltlichen Aussagen zu verdeutlichen, dass Gott der Herr der Welt ist und nicht irgendwelche babylonischen Götter. - Ebenso entstanden in dieser Zeit die Synagogen: Die Juden lernten, ihren Glauben in der Fremde zu leben, was bis in unsere Zeit wichtig geblieben ist.
- 522 v. Chr. erhält das Volk vom Perserkönig Kyros die Erlaubnis zur Rückkehr. Der Tempel wird wieder aufgebaut, aber immer nur noch für kurze Zeit wird Israel ein selbstständiger Staat sein. Ein großer Teil der Verschleppten bleibt in Babylon, so dass es bis in die jüngste Vergangenheit noch viele Juden im ehemaligen Babylon und heutigem Irak gegeben hat. Es ist der Beginn des Diasporajudentums in der ganzen Welt.
Über die Rückkehr und den Wiederaufbau berichten die Bücher Esra, Nehemia und Esther. Das Schaubild zeigt Ihnen, wie weit wir mittlerweile im Alten Testament vorangekommen sind.
- 522 v. Chr. erhält das Volk vom Perserkönig Kyros die Erlaubnis zur Rückkehr. Der Tempel wird wieder aufgebaut, aber immer nur noch für kurze Zeit wird Israel ein selbstständiger Staat sein. Ein großer Teil der Verschleppten bleibt in Babylon, so dass es bis in die jüngste Vergangenheit noch viele Juden im ehemaligen Babylon und heutigem Irak gegeben hat. Es ist der Beginn des Diasporajudentums in der ganzen Welt.
Die falschen Propheten
- Bevor wir zu diesen Propheten kommen, sei erwähnt, dass im Alten Testament auch die sogenannten falschen Propheten benannt werden. Sie waren in Prophetenschulen am Tempel oder beim König im Dienst, redeten dem König und der Oberschicht nach dem Mund und waren Gegner der richtigen Propheten.
Die Botschaft der Propheten
- Die Botschaft der Propheten ist nicht in erster Linie Weissagung für die Zukunft wie etwa bei Wahrsagern, sondern Prophetie analysiert und beurteilt ein Geschehen in der Gegenwart und kündigt die Konsequenzen Gottes dafür in der Zukunft an, oder stellt zur Entscheidung: wenn ihr das eine tut, passiert dies, wenn ihr das andere tut, passiert das. Die Vorhersagen für die Zukunft basieren also immer auf Verhalten der Menschen in der Gegenwart oder auf Gottes Entschluss, etwas in der Zukunft zu tun. Deshalb setzt sich die Botschaft meistens mit gegenwärtigen Situationen auseinander und ist dabei in der Regel unbequem, zum Beispiel geht es bei Elia um religiöse Missstände; bei Amos um soziale Mißstände und die Kritk am Kult, wo Gott sagt: , „Ich kann das Geplärr Eurer Lieder nicht mehr hören.“; bei Jesaja im Nordreich und Jeremia im Südreich um die Bündnispolitik.
- Die Prophetie tritt auf als Korrektiv zum Königtum und ruft auf den Weg Gottes zurück. Als Gott noch König war, hat Gott immer durch charismatische Personen zum Volk gesprochen wie durch Mose, Josua oder die Richter. In einer Erbdynastie, der es um Macht geht, ist nicht mehr gewährt, daß alle auf Gott hören. Deshalb wurden die Propheten von Gott berufen.
- Bei den Propheten unterscheidet man zwischen Heils- und Gerichtspropheten. Die meisten gelten als Gerichtspropheten, weil sie das Gericht Gottes ankündigten, wenn keine Umkehr stattfindet. Die Heilspropheten kündigten dagegen Gottes Eingreifen während einer Bedrohungslage oder für die weitere Zukunft an.
- Die Propheten erhielten ihre Autorität durch Berufung von Gott. Von vielen Propheten wird eine ausführliche Berufungsgeschichte berichtet, wie in Jesaja 6, Jeremia 1, Hesekiel 1 und bei Jona. Die Berufung war nichts Angenehmes. Das Prophetenamt führte zu Widerspruch und Einsamkeit. Deshalb wehren einige sich auch dagegen. Jeremia sagt, ich bin zu jung, und Jona flieht vor Gott und dem Auftrag.
- Berufung macht deutlich: Das Prophetenamt ist nicht vererbbar oder nur erlernbar wie ein anderer Beruf; der Prophet drängt sich nicht nach seiner Aufgabe, sondern er wird ganz von Gott dazu gepackt und wird zum totalen Werkzeug Gottes; die Botschaft ist nicht menschliches Wort, das dem eigenen Ermessen unterliegt, sondern ist Gottes vollmächtiges Wort. Wenn die Offenbarung Gottes aufhörte, endete auch das Prophetenamt. Es war nicht ein Amt auf Lebenszeit, sondern der Prophet befindet sich in ständiger Abhängigkeit von Gott und kann ohne Gott nichts tun.
Nachdem wir nun im Schnelldurchgang durch den größten Teil des Alten Testaments hindurch gekommen sind, fehlen uns noch ein paar Bücher, die hier auch kurz erwähnt werden sollen.
Das Buch Ruth beschreibt die Geschichte einer mutigen Frau aus Moab, die Gott treu dient.
Die Psalmen sind ein Gebets- und Gesangbuch mit einer ungeheuren Glaubenstiefe. Sie waren für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt und sind noch heute eine Hilfe für alle Lebenssituationen, vor allem wenn man durch die Tiefen des Lebens gegangen ist. Bei manchen Psalmen haben wir vielleicht das Gefühl, dass wir so nicht beten dürfen, aber sie zeigen uns, dass wir vor Gott auch unsere urmenschlichen Gefühle, die mit Hass- und Rachegedanken verbunden sind, vor Gott bringen dürfen. Vielfach ist es ein Gebetbuch, das man sich erst unter Tränen aneignen kann.
In den Weisheitsbüchern, Prediger, Sprüche und Hohelied geht es um Lehre, um im Sinne Gottes das Leben zu bewältigen. Sie enthalten viele Sprüche, die bis heute Sprichwörter geblieben sind.
Dietrich Bonhoeffer erklärt Weisheit so: „Weisheit ist etwas anderes als Wissen und Verstand und Lebenserfahrung. Weisheit ist das Geschenk, den Willen Gottes in den konkreten Aufgaben des Lebens zu erkennen.“
Das Hiobbuch behandelt die Frage nach dem „Warum“. Warum muss jemand leiden?
Fragen zur persönlichen Nacharbeit
Welche einzelnen Abschnitte oder größeren Zusammenhänge aus dem Alten Testament haben für Sie eine besondere Bedeutung?
Welche Schwierigkeiten haben sie mit Aussagen des Alten Testaments?
Einheit 4: Gott wird Mensch
Die vier Evangelien als Zeugnisse von Jesus
Wiederholung:
- Wir wollen noch einmal kurz zurückschauen auf die Botschaft des Alten Testaments: Gottes Absicht war von Anfang der Schöpfung an ein umfassendes Heil für die Menschen in der Beziehung des Menschen zu Gott, zur Natur, zu anderen Menschen und zu sich selbst, was auch als „vierfacher Frieden“ bezeichnet wird.
- Doch der Mensch hat durch sein Misstrauen gegenüber Gott diesen Frieden in allen Bereichen zerstört. Es geht der Bibel nicht darum, dies als einmaliges Ereignis zu Beginn der Geschichte darzustellen, sondern als etwas, was immer wieder bei uns Menschen geschieht, als eine urtypische Handlungsweise des Menschen.
- Mit Abraham macht Gott einen Neuanfang, um seinen Heilsplan für diese Welt umzusetzen. Abraham erhält dafür von Gott den „dreifachen Segen“, der über Abraham und das Volk Israel sich bei Jesus auf die ganze Welt ausbreitet. Sie werden zu Werkzeugen für Gottes Heilsplan.
- Das Alte Testament ist eine Geschichte von Gottes Treue und von Abfall und Umkehr der Menschen. Gott hat das Volk erwählt als Werkzeug für seinen Heilsplan und nimmt es in eine Glaubensschule, damit es lernt, ihm zu vertrauen. Es zeigt den strafenden und gnädigen Gott, um das Volk Gottes in seiner Bestimmung zu erhalten, zum Segen für viele Völker zu werden.
Einleitung:
In dreifacher Hinsicht ist er die Erfüllung des Alten Testaments. Jesus ist auf der einen Seite die Fortsetzung der Geschichte Gottes mit seinem Volk und gleichzeitig etwas völlig Neues.
- Gottes Absicht des umfassenden Heils erfüllt sich in ihm. Einmalig in der Geschichte wird das umfassende Heil Gottes auf Erden sichtbar und erlebbar in Jesus. In der Weihnachtsbotschaft heißt es „Friede auf Erden“. Mit dieser Botschaft verkünden die Engel nicht, dass von nun an überall auf der Erde Frieden sein wird, sondern dass an dieser Stelle, in dem Christuskind, der umfassende Friede Gottes auf die Erde gekommen ist und Menschen durch ihn diesen Frieden finden können. Der durch den Menschen zerstörte „vierfache Friede“ ist in Jesus wieder in die Welt gekommen.
- In seinem Tun erfüllt sich die Absicht des Gesetzes, nämlich Heil in allen Beziehungen zu schaffen. Die Absicht des Gesetzes wird im Liebesgebot zusammengefasst. Jesus hat in allem im Sinne Gottes gelebt und ist das sichtbare Ebenbild Gottes auf Erden. So hat Gott sich den Menschen vorgestellt und so möchte er ihn haben.
- In Jesus erfüllen sich konkrete Verheißungen des Alten Testament, so zum Beispiel in Jesaja in den Kapiteln 2, 9 und 11 die Hinweise auf die Geburt Jesu, in Jesaja 53 der Hinweis auf sein Leiden und seine Tod, um die Schuld anderer zu tragen, und in Jeremia 31die Verheißung des Heiligen Geistes und damit die Umkehrung der Geschichte vom Turmbaus zu Babel aus 1. Mose 11.
Jesus ist die Erfüllung und die Mitte und das Zentrum der Bibel.
Er ist Mitte, Zentrum und Wendepunkt der Geschichte Gottes mit den Menschen, denn in ihm eröffnet sich das umfassende Heil für alle Völker und Menschen und an ihm entscheidet sich das Schicksal der Menschen.
1. Die vier Evangelien
In der Bibel finden wir vier Beschreibungen des Lebens und Wirkens Jesu, die Evangelien.
- Als Autoren werden angegeben Matthäus, ein Jünger Jesu, Markus, ein Begleiter und Schüler von Petrus; Lukas, Arzt und Begleiter und Schüler von Paulus, Johannes, der Jünger Jesu oder einer seiner Schüler.
- Die vier Evangelien und das ganze Neue Testament wurden ursprünglich in Griechisch geschrieben. In diesem Urtext heißt es nicht „das Evangelium von Matthäus“, etc., sondern „das Evangelium nach Matthäus“, etc. Evangelium setzt sich aus den zwei griechischen Wörtern „eu“ = gut und angellion = Botschaft und heißt entsprechend „die gute Botschaft“, bzw. die „gute Nachricht“. Im Wort angellion steckt auch das Wort angelos, was auf Deutsch Engel, bzw. Bote bedeutet.
- Jeder Evangelist hat ein eigenes Symbol, ein besonderes Erkennungszeichen bekommen (nach Off. 4,7). Damit werden sie sehr häufig in der Kunst dargestellt und daran erkennt man sie auch sehr gut wieder: Matthäus als Engel, Markus als Löwe, Lukas als Stier und Johannes als Adler.
Das erste Anliegen formuliert Lukas in Lukas 1, 1-4: 1 Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, 2 wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind. 3 So habe auch ich’s für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es für dich, hochgeehrter Theophilus, in guter Ordnung aufzuschreiben, 4 damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist. Lukas macht deutlich, dass es um historische Genauigkeit geht, indem er die Zuverlässigkeit der Quellen prüft und unterschiedliche Quellen vergleicht
Das zweite Anliegen wird in Johannes 20,31+31 angegeben: 30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.
31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. Die Evangelien wollen nicht nur Jesu Leben beschreiben, sondern die gute Botschaft verkündigen und zum Glauben an Jesus einladen.
- Das Leben Jesu: Im neben stehenden Schaubild sehen Sie eine Übersicht über einige Daten des Lebens Jesu, wie sie sich aus den Evangelien ergeben und von denen einige auch durch andere historische Quellen belegt sind.
Überlieferungsgeschichte
- Jesus selbst hat nichts aufgeschrieben, sondern nach seinem Tod und seiner Auferstehung wurden die Geschichten zunächst von den Jüngern und anderen, die Jesus gehört und erlebt hatten mündlich weitergegeben. Die sogenannten Augenzeugen haben immer wieder alles erzählt und von anderen wurde es wieder weiter erzählt.
Dabei entsteht heute der Eindruck, als sei eine mündliche Überlieferung ungenau. Man kann jedoch unsere Zeit nicht mir der damaligen vergleichen. Heute muss ein Mensch an einem Tag mehr Informationen verarbeiten als ein Mensch im Mittelalter während seines ganzen Lebens. Ähnlich war es zurzeit Jesu. Die wenigen Informationen hat man sich genau gemerkt und wortgetreu weitergegeben. Das gilt auch für die mündliche Überlieferung im Alten Testament. Man kann es ein bisschen vergleichen mit einem kleinen Kind, dem eine Geschichte vorgelesen wird. Hat man einem Kind eine Geschichte mehrfach vorgelesen und ändert danach eine Kleinigkeit, dann merkt das Kind es sofort. Wer wenige Informationen verarbeiten muss, kann sich Erzähltes viel genauer merken, als wir das heute als Erwachsene können. - Im nächsten Schritt wurden schon sehr früh einige Geschichten und Reden Jesu gesammelt und schriftlich niedergelegt, zum Beispiel die Passionsgeschichte oder Sammlungen von Reden und Taten Jesu.
- In der Zeit von 60-90 n. Chr. Wurden die Evangelien schriftlich niedergelegt. Das wurde notwendig, weil es immer mehr Gemeinden gab, die eine zuverlässige Grundlage brauchten und die Augenzeugen älter wurden und einige starben.
2. Das Synoptische Problem
- Wenn man die vier Evangelien nebeneinander liest, stellt man fest, dass sie bei sehr vielen Gemeinsamkeiten auch sehr unterschiedlich von Jesus berichten.
Die ersten drei Evangelien haben die größte Gemeinsamkeit. Man nennt sie die Synoptiker, weil man in einer Synopsis, auf Deutsch Zusammenschau sehr gut die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede feststellen kann. Eine solche Synopsis der Evangelien gibt es auch als Buch.
Das Johannes-Evangelium unterscheidet sich wesentlich von den anderen drei. Einige dieser Unterschiede sind im neben stehenden Schaubild aufgeführt.
Bei den drei Synoptikern gibt es große Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel der Ablauf der Handlungen von Galiläa nach Jerusalem, die Passions- und Ostergeschichte, die Aufzählung der Jünger, die Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern, den Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern und den Inhalten des Wirkens Jesu.
Die Unterschiede findet man darin, dass es manche Abschnitte in einem Evangelium gibt und in einem anderen nicht; dass einzelne Abschnitte im Detail unterschiedlich sind und auch die Reihenfolge oder die Einordnung der einzelnen Abschnitte verschieden ist.
Wie kann man das „synoptische Problem“, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede unter den Evangelien verstehen? In der Wissenschaft gibt es dazu unterschiedliche Erklärungsversuche, von denen ich hier zwei aufführen möchte.
Die „Zwei-Quellen Theorie“
Nach dieser Theorie hat Markus sein Evangelium zuerst geschrieben. Matthäus und Lukas kannten das Markusevangelium und haben es als Vorlage für ihre Evangelien benutzt. Außerdem hatten beide noch ein zusätzliche gemeinsame Quelle, die sogenannte „Logienquelle“, in der Reden und Aussprüche Jesu gesammelt worden waren. Diese beiden Quellen geben der Theorie den Namen „Zwei-Quellen Theorie“. Zusätzlich hatten Matthäus und Lukas noch jeweils eigene Quellen, das sogenannte „Sondergut“.
Die Unterschiedene ergeben sich dann zum einen aus der unterschiedlichen Quellenlage und zum anderen haben die Evangelisten selbst danach gewichtet, was ihnen für sich selbst und für die Adressaten wichtig erschien.
Die meisten Wissenschaftler folgen dieser Theorie, aber auch die andere Theorie soll nicht unerwähnt bleiben.
Die „Augenzeugen-Theorie
Sie besagt, dass die Evangelisten Augenzeugen des Lebens Jesu waren oder zumindest dessen Schüler und jeder ohne Kenntnis anderer Evangelien sein Evangelium niedergeschrieben hat. Die Unterschiede erklären sich dann zum einen dadurch, dass die Evangelisten von unterschiedlichen, aber sehr ähnlichen Ereignissen berichteten, weil sich bei Jesus manche Taten und Reden wiederholten. Manchmal schreiben sie auch von denselben Ereignissen, aber jeder hat Unterschiedliches wahrgenommen und behalten. Das kennen wir auch aus eigenen Erfahrungen, wenn verschiedene Menschen vom selben Ereignis etwas unterschiedlich berichten. Desweiteren haben sie natürlich auch danach gewichtet, was ihnen für sich selbst oder für ihre Adressaten wichtig erschien.
Will man wissen, was dem jeweiligen Evangelisten besonders wichtig war, dann muss man auf die Unterschiede sehen, denn das, was sie anders als die anderen schreiben, darauf legen sie besonderen Wert. Insofern ist es zum Verständnis hilfreich, die einzelnen Abschnitte oder die Abfolge der Handlungen miteinander zu vergleichen.
3. Die allen Evangelien gemeinsame Botschaft Jesu
Das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen.
- Im Reich Gottes herrscht Gott. Dort geschieht in allen Bereichen sein guter Wille, zunächst und vor allem in seiner ewigen Welt, unerreichbar für uns Menschen. Nun ist diese Welt Gottes in Jesus nahe gekommen. Alles, was in Gottes Welt gilt an Liebe, Freude, Frieden Hoffnung, Geborgenheit, Gemeinschaft, usw. ist für uns erreichbar geworden. Jesus ist wie ein Brückenkopf der Ewigkeit in unserer Welt.
Vor Jesus war das Reich Gottes nicht nahe, sondern es bestand eine doppelte Trennung zwischen Gott und Menschen:
- Zum einen die Sünde: Mit Sünde sind nicht die vielen einzelnen falschen Taten gemeint, sondern es bezeichnet die grundsätzliche Trennung des Menschen von Gott, hervorgerufen durch unser Urmisstrauen gegenüber Gott. Der Mensch vertraut mehr auf sich selbst als auf Gott, wenn es darum geht, den Weg zu einem erfüllten und in allen Beziehungen heiles Leben zu finden.
Das Wort „Sünde“ kommt von „Sund“ und bezeichnet einen tiefen unüberwindlichen Graben. Die Sünde bezeichnet also den unüberwindlichen Graben, der uns von Gott trennt. Durch die Sünde sind wir gefangen in unserer von Gott getrennten Welt. Die Folge dieser Trennung sind die vielen einzelnen falschen Taten, die wir dann auch Sünde nennen.
- Zum einen die Sünde: Mit Sünde sind nicht die vielen einzelnen falschen Taten gemeint, sondern es bezeichnet die grundsätzliche Trennung des Menschen von Gott, hervorgerufen durch unser Urmisstrauen gegenüber Gott. Der Mensch vertraut mehr auf sich selbst als auf Gott, wenn es darum geht, den Weg zu einem erfüllten und in allen Beziehungen heiles Leben zu finden.
- Zum anderen die Frömmigkeit:
Mit Frömmigkeit sind zum Beispiel das Befolgen der Gebote und Verbote, Beten, Beschäftigung mit der Bibel und Teilnahme an Gottesdiensten gemeint. Im Alten Testament waren das unter anderem Opfer zur Versöhnung mit Gott, Gottesdienste, Sabbatgebote, 10 Gebote und Sozialgesetze. Alles das sollte eigentlich dazu dienen, das Leben in allen Beziehungen heil zu erhalten, bzw. zu verhindern, dass das Unheil zunimmt.
Die frommen Menschen hatten es aber zu einer menschlichen Leistung gemacht, auf die sie selbst stolz verweisen konnten. Sie hatten mit zusätzlichen Forderungen an die Menschen eine schwere Last auf sie gelegt. Es wurde mit immer neuen Ordnungen und Regeln als Erklärung zu den ursprünglichen Geboten weiter ausgebaut zu einem komplexen Frömmigkeitssystem. Wer das einhielt konnte sich als ein besserer Mensch fühlen.So verkehrte sich der Sinn ins genaue Gegenteil. Es diente als Handelsware gegenüber Gott und als Kriterium zur Unterscheidung in Fromme, Gott gefällige und Sünder. Auch unter Christen ist diese Mauer immer wieder aufgebaut worden und hat dazu geführt, Menschen vom Reich Gottes fernzuhalten, zum Beispiel wenn Christen, nur weil sie sich im kirchlichen Leben besser auskennen, sich als bessere Menschen fühlen.
Besonders eindrücklich hat Jesus im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner dieses Problem verdeutlicht.
- Was für eine Provokation, wenn Jesus sagt:
Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder; die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken; wenn er mit Sündern und Zöllnern isst und sich von der Sünderin die Füße waschen lässt; den Sündern durch Vergebung neue Gemeinschaft mit Gott schenkt; am Sabbat Kranke heilt, Getreideähren isst und sagt: „ Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“
Mit allem macht Jesus deutlich, dass jede Frömmigkeit der Absicht Gottes dienlich sein muss, nämlich Heil für die Menschen zu schaffen. Die Liebe hat das Heil des Menschen im Auge und nicht die eigene Leistung, auch wenn sie noch so fromm erscheint. Im Reich Gottes herrscht diese Liebe, die in Jesus jetzt in die Welt gekommen ist. - Jesus bietet eine neue Gemeinschaft mit Gott an.
In ihm ist das Reich Gottes jetzt da. Gott ist Mensch geworden.
In Ihm ist die Möglichkeit da, wieder zu Gott zu kommen und dadurch auch wieder in seinen ursprünglichen Stand gegenüber Gott, den Menschen, sich selbst und der Natur zu kommen. - Das ist die Gnade!
Ohne Vorbedingung können wir Menschen von vorne und neu beginnen, können wieder als Kinder und Stellvertreter Gottes sein Ebenbild leben. Der Weg zu Gott ist frei, die Mauer ist durchbrochen und über dem Sund liegt eine Brücke, die uns den Zugang zu Gottes Welt ermöglicht. Jesus hat es möglich gemacht und schenkt es uns aus reiner Liebe. In ihm ist das Reich Gottes nahe gekommen. In Johannes 3, 16 heißt es: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ „Das Reich Gottes ist nah!“ bedeutet auch: „Kehrt um!“
Jesus ruft die Menschen auf, die Richtung ihres Lebens zu verändern.
Sie sollen sich abwenden vom alten Weg, weg von der selbstgerechten Frömmigkeit, weg vom Misstrauen gegenüber Gott und von alten Sicherheiten, weg davon, sich selbst oder etwas anderes zum Götzen zu machen.
Und sie sollen sich hinwenden zum neuen Weg, zur Annahme der Gnade und Vergebung, zum Vertrauen allein in Christus, in dem sie die Herrschaft über ihr Leben abgeben und Christus zum alleinigen Herrn machen.- Ohne Umkehr, ohne Hinwendung zu Jesus gibt es keinen Anteil am Reich Gottes, denn nur über ihn geht der Weg zum neuen Leben, das aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt. In seinem Ruf zur Umkehr ist Jesus sehr eindeutig, wie zum Beispiel in Matthäus 7, 13+14, wo er vom breiten und vom schmalen Weg redet, oder in Matthäus 18, 3: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Der Weg ins Himmelreich geht nur über das einfache kindliche Vertrauen in Jesus.
Jesus ruft in die Nachfolge
- „Folge mir nach!“, ist die Aufforderung Jesu, ihm nachzufolgen. Es ist ein Ruf zum Jünger sein, ein Lernender zu sein. Jünger lernten nicht nur mit dem Kopf, sondern sie hörten ihrem Meister zu und schauten sein Verhalten und seine Handlungsweisen ab, um alles ins eigene Leben umzusetzen. Der Ruf in die Nachfolge ist ein Ruf, in der neuen Gemeinschaft mit Gott zu leben. Jesus nimmt seine Jünger in eine Glaubensschule, um zu lernen, was es heißt, Gott zu vertrauen und im Reich Gottes als sein Ebenbild zu leben.
Jesus schafft nicht die Gebote ab nach dem Motto: „durch die Gnade kann ich leben, wie ich will.“, sondern Jesus gibt allen Geboten wieder ihren ursprünglichen Sinn. Sie dienen dem vierfachen Frieden, der seine Zusammenfassung im Doppelgebot der Liebe findet (Matthäus 22, 37-40)
Bei Jünger denken wir meistens an die zwölf Jünger, die späteren Apostel, aber Jesus hatte viel mehr Jünger. Die Einladung zum Jünger-sein galt damals allen und gilt auch heute allen Menschen. - Die Äußerungen Jesu zur Nachfolge sind eindeutig und kompromisslos.
- „Folge mir nach!“, ist die Aufforderung Jesu, ihm nachzufolgen. Es ist ein Ruf zum Jünger sein, ein Lernender zu sein. Jünger lernten nicht nur mit dem Kopf, sondern sie hörten ihrem Meister zu und schauten sein Verhalten und seine Handlungsweisen ab, um alles ins eigene Leben umzusetzen. Der Ruf in die Nachfolge ist ein Ruf, in der neuen Gemeinschaft mit Gott zu leben. Jesus nimmt seine Jünger in eine Glaubensschule, um zu lernen, was es heißt, Gott zu vertrauen und im Reich Gottes als sein Ebenbild zu leben.
Manche dieser Äußerungen Jesu wie in Lukas 9, 57-62 und Lukas 9, 23-26 erscheinen uns wie sehr hohe und unerfüllbare Forderungen, aber es geht Jesus nicht darum, uns zusätzliche Lasten aufzulegen, sondern um uns von falschen Sicherheiten und alten Bindungen zu befreien, damit in der neuen Freiheit des Glaubens leben können. Nur so können wir den ganzen Reichtum der Nähe des Reiches Gottes erfahren, in der Liebe leben und unserer Bestimmung gerecht werden, ein Segen für andere Menschen zu sein.
Die Botschaft Jesu ist kein Trostpflaster für bestimmte Notlagen, sondern die Einladung zu einem ganz neuen Leben in der Gemeinschaft mit ihm.
Jesus macht mit allem deutlich, wie man in das Reich Gottes hineinkommt und
wie das neue Leben im Reich Gottes aussieht, was wir in seiner Nachfolge lernen sollen.
in seinen Reden:
- Gleichnisse: In Bildern aus dem alltäglichen Leben erklärt Jesus, wie sieht es im Reich Gottes aus und wie kommt man dort hinein, zum Beispiel die Gleichnisse vom Verlorenen, vom Schatz im Acker, vom vierfachen Ackerfeld vom barmherzigen Samariter oder den Arbeitern im Weinberg.
- ICH BIN WORTE, in denen Jesus in kurzen Sätzen sagt, wer er ist und was er für uns bedeutet. Diese Worte vom Licht, Brot, lebendiger Quelle, Auferstehung, Tür, Hirte, Weinstock, Weg, Wahrheit und Leben finden wir im Johannesevangelium.
- Große Reden wie die Bergpredigt in Matthäus 5-7 oder viele einzelne Sätze
- Streitgespräche mit Pharisäern, Sadduzäern und Priestern, den Vertretern des alten Frömmigkeitssystems, zum Beispiel über die Auferstehung oder welches das größte Gebot ist, über Sabbatheiligung und die richtige Barmherzigkeit.
- Messiastitel, die Jesus als einzigartig von Gott gesandt beschreiben wie Menschensohn, Gottessohn, König, Hirte, Sohn Davids. Die Menschen damals verstandenen aufgrund ihrer Tradition diese Worte.
durch seine Taten
- Jesus hat viele Wunder vollbracht wie Krankenheilungen, Totennauferweckungen, Befreiung von Besessenheit, Sturmstillung, Wasser zu Wein, etc..
Manche fragen, ob Jesus wirklich Wunder getan hat? Die wichtigere Frage ist aber, ob wir es ihm zutrauen, denn als Sohn Gottes war es für ihn ein Leichtes diese oder andere Wunder zu tun.
Die Wunder sollen nicht alle Probleme der Menschen beseitigen, sondern sie sind ein Hinweis darauf, dass es so im Reich Gottes ist und dass in Jesus das Reich Gottes da ist. Eigentlich will Jesus, dass wir ihm auch ohne Wunder vertrauen. - Abgesehen von den Wundern waren alle seine Handlungsweisen ein Hinweis auf das Reich Gottes. Beispielhaft seien hier nur genannt sein Umgang mit Zöllnern und Sündern, mit den Samaritern oder der Ehebrecherin.
- Jesus hat viele Wunder vollbracht wie Krankenheilungen, Totennauferweckungen, Befreiung von Besessenheit, Sturmstillung, Wasser zu Wein, etc..
Die Nähe des Reiches Gottes schafft Jesus durch sein Leben:
In der Menschwerdung wird schon deutlich, Gott kommt uns ganz nahe, wird Mensch und damit für uns verständlich, erleidet unser Schicksal.
Sein ganzes Sein war die Nähe des Reiches Gottes in dieser Welt,
Im Kreuzestod zeigt er seine Liebe bis zum Letzten. Er trägt unsere Schuld, leidet an der Ablehnung seiner Liebe und liebt trotzdem weiter, gibt sein Leben aus Liebe zu uns.
Die Auferstehung besiegelt die Überwindung des Todes und bestätigt von Gott, dass alles, was er gesagt und getan hat, wahr ist: Er ist wirklich der Sohn Gottes. Es ist alles wahr. Das Reich Gottes ist wirklich nahe! Und das bedeutet, dass er lebt, auch heute, und alles, was er gesagt und getan hat, gilt auch heute für uns. Alle Geschichten sind nicht nur Berichte von damals, an denen wir uns orientieren können, sondern sie sagen: So geht der auferstandene Jesus heute mit uns um. Das Heil ist für uns nahe.
5. Wer ist Jesus wirklich?
Auch zurzeit Jesu gab es viele unterschiedliche Meinungen über Jesus: Elia als einer der Vorläufer des Messias; Johannes der Täufer; ein Weisheits- und Gesetzeslehrer; ein frommer Jude, der die Radikalität des Glaubens herausstellt; ein Aufrührer und Übertreter des Gesetzes; ein Besessener, der im Auftrag des Satans handelt.
Ebenso gehen heute die Meinungen über Jesus weit auseinander: Sozialrevolutionär, Psychologe, religiöser Mensch, Humanist oder eben besonders menschlich sind nur einige Auffassungen.
Wenn man Jesus menschlich betrachtet, dann mögen alle diese Meinungen zutreffen. jeder wird dann das finden, was er sucht.
Aber wenn man Jesus vom Glauben her sieht, wird deutlich: Hier ist Gott selbst als Mensch: Wahrer Mensch und wahrer Gott! Er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Diese Sichtweise erschließt sich uns nur durch den Heiligen Geist.
Am Ende eines jeden Evangeliums steht der Auftrag, die Botschaft weiterzugeben. Dabei geht es nicht darum, aufzuteilen, ob wir eher durch unser Reden oder durch unsere Taten die Botschaft Jesu zu den Menschen bringen sollen, sondern wir sollen als ganze Menschen mit allen unseren Begabungen und Eigenschaften unserer Bestimmung gerecht werden und zum Segen für andere Menschen werden.
Gott ist in Jesus in diese Welt gekommen zur Rettung aller Menschen. Das müssen alle Menschen erfahren. Das ist kein Überstülpen, sondern eine Frage der Nächstenliebe. Es wäre kein Zeichen von Liebe, wenn wir anderen Menschen das vorenthalten würden, was für sie das Beste für ihr Leben ist.
Im neben stehenden Schaubild sehen Sie, wie weit wir mittlerweile durch die Bibel gekommen sind.
Anregungen zur persönlichen Nacharbeit.
Denken über folgende drei Begriffe nach. Was bedeuten diese Begriffe für Sie persönlich? Womit haben Sie bei diesen Begriffen Schwierigkeiten?
- Sünde
- Gnade Gottes
- Nachfolge Jesu
Einheit 5: Die ersten Gemeinden im Kampf um den Glauben
Die Apostelgeschichte und die Briefe des NT
Einleitung:
In Jesus schafft Gott selbst Erlösung und Heil. Das ist die Grundalge unseres Glaubens. Gottes Heilsplan breitet sich durch Jesus aus auf alle Menschen.
Die folgenden Grafiken geben Ihnen eine kurze Zusammenfassung des bislang Besprochenen.
Nun geht es um die Ausbreitung dieser Botschaft.
Wie das geschehen ist, darüber berichtet die Apostelgeschichte. Danach geht es dann um die Briefe, die eine besondere Aufgabe beim Aufbau der ersten Gemeinden hatten.
Die Apostelgeschichte:
Einleitung:
Die Apostelgeschichte ist der 2. Teil des sogenannten lukanischen Doppelwerkes aus Evangelium und Apostelgeschichte. Manche nennen es die erste Kirchengeschichte, aber das ist nicht ganz richtig. Es ist erste Missionsgeschichte, die Geschichte von der Ausbreitung des Evangeliums in Wort und Tat. Das geschah ganz konkret in kleinen und größeren Taten durch Menschen, zum Beispiel durch die Apostel. Aus ihrem Wirken entstanden Gemeinden, die dann wieder missionarisch waren und die Botschaft Jesu weitergaben. So ist durch Menschen das Evangelium über viele Generationen auch zu uns gekommen.
Lukas macht deutlich: Am Anfang steht die Mission, nicht die Kirche, und wenn eine Gemeinde den Missionsauftrag vergisst, verlässt sie ihre Basis.
So ist auch der ganze Aufbau der Apostelgeschichte eine Entfaltung des Missionsauftrages, den wir in Apostelgeschichte 1,8 finden:
- Aufbau der Apostelgeschichte etwas anders dargestellt:
- 1+2 in der Kraft des Heiligen Geistes Zeugnis geben
- 3-7 in Jerusalem
- 8-12 in Judäa und Samaria
- 13-28 bis an die Enden der Erde
- in Kap. 1-12 steht Petrus im Vordergrund
- in Kap. 13-28 steht Paulus im Vordergrund
Die Apostelgeschichte beschreibt die Erfüllung des Auftrages Jesu an seine Jünger.
Mit Rom war das Evangelium in die Mitte der damaligen Welt gekommen. Das offene Ende zeigt aber, dass dieser Auftrag weiterhin gültig ist. Es wird weder etwas über den Tod von Petrus noch über den Tod von Paulus gesagt, denn es geht nicht um Personen, sondern um das Evangelium.
Zentrum und Ursprung der Mission, der Bewegung, der Sendung ist die Gabe des Heiligen Geistes.
- Jesus hatte seinen Jüngern den Heiligen Geist verheißen. Im Alten Testament wird der Geist Gottes schon für die Zeit des Heils angekündigt, zum Beispiel in Hesekiel 36, 26+27.
- Durch den Heiligen Geist werden aus ängstlichen und schwachen Jüngern Menschen, die von Jesus ergriffen sind und nun von ganzem Herzen und mit aller Kraft ihm nachfolgen wollen. Aus einer verschreckten, verängstigten und einfachen Jüngerschar, wird eine mutige, kraftvolle, aufbrechende Bewegung.
Es sind nicht die Jünger, die sich zusammenreißen und mit viel Engagement und Begabung sich selbst verändern und die Kirche bauen, sondern Gott wirkt mit seinem Geist durch die Menschen. Es gab kein Konzept, keine bekannten Erfahrungen, sondern allein die Schubkraft des Heiligen Geistes.
Heiliger Geist ist die Begeisterung Gottes. Gott begeistert Menschen oder Menschen sind von Gott begeistert. Begeistert sein, heißt: mit dem Geist von etwas oder jemand angefüllt sein. In Apostelgeschichte 2, 37-47 wird beschrieben, wie durch die Wirkungskraft des Heiligen Geistes die erste Gemeinde entstanden ist und wie sie ihren Glauben gelebt hat.
Immer wieder neu musste sich ihr Glaube bewähren und sie mussten lernen, was es heißt, Jesus nachzufolgen.
Entscheidend war, dass allein Jesus ihr Herr war und sie ihm folgten, egal welche Konsequenzen das für sie haben konnte. Um des Evangeliums willen nahmen sie sogar den Tod auf sich, wie es von Stephanus und Jakobus berichtet wird.
Innerhalb der kraftvollen Bewegung entstand nach einiger Zeit ein Problem: die Auseinandersetzung um die Mission der nichtjüdischen Menschen, auch „Heidenmission“ genannt.
Zunächst waren die Christen alle Juden.
Die Christen galten als eine jüdische Sekte. Sie beteten im Tempel, befolgten die jüdischen Gesetze, zum Beispiel die Reinheitsgesetze, das Gebot der Beschneidung und Absonderung von Nichtjuden. Und es war für die Christen nicht selbstverständlich, dass das Evangelium auch den Heiden galt, denn für die Juden galten nur sie als auserwähltes Volk Gottes. Mit Nichtjuden hatte man nichts gemeinsam.
Zwei Fragen mussten beantwortet werden:
Zunächst: Soll den Heiden auch das Evangelium verkündigt werden? Die Antwort erhält Petrus in Apostelgeschichte 10 durch eine Offenbarung. In einer Vision sieht er, dass er für Juden unreine Nahrung essen soll. Er wehrt sich dagegen, aber Gott sagt ihm, dass er nichts für unrein erklären soll, was Gott als rein erklärt hat. Als daraufhin Männer zu ihm kommen und ihn bitten, in das Haus eines Nichtjuden zu kommen, um dort von Jesus zu erzählen, begreift er, dass Gott ihm deutlich machen wollte, dass auch den Nichtjuden das Evangelium verkündigt werden soll. Trotzdem stieß er mit seiner Handlungsweise bei einigen in der Gemeinde in Jerusalem auf Unverständnis.
Die zweite Frage war: Wenn die Heiden Christen werden können, müssen sie dann auch alle jüdischen Gesetze befolgen oder nicht, also müssen sie auch Juden werden. Hier ist vor allem Paulus als Apostel der Nichtjuden wichtig, der betont, dass die Christen frei sind vom jüdischen Gesetz.Über beide Fragen gab es heftige Diskussionen, über die in Apostelgeschichte 15 und in Galater 2 berichtet wird. Letztendlich hat Paulus sich durchgesetzt und so war der Weg dafür frei, dass die Nichtjuden vollgültig Mitglieder der christlichen Gemeinschaft werden konnten und allen Völkern das Evangelium verkündigt werden sollte.
Die Ausbreitung des Evangeliums und neue Gemeindegründungen geschahen vor allem durch Paulus.
Es gibt keinen Lebenslauf von Paulus in der Bibel oder an anderer Stelle, aber aus den verschiedenen Hinweisen lässt sich der Ablauf seines Lebens ungefähr folgendermaßen darstellen:
- In Philipper 3, 4-16 beschreibt Paulus, welche Bedeutung Christus für ihn hat im Vergleich zu seinem vorherigen Leben als überzeugter Jude.
- Er war ein Schüler des damals bedeutendsten Schriftgelehrten gewesen und befand sich in einer anerkannten Position. Aber das alles hat für ihn im Vergleich mit Christus nicht die geringste Bedeutung. Nachdem er in der ersten Zeit nach Jesu Auferstehung die Christen mit äußerster Gewalt verfolgt hatte, ist ihm auf dem Weg nach Damaskus, wo er auch die Christen ausrotten wollte, der auferstandene Christus begegnet. Fast 15 Jahren hört man dann fast gar nichts von Paulus, bevor er dann zu seinen Missionsreisen aufbricht.
Die Missionsreisen des Paulus
- Landkarten zu den Missionsreisen finden Sie in Vielen bibeln oder zum Beispiel unter diesem Link: Missionsreisen des Paulus
- Paulus, der„Heiden“-Missionar
Kein anderer hat sich wie Paulus um die Missionierung der nichtjüdischen Völker gekümmert. Aber sein Verdienst liegt vor allem darin, dass die Nichtjuden ohne Vorbedingung Christen werden können. Diesen Gedanken hat Paulus konsequent vertreten, zum Beispiel auf dem Apostelkonzil (Apostelgeschichte 15 und Galater 2), in der Auseinandersetzung mit Petrus in Antiochien (Galater 2) und in den Aussagen seiner Briefe an die neu entstandenen Gemeinden.
Die Hauptthemen der Paulusbriefe lassen sich in zwei Bereiche zusammenfassen:
Die Rechtfertigung des Sünders allein durch den Glauben aus Gnaden, ohne die Werke des Gesetzes.
Damit nimmt Paulus die zentrale Botschaft Jesu auf und legt sie systematisch dar.
Die Werke des Gesetzes sind der vergebliche Versuch des Menschen durch eigene Anstrengungen und gute Werke, aus der Gefangenschaft der Sünde (Trennung von Gott) den Himmel zu erreichen.Je frömmer, desto näher komme ich dem Himmel, ist die Überzeugung derjenigen, die sich durch eigene Leistung Anerkennung bei Gott verdienen wollen. Doch, das ist die Überzeugung von Paulus, führt diese Leiter nicht in den Himmel. Durch eigene Leistung kommen wir nicht zu Gott.
In der Religionswissenschaft unterscheidet man zwischen drei Bereichen, durch die Menschen mit ihren frommen Werken Gott näher kommen wollen:
durch Opfer: Wir sehen das im Alten Testament und in anderen Religionen, aber auch durch Opfer an Geld oder Zeit, durch Verzicht können Menschen das Gefühl entwickeln, dadurch die Anerkennung Gottes zu gewinnen und Gott näher zu kommen.
Durch religiöse Pflichten: Auch das finden wir in anderen Religionen, aber auch Christen können Gebete, Gottesdienste und anderes als gute Werke empfinden, durch die sie Gott gnädig stimmen und sein Wohlwollen verdienen.
Durch moralisches Verhalten: Anständig leben, die 10 Gebote halten, keine schlechten Gedanken pflegen, usw. werden als frommes Leben verstanden, mit dem man sich Gott auf seine Seite zieht.
Durch gute Werke sich Gottes Zuwendung verdienen ist eine menschliche Eigenschaft, die wir in allen Religionen finden. Dazu im völligen Gegensatz steht die Botschaft Jesu und die Verkündigung des Paulus von der geschenkten Gnade und Liebe Gottes.
Die Gnade Gottes in Christus ist das Geschenk in Jesus Christus, der aus Liebe unsere Schuld vergibt und den Weg zur Ewigkeit Gottes geöffnet hat.
Der Glaube ist das Vertrauen in Jesus, der sich die Ewigkeit schenken lässt, sein Leben Jesus anvertraut und den Weg des Kreuzes in der Nachfolge Jesu geht. Der Glaubende will sich durch sein Verhalten keinen Verdienst bei Gott erwerben, sondern er folgt Jesus aus Dankbarkeit und Liebe nach.
Der zweite Bereich umfasst die ethischen Anweisungen von Paulus, die man so zusammenfassen kann:
Weil ihr aus Gnaden und durch den Glauben in die ewige Gemeinschaft mit Jesus Christus aufgenommen seid, nun lebt auch so, wie es der Gemeinschaft mit Christus entspricht.
Wie im Alten Testament geht es Paulus darum, dass die Christen entsprechend ihrer Bestimmung leben und zum Segen für viele Menschen werden.
Diese beiden Themenbereiche entfaltet Paulus in immer wiederkehrenden Themen und unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Gemeindesituation.
- Im Brief an die Römer sehr grundsätzlich.
- In den Briefen an die Korinther antwortet er ganz stark auf die Gemeindesituation.
- Im Brief an die Galater setzt er sich auseinander mit einer neuen Gesetzlichkeit, die von zwei Seiten in viele Gemeinden wieder eindrang:
a) von Seiten judenchristlicher Prediger, die die Einhaltung der jüdischen Gesetze forderten. In der Fachsprache wird das als Judaismus bezeichnet.
b) von Seiten der Gnosis, eine Lehre mit der heutigen Esoterik vergleichbar, die die Erleuchtung des Geistes in den Vordergrund stellte und alles Leibliche herabwürdigte. Der gesetzliche Teil der Gnosis war der Meinung, dass man alles Leibliche unter strenger Kontrolle halten muss, damit der Geist zur vollen Erleuchtung kommen kann, während der andere Teil der Überzeugung war, dass man als erleuchteter Menschen mit dem Leiblichen tun und lassen könne, was man wolle, da alles Leibliche keine Bedeutung habe. In der Fachsprache wird diese Lehre als libertinistische Gnosis bezeichnet. - Im Epheser-Brief geht es um die Einheit der Gemeinde in der Vielfalt, was Paulus aber auch im Römer-Brief und im 1. Korinther-Brief entfaltet.
- Im Philipper-Brief schreibt Paulus von der Freude und dem Eifer im Glauben und legt es an seinem eigenen Beispiel dar.
- Die Thessalonischer-Briefe haben als Schwerpunkt die Wiederkunft Jesu und die Hoffnung auf die Ewigkeit.
Es gab auch noch andere Gemeindegründungen,
zum Beispiel in Israel, Ägypten, Indien und andere Briefe, wie Sie aus der Übersicht ersehen können.
Einige Briefe haben die Namen der Autoren, andere der Adressaten. Ein besonderer Brief ist der Philemon, den Paulus an eine Person geschrieben hat.Der Zweck der neutestamentlichen Briefe
Die Briefe dienten zum einen der Fortsetzung der missionarischen Tätigkeit, um Menschen den Glauben an Jesus nahe zu bringen, und zum anderen um zu lehren, was es heißt, Jesus nachzufolgen. Die Gemeinden sollten in ihrem Glaubensleben gefestigt werden.
Bei Paulus ist das ganz deutlich: Nach seiner Tätigkeit vor Ort war er weitergereist. Es gab noch kein Neues Testament, keine Kirchenleitung, keine Erfahrung und Vorbilder; die „neuen“ Christen waren noch nicht gefestigt im Glauben, andere brachten fremdes Gedankengut, zum Teil Chaos, Anfeindungen und Verleumdungen gegen Paulus in die Gemeinden. So betreute zum Beispiel Paulus durch die Briefe die Gemeinden weiter.
Es geht in den Briefen um ein genaueres Verständnis des Evangeliums,
- vor allem in Auseinandersetzung mit Irrlehrern; die Frage, wie ein Christ seinen Glauben leben soll im Alltag der Gemeinde und des privaten Lebens; die Strukturierung der jungen Gemeinden und um eine Auseinandersetzung mit konkreten Problemen in den Gemeinden.
Die Briefe sind in der Regel keine theologischen Abhandlungen,
- Ausnahmen sind der Römer-Brief und der Brief an die Hebräer, sondern sie kommen in ganz bestimmte Gemeindesituationen. Der Schreiber hatte Informationen von der Gemeinde und versucht im Brief darauf zu antworten.
- Einige konkrete Situationen waren Streitigkeiten in der Gemeinde, Auseinandersetzungen zwischen Gemeinde und Apostel, Gottesdienst und Abendmahlspraxis, sonstiges Leben in der Gemeinde, Leben in Ehe und Familie, Organisation der Kirchengemeinde und die Auseinandersetzung mit bestimmte Irrlehren wie zum Beispiel Synkretismus, Judaismus und die libertinistische und gesetzliche Gnosis.
Gerade die Briefe sind auch für uns eine Hilfe zur Nachfolge,
- weil sie sehr konkret sind in Gemeindefragen, Lebensführung, etc..
- Wir müssen nur darauf achten, dass wir die Anweisungen nicht einfach in unsere Situation übertragen. Die Anweisungen damals gingen in ganz konkrete geschichtliche Situationen und Entwicklungen, zum Beispiel in Bezug auf die Stellung der Frau und die Stellung zur Obrigkeit. Heute haben wir ganz andere geschichtliche Situationen und wieder andere in Europa oder Afrika. Wichtig ist, dass wir hinter den konkreten Anweisungen die Intention entdecken und die dann in die jeweilige Situation übertragen und konkretisieren. So finden wir im Neuen Testament noch keine Gleichberechtigung von Mann und Frau, was für die damalige Zeit undenkbar gewesen wäre, aber sowohl bei Jesus als auch bei Paulus sehen wir eine deutliche Aufwertung der Frau und eine Anweisung an die Männer, ihre Frauen zu lieben, wie Christus die Gemeinde liebt, also in völliger selbstloser Hingabe. Für die damalige Zeit war das neu beschriebene Verhältnis zwischen Mann und Frau revolutionär, und auch wenn es noch keine Gleichberechtigung ab, so bedeutete dies eine Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau. Dass dies im Laufe der Kirchengeschichte häufig wieder vergessen wurde, hat nichts mit der Intention des Neuen Testamentes zu tun, sondern mit einer gesetzlichen Auslegung.
Die Entstehung der Briefe
- lag zwischen 50 und 100 n. Chr..
- Die Verfasser waren entweder Apostel oder Schüler der Apostel.
Offenbarung des Johannes
- Geschrieben wurde die Offenbarung des Johannes in der Verfolgungssituation mit der Frage: Wenn wir so leiden müssen und ohnmächtig der weltlichen Gewalt gegenüber stehen, sind die anderen Mächte doch mächtiger als Christus? Wo bleibt Christus? Und die Antwort lautete: Haltet durch! Am Ende siegt Christus!
In Bezug auf die Offenbarung gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Auslegungsarten:
Zum einen wird die Offenbarung als Zeitplan bis zum Ende der Welt gesehen. Viele haben versucht, danach festzulegen, wo im Laufe der Geschichte sie sich in der Offenbarung wiederfinden. Meistens hieß es, wir sind kurz vor dem Ende. Ich betrachte diese Auslegungsform als falsch und gescheitert.
Die andere Auslegungsart sieht so aus, dass sie als grundsätzliches Trostbuch für alle Generationen, die in der Verfolgung leben, gesehen wird. Für sie erscheint es, als würde das Böse in der Welt siegen. Ihnen wird aber zugesagt: Christus ist stärker und wird siegen. Vertraut ihm und haltet an ihm fest.In jedem Fall beschreibt die Offenbarung, dass und wie Gottes Heilsplan zu seinem Ziel kommt.
- Gott schafft sein Heil erneut. Wer an Jesus glaubt und mit ihm verbunden ist, der erfährt Gottes Heil schon jetzt, wenn auch noch mitten in der unheilen Welt und gebrochen. Aber für alle, die zu Jesus gehören, vollendet sich Gottes Heilsplan in der Ewigkeit und sie werden das vollkommene Heil in der ewigen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott erfahren.
- Das ist die wunderbare Verheißung und der große Trost unseres Glaubens, egal in welcher Situation wir uns gerade befinden.
Zum Abschluss des Bibelkurses möchte ich noch kurz auf ein wichtiges Kapitel im Neuen Testament eingehen: 1. Korinther 13
- Vorher und nachher redet Paulus über die unterschiedlichen Gaben, die Gott uns gegeben hat. Aber auch die größten Begabungen sind ohne die Liebe nichts. Nur die Liebe bleibt ewig. Die Liebe ist die selbstlose Hingabe, wie Jesus sie gelebt hat. Deswegen kann für das Wort „Liebe“ hier auch überall „Jesus Christus“ eingefügt werden. Diese Liebe teilt Jesus mit uns, er füllt uns damit an, damit auch wir in dieser Liebe leben können. Unsere Erkenntnis in Bezug auf Gott ist bruchstückhaft. Das muss uns demütig machen. Entscheidend ist aber, dass Christus uns vollkommen erkennt und liebt. In der Ewigkeit werden auch wir dann alles erkennen.
- Lesen Sie dazu auch die Predigt über 1. Korinther 13.
Fragen zum persönlichen Weiterdenken
- Was können wir heute tun, um anderen Menschen den Glauben an Jesus nahe zu bringen und uns selbst und andere im Glauben zu festigen?
- Was können wir tun, damit wir selbst und andere die Bibel besser kennen lernen?
Die Bibeltexte sind aus der Lutherbibel 2017
Bibelausgaben in verschiedenen Übersetzungen finden Sie bei der Deutschen Bibelgesellschaft