Predigt zu 1. Johannes 5, 1-5 am Sonntag Jubilate
1 Wer glaubt, dass in Jesus der Sohn Gottes erschienen ist, hat Gott zum Vater. Und wer den Vater liebt, der ihn gezeugt hat, wird auch alle anderen lieben, die vom selben Vater stammen. 2 Doch ob wir die Kinder Gottes auch wirklich lieben, das erkennen wir daran, dass wir Gott lieben, und das heißt: seine Gebote befolgen. 3 Die Liebe zu Gott ist nur echt, wenn wir nach seinen Geboten leben. Und seine Gebote sind nicht schwer zu befolgen; 4 denn alle, die Gott zum Vater haben, siegen über die Welt. Der Sieg über die Welt ist schon errungen – unser Glaube ist dieser Sieg! 5 Denn wer kann die Welt besiegen? Nur wer im Glauben daran festhält, dass Jesus der Sohn Gottes ist!
„Glaube an Gott“ und „Welt“ werden in der Bibel oft als Gegensatz dargestellt. Dabei ist dieser Gegensatz von Gott und Welt im Sinne von gut und böse gemeint. Warum macht die Bibel das?
Ist die Welt nicht schön?
Es gibt das wunderbare Lied:
„Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß.“
So ist sie, die Welt. Es gibt so viele wunderschöne Dinge in der Welt, zum Beispiel Menschen, die zuverlässig sind, freundlich, die zu uns gehören. Körperliche und seelische Gesundheit sind schöne große Gaben. Und auch das Geld ist eine Gabe, die uns ermöglicht das Leben zu gestalten. Und ist nicht die Natur als Gottes Schöpfung auch eine Gabe Gottes für uns, an der wir uns erfreuen können. Dafür können wir Gott auch von ganzem Herzen danken und loben.
Die Gefahr sieht die Bibel darin, dass Gaben Gottes, Dinge der Welt zu wichtig für uns werden.
Wenn wir sie nicht nur als Gaben sehen, sondern als Endpunkt für unseren Halt und unsere Hoffnung, dann bringen sie uns von Gott weg, werden zum Gott für uns. Das kann zum Beispiel die Familie sein, die Freunde, der Wohlstand oder auch die Natur.
So kann uns die Welt vom Weg Gottes und von Gott selbst abbringen,
indem wir für unseren Halt und Hoffnung den Dingen der Welt mehr vertrauen als Gott selbst, oder indem wir den Wertemaßstäben der Welt, was gut und schlecht ist, mehr vertrauen als den Worten von Jesus.
Was uns so wichtig ist, sehen wir auch an der negativen Seite. Angst, Dinge zu verlieren, habe ich nur bei Sachen, die mir wichtig oder zu wichtig sind. Genauso ist es bei Dingen, über die ich mich ärgere oder wütend werde. Verletzungen von Menschen trage ich nur mit mir herum, wenn mir entweder die Menschen besonders wichtig sind oder allgemein die Anerkennung von Menschen.
So ist das, worunter ich leide, ein Hinweis auf das, was mir besonders wichtig, bzw. zu wichtig ist und eventuell wichtiger als Gott ist.
Weil Dinge der Welt immer wieder zu einer Gefahr für uns werden, uns vom Weg Gottes abzubringen,
deshalb sagt die Bibel an manchen Stellen, dass die Welt unter der Herrschaft des Teufels steht und uns von Gott abbringen und eben nicht immer zu Gott und zur Herrschaft Gottes hinführen kann. Und deshalb sagt sie auch, dass wenn wir uns vom Weg abbringen lassen durch Dinge der Welt, wir uns vom Teufel beherrschen lassen.
Diese Gefahr, die von Dingen der Welt ausgeht, führte in der Kirche oft zur Verteufelung alles Weltlichen wie zum Beispiel Geld, Sexualität, Tanzen und andere Vergnügen. Deshalb haben sich Mönche aus der Welt zurückgezogen, ist die Kirche oft weltfremd geworden und haben sich Christen in fromme Kreise zurückgezogen.
Doch die Bibel redet nicht von diesem Gegensatz „Gott“ und „Welt“, damit wir uns daraus zurückziehen oder sie verteufeln, sondern um in Gottes geliebter Schöpfung seinen Willen zu leben und sie in seinem Sinn zu gebrauchen. Mitten in der Welt, im alltäglichen Leben sollen wir unseren Glauben leben.
Jesus sagt in seinem Gebet in Johannes 17 über seine Jünger: „Sie sind in der Welt aber nicht von der Welt“. Und Jesus selbst war Gott und doch Mensch. In ihm war Gottes Welt ganz in unsere Welt gekommen. Martin Luther hat betont, dass der Klostermensch, der sich aus der Welt zurückzieht und sich ganz dem Gebet und dem frommen Glauben widmet, nicht frömmer lebt, sondern die Magd, die den Kuhstall ausmistet, kann es genauso als Gottesdienst tun. Luther hat bewusst diese kirchliche Trennung zwischen geistlichen und weltlichen Bereich aufgehoben, denn alles, was wir hier in der Welt tun, ist für ihn die Welt. Eine Trennung gibt es nur zwischen Gottes Ewigkeit und allem in der Welt. Deshalb sollen wir unseren Glauben, der von Gott kommt, mit allem in der Welt in Beziehung bringen.
Der Glaube lebt von dieser Spannung „In der Welt, aber nicht von der Welt“.
Wir brauchen den Bereich des Glaubens, wo wir Gottes Ewigkeit in unser Leben hineinlassen durch das Gebet, die christliche Gemeinschaft und die Beschäftigung mit dem Wort Gottes, um aufzutanken und neue Kraft zu bekommen. Der Glaube braucht aber auch die Beziehung zur Welt, um den Glauben ins Leben umzusetzen, denn wir sind wie Jesus in die Welt gesandt. Dort sollen wir Gottes Ewigkeit hineinbringen und leben, das heißt ganz im Vertrauen auf seine Zusagen leben und uns nach seinen Geboten richten, in der Liebe zu Gott und Menschen leben.
Mitten in der Welt sollen wir wie Jesus Gottes Ewigkeit leben und auf seinem Weg bleiben.
Aber können wir das? Wir sind doch nur Menschen, die sehr schwach werden können.
Wie eine Frau einmal sagte: Ich kann keine Schokolade liegen lassen. Ich muss sie essen, bin ein Opfer. Da liegt die Schokolade, lächelt und sagt oder befiehlt: „Komm, iss mich!“ Die Frau sagt damit, dass sie einfach willenlos gehorchen muss und nicht anders kann. Sie sieht sich als Opfer: Ich bin so schwach!“
Sind wir als Menschen nur willenlose Opfer gegenüber den Einflüssen der Welt, zu schwach, um den Weg Jesu zu gehen.
Stimmt das, oder ist das nur eine faule Ausrede? Wenn das stimmt, dann heißt das doch, dass wir zu schwach sind, um auf Gottes Weg zu bleiben und damit auch zu schwach, um in die Ewigkeit zu kommen. Stimmt das? Ja, es stimmt. Wir sind zu schwach, weil wir Menschen sind. Aber gerade deswegen ist Jesus ja gekommen, um uns mit seiner Stärke von dieser Schwachheit zu befreien.
Wenn ich jetzt sage, es ist für mich unmöglich, auf dem Weg Jesu zu bleiben, dann ist es die Wahrheit, wenn wir uns vom Teufel und nicht von Gott bestimmen lassen. Für Christen ist es eine Lüge, denn das hieße, nicht an die Kraft Jesu zu glauben.
Ich möchte, dass Sie den Glauben an diese Lüge aufgeben und stattdessen in Zukunft an die Kraft Jesu glauben, die für Sie da ist, die Jesus durch seinen Heiligen Geist in Sie hineingelegt hat.
Unser Abschnitt sagt, dass unser Glaube an Jesus Christus die Kraft ist,
um über die Einflüsse der Welt auf unser Leben zu siegen und uns für das Gute und Richtige zu entscheiden, das Gott uns zeigt, und es zu tun, um uns auf seinem Weg bis in die Ewigkeit festzuhalten.
Jesus macht das in Johannes 15, 5 deutlich im Bild vom Weinstock und den Reben. So wie der Saft durch den Weinstock in die Reben fließt, so fließt die Kraft Jesu in uns hinein. Wir haben als Christen den Geist Gottes, die Kraft Gottes, die Liebe Gottes in uns. Jesus sagt weiter: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, und man kann hinzufügen „aber mit ihm ist es möglich“.
Glauben sie nicht Ihrer Schwäche, sondern glauben Sie der Kraft Jesu, die in Ihnen wohnt!
Es geht nicht darum, dass wir uns gegen die Einflüsse der Welt entscheiden und sie verteufeln, sondern dass wir uns im täglichen Leben für Jesus entscheiden und uns mit seinem Geist anfüllen lassen, damit wir mit allem, was aus der Welt auf uns zukommt, in seinem Sinn umgehen.
Ja, unsere Kraft reicht dazu nicht aus,
um mit dem fertig zu werden, was uns Angst macht, ärgert, wütend macht, verletzt hat, um nicht doch in den schönen Dingen Halt und Hoffnung zu suchen, im tiefen Vertrauen zu Jesus geborgen zu leben und immer in der Liebe zu Gott und zu den Menschen zu leben.
Aber die Kraft Jesu reicht!
Er ist stärker als alles, was uns in der Welt von Gott abbringen kann! Er ist sogar stärker als der Tod, die mächtigste Kraft, die uns von Gott trennt!
Und wenn Sie sich zu schwach fühlen, gehen Sie zu Christus und bitten ihn um seine Kraft.
Mit Christus verbunden gilt seine Kraft für Sie in allen Situationen Ihres Lebens. Paulus sagt in 2. Korinther 17: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ Glauben Sie das?