Predigt zu 1. Korinther 1, 4-9 am 5. Sonntag vor der Passionszeit
Wie christlich Sind Sie, ist Ihre Kirchengemeinde? Leben Sie christlich und strahlen Sie es aus?
Außenstehende sagen manchmal: Die sonntags in die Kirche rennen, sind auch nicht besser als andere, und das stimmt wohl auch sehr oft; die Gottesdienste und das Gemeindeleben müssten mehr ausstrahlen und lebendiger sein, und auch da haben sie in den meisten Fällen Recht. Andere sagen: Ist doch alles Heuchelei! Wie viele Eltern, Paten, Konfirmanden sagen JA, … und danach halten sie sich nicht daran.
Alle diese Aussagen will ich jetzt nicht kommentieren. Man kann aber noch viel mehr sagen, wenn man sich das kirchliche Leben von innen anschaut. Ganze Bücher kann man mit dem füllen, was alles nicht in Ordnung ist. Es ist oft schon nicht so dolle mit uns Christen!
Es gab einmal eine Gemeinde, in der nur Chaos herrschte.
Die 30, 50 oder 100 Mitglieder bildeten mehrere Gruppen, indem sie sich um verschiedene Prediger sammelten, beim Abendmahl waren einige betrunken, die Reichen nahmen keine Rücksicht auf die Armen und einer schlief mit seiner Stiefmutter. Auf der anderen Seite waren sie dann wieder schwärmerisch und voll des Heiligen Geistes, worauf sie richtig stolz waren. Es ist schon unglaublich, wie es in der Kirche manchmal zugehen kann. Diese chaotische Gemeinde ist die erste Gemeinde in Korinth.
Darüber schreibt Paulus am Anfang seines ersten Briefes an die Korinther, 1. Korinther 1, 4-9:
4 Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, 5 dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis. 6 Denn die Predigt von Christus ist unter euch kräftig geworden, 7 sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. 8 Der wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. 9 Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.
Paulus sagt: Durch den Heiligen Geist ist alles da an Begabungen für ein lebendiges Gemeinde- und Christenleben:
das Wort Gottes und die Möglichkeit, es richtig zu verstehen; die Gewissheit, dass Christus bei euch ist und treu zu euch steht, gibt Geborgenheit und Hoffnung auch durch den Tod; an Kraft und Freude, um den Glauben zu leben; an Frieden und Liebe untereinander; an Bereitschaft Schuld zu bekennen, gegenseitig zu vergeben und in allen Dingen zu helfen. Alles, was die Gemeinschaft mit Christus bietet, hier im Leben und in Ewigkeit, ist für euch da. Das alles hat Gott jedem Christen an Möglichkeit in der Taufe gegeben.
Diesen Reichtum gibt es nur an dieser Stelle, wo Menschen mit Christus verbunden sind und sich in einer Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden zusammenfinden. Die christliche Gemeinde ist die Station Gottes auf der Erde, oder wie Paulus an anderer Stelle sagt: die leibliche Gegenwart Christi auf Erden.
Aber, wie passt das zusammen: der Dank und Lobpreis auf der einen Seite und die Realität auf der anderen Seite, in der Gemeinde in Korinth, – in jeder Gemeinde, in unserem Leben?
Können Sie für Ihr Leben, für Ihre Gemeinde diesen Lobpreis anstimmen?
Wenn ich mich ansehe, dann bin ich richtig froh und dankbar, wenn ich sehe, was Gott für mich getan hat und tut. Aber dann sehe ich auch meine Schuld, Schwächen, Lieblosigkeit, alles das, was besser, christlicher sein könnte, und das macht mich schon traurig. Wenn ich unsere Kirche und Gemeinden ansehe, dann geht es mir genauso: Auf der einen Seite empfinde ich Freude über die Möglichkeiten, die Gott uns gibt und was an christlichem Leben und christlicher Gemeinschaft schon da ist. Auf der anderen Seite bin ich traurig und manchmal verzweifelt, wenn ich sehe, was noch alles möglich wäre und eben nicht da ist. Wie viel mehr wäre möglich an Liebe untereinander, gegenseitiger Hilfe ohne zu stöhnen, Einsatz der Begabungen füreinander, Glaubensfreude, Begeisterung, fröhlichen Gottesdiensten und vom Heiligen Geist erfüllte Ausstrahlung. Ein Pastor sagte einmal: „Ich schwanke hin und her zwischen himmelhochjauchzend, wenn ich die Möglichkeit sehe, und zu Tode betrübt, wenn ich die Wirklichkeit sehe.
Wie bekommen wir diese Kluft zusammen?
Man kann sagen: wenn du deinen Glauben lebst und dich mit der Bibel beschäftigst, dann wird diese Kluft kleiner, aber das Verrückte ist: Je mehr man sich mit der Bibel beschäftigt, mit dem, was Gott für uns getan hat, desto größer sieht man die Kluft, im Christenleben und im Leben einer Gemeinde, weil uns immer mehr deutlich wird, was durch die Verbindung zu Jesus noch alles möglich wäre.
Wie bekommen wir das zusammen, es muss doch mal enger zusammenrücken? Es passt einfach nicht in unser Weltbild, es passt nicht in unsere Vorstellung, dass wir etwas nicht hinbekommen. Es lässt uns ziemlich unfähig erscheinen.
Die Wahrheit ist aber: Wir bekommen es nicht zusammen. Das muss man erst einmal anerkennen.
Aber Gott bekommt es zusammen durch sein unbedingtes Ja zu uns, das er am Kreuz gesprochen hat, zur Gemeinde in Korinth, zu uns, zu jedem Menschen.
Gott sagt: ich habe diese Kluft für dich überwunden. Du gehörst zu mir und daran kann kein menschliches Fehlverhalten und kein menschliches Urteil etwas ändern. Gott lässt den ganzen Reichtum seiner himmlischen Gaben in unvollkommenen Menschen und unvollkommenen Gemeinden und damit will er seine himmlische Station auf der Erde ausbauen.
Eine Geschichte erzählt: Als der auferstandene zurück im Himmel ist, fragen ihn den Engel, wie es denn jetzt weitergehen soll. Da antwortet er: Ich habe Petrus, Johannes, die anderen Jünger und die Frauen und einige andere Menschen. Die Engel sagen: Mit diesen Menschen, die dich verlassen und verleugnet haben, willst du dein Reich bauen. Hast du keinen anderen Plan? Jesus sagt: Nein, einen anderen Plan habe ich nicht. Mit uns, mit uns unvollkommenen Menschen und mit dem, was er uns zur Verfügung stellt, will er sein Reich bauen.
Was Jesus da mit uns macht, darüber können wir erst einmal staunen,
neu staunen, uns freuen, uns wundern, begeistert sein. Christus hält dir die Treue. Christus wirkt durch dich, uns. Das ist ein Geheimnis, aber wahr. Als Christen sind wir nicht deshalb etwas Besonderes, weil wir besser wären als andere, sondern weil Christus so mit uns umgeht
Darüber sollten wir neu das Staunen lernen! Wenn wir das wieder lernen, darüber zu staunen, uns darüber zu freuen, Gott deshalb zu lieben, dann werden wir uns wundern, wie sehr uns das als Einzelne und als Gemeinde verändert, wie sehr es uns anspornt, das zu sein, was wir sein können.
Predigt zu 1. Korinther 1, 4-9
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