Predigt zu 1. Korinther 10, 16-17 am Gründonnerstag

16 Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? 17 Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.

Als Gemeinde sind wir eine Gemeinschaft von Christen. Aber was für eine Gemeinschaft ist das?

Was macht sie aus? Was verbindet uns? Schauen Sie die anderen Christen an. Schauen Sie tiefer mit den Augen Gottes. Was verbindet Sie mit einander? Was das Besondere an unserer Gemeinschaft ist, wird im Abendmahl deutlich!

Zunächst einmal sind wir eine Gemeinschaft der Sünder!

Wir stehen vor Gott als unvollkommene Menschen, die nicht nur Fehler gemacht haben, zum Beispiel lieblos waren gegenüber anderen Menschen, sondern das eigentliche Problem liegt in der gestörten Beziehung zu Gott. Wir sind voller Misstrauen gegenüber Gott: Ist sein Wort gut? Zeigt es wirklich einen guten Weg? Halten die Zusagen, hält der Halt, kann man sich wirklich darauf verlassen? Tut er das Richtige oder nehme ich mein Leben nicht lieber selbst in die Hand? Habe ich für mich auch genug, wenn ich mich wirklich nach Gottes Wort richte oder komme ich dann zu kurz? Das sind Fragen, die unser Misstrauen gegenüber Gott ausdrücken. Es ist das, was uns von Gott trennt, denn sonst würden wir uns bedingungslos nach Gottes Wort richten, darauf verlassen und uns in allem Gott anvertrauen. Sonst würden wir ohne Sorge und Angst leben, geborgen in der Liebe Gottes, unseres Vaters. Sonst würden wir in der Liebe Christi leben und in allem liebende Menschen sein. Und aus diesem Misstrauen entstehen dann die Taten, mit denen wir die Beziehung zu anderen Menschen zerstören, die Natur oder auch uns selbst und Gott links liegen lassen.

So stehen wir alle gleich vor Gott als Sünder! Und deshalb gibt es keinen Grund, sich über andere zu erheben, keinen Grund für Stolz, Eitelkeit oder Hochmut.

Wenn wir uns nach menschlichen Maßstäben miteinander vergleichen, dann entdecken wir vielleicht Unterschiede. Der eine fühlt sich besser als der andere oder wird besser beurteilt. Wenn wir uns so vergleichen, dann geht es nur um unsere menschlichen Eigenschaften wie Neid, Habgier, Missgunst, Stolz und Hochmut. Aber wie oberflächlich sind unsere Urteile und wie unvollkommen unsere Maßstäbe und Eigenschaften!
Wenn wir uns alle damit vergleichen, wie Gott uns haben will, das sehen wir in Jesus, dann entdecken wir bei uns allen das gleiche Misstrauen, unseren Ungehorsam und unsere Auflehnung gegen Gott. Und das ist unser eigentliches Problem.

Wir sind vor Gott alle Bettler, Bettler um Gnade und Vergebung,

die nichts vorweisen können zu ihrer eigenen Rechtfertigung. Wir können nur betteln, dass Gott uns annimmt aus reiner Liebe. Deshalb gehört die Beichte zum Abendmahl. Früher gab es vor jedem Abendmahl eine gemeinschaftliche Beichte, gemeinsam vor dem Gottesdienst oder im Gottesdienst. Es muss nicht diese Form der Beichte vor dem Abendmahl gefeiert werden, aber das Gebet um Vergebung, die Reue, dass wir unser Misstrauen, unsere Auflehnung gegen Gott von Herzen bereuen und uns ändern wollen, das gehört zum Abendmahl dazu.
Zum Abendmahl sollen wir als Bettler gehen, die etwas brauchen, alles brauchen; die vor Gott hintreten mit leeren Händen und offenem Herzen, um angefüllt zu werden mit der Gnade und Liebe Gottes, mit seinem Heiligen Geist.

So sind wir eine Gemeinschaft der Sünder. Schauen Sie sich selbst und die anderen so an. Wollen Sie so gesehen werden und können Sie andere so sehen?

Wenn wir so zum Abendmahl gehen, dann werden wir verändert und werden zu einer Gemeinschaft der begnadigten Sünder, zu einer Gemeinschaft der Kinder Gottes, der Heiligen.

Wir sind begnadigt, weil Christus die Strafe, die wir verdient hätten, auf sich genommen hat.

Die Strafe ist, fern von Gott leben und alles das ertragen zu müssen, was fern von Gott ist zum Beispiel Hass, Ungerechtigkeit, Macht des Teufels, Tod und Sünde, zerstörte Beziehungen, hier im Leben und in Ewigkeit. Das ist die Hölle.

Jesus hat es mit ans Kreuz genommen,

wie es in Jesaja 53, 5 heißt: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“

Nun dürfen wir neu leben

und alles aus der Ewigkeit empfangen, was es dort gibt. Wir dürfen jeden Tag lernen, in der Liebe Christi zu lieben, das Reich Gottes auf Erden erfahren und leben, aus der Kraft Jesu leben und Halt und Hoffnung auf die Ewigkeit haben. Das ist eine wunderbare Verheißung und allein aus dieser Gnade können wir zum wahren Leben kommen.

Das ist Jesus nicht leichtgefallen, diesen Weg zu gehen.

Er hatte alles in der Gemeinschaft mit seinem Vater, war ganz eins mit ihm, und nun sollte er das alles aufgeben, was es bei Gott gibt und alles das ertragen, was fern von Gott gilt? Wie schwer ihm das gefallen ist, das sehen wir in Gethsemane in seinem „Gebetskampf“ in Matthäus 26, 36-46: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“. „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod“, so betet Jesus und über ihn heißt es in Markus 14, 33: „Er fing an zu zittern und zu zagen.“

Alles hat Jesus aus Liebe getan.

Aus Liebe ist er gehorsam geworden und hat den Willen Gottes erfüllt. Aus Liebe hat er alles Leid auf sich genommen, alles erduldet wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird, damit der Vater seine verlorenen Kinder wiederbekommen kann. Aus Liebe verbindet er sich mit uns, der Heilige und Vollkommene mit dem Sünder, der in allem gehorsame Sohn Gottes mit dem verlorenen Kind.

Nun dürfen wir aufrecht und selbstbewusst durch das Leben gehen,

nicht weil wir auf uns schauen und Grund zum Stolz haben, sondern weil wir entdecken, wie wertvoll wir für ihn sind. Dass sieht man an dem, was er für uns getan hat und immer noch tut, wie er uns barmherzig ansieht, mit Liebe anspricht und uns Mut macht, wie er uns vertraut, dass wir etwas für ihn tun können.

Was Christus für uns getan hat, das hören und erfahren wir im Abendmahl,

wenn wir die Worte hören: „Christi Leib für dich gegeben“ und „Christi Blut für dich vergossen“, wenn der auferstandene Christus sich im Abendmahl mit uns verbindet. So will das Abendmahl uns verändern von Sündern zu Kindern Gottes, von Gottesfernen Menschen zu seinen geliebten Heiligen, von einer Gemeinschaft der Sünder zu einer Gemeinschaft der Heiligen, angefüllt mit dem Heiligen Geist.

Und so soll es in dieser Gemeinschaft nicht mehr das geben, was fern von Gott gilt

wie Neid, Eifersucht, Habgier, Missgunst, Hass, Lieblosigkeit, Eigensucht, Tod, Teufel und Sünde, sondern es soll nur noch geben, was in der Gemeinschaft mit Gott gilt wie Liebe, Frieden, Vergebung, Hingabe, Gehorsam gegen Gott, Freude im Leid, getröstet sein und voller Hoffnung und Sehnsucht auf die Ewigkeit.

Wir müssen es nur im Glauben annehmen und aus dem leben, was Jesus uns gibt und uns zuspricht.
Predigt zu 1. Korinther 10, 16-17
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