Predigt zu 1. Korinther 13 amSonntag Estomihi
Was ist im Leben wirklich wichtig? Was muss ein Mensch haben, damit er sein Leben gut und sinnvoll gestalten kann:
gute Bildung, einen guten Beruf, materielle Sicherheit oder besondere Begabungen in Musik, Kunst oder im Handwerk? Worauf sind Erwachsene stolz bei ihren Kindern und Enkeln ? Was denken sie, was wichtig wäre für ihre Kinder oder Enkelkinder?
Denken Sie manchmal auch: wenn ich das hätte oder könnte, was der oder die kann oder hat, dann wäre ich erfolgreicher und es würde mir besser gehen, zum Beispiel besondere Bildung, viel Geld, außerordentliche Begabungen? Wer besondere musikalische Begabungen hat, der hat doch überall Erfolg und wer einen besonderen Charme besitzt, dem fliegen doch die Herzen zu.
Was ist wirklich wichtig?
Lesen wir dazu, was Paulus in 1. Korinther 13 schreibt. Zunächst die Verse 1-3:
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.
Paulus sagt zu all diesen menschlichen Leistungen und Begabungen: Wenn das Eine fehlt, sind sie wertlos. Wirklich wichtig ist nur die Liebe!
Viele Sprachen zu beherrschen, ist schön; viel Wissen haben über Gott und die Welt, ist interessant; einen starken Glauben haben und gute Werke tun, ist gut. Aber ohne die Liebe sind alle diese Dinge in den Augen Gottes und für das menschliche Miteinander wertlos, auch wenn sie Erfolg, Anerkennung oder Selbstzufriedenheit bringen.
Die Liebe ist das Wichtigste! Ich vermute, dass fast alle Paulus zustimmen.
Allerdings darf man dann fragen, warum das Lernen, in der Liebe zu leben, als Erziehungsziel für Eltern und in der Schule so eine geringe Rolle spielt. Warum bemühen die Menschen sich ganz stark darum, alles andere zu bekommen, aber die meisten strengen sich nur wenig an, diese Liebe zu bekommen, für sich und die Kinder. Halten wir die Liebe doch nicht so wichtig für ein erfülltes Leben, oder denken wir, das regelt sich nebenbei von selbst?
Aber was ist Liebe?
Da ist eine Gruppe von Menschen, die sich gerne oft trifft, sich gut versteht und gegenseitig hilft. Ist das Liebe oder sind sie nur dabei, weil sie irgendwie alle etwas davon haben?
Da flüstert der junge Mann seiner Angebeteten ganz verliebt ins Ohr: „Du machst mich so glücklich!“ Ist das Liebe oder Egoismus, weil er darauf sieht, was er davon hat?
Wenn die Mutter alles für ihren Sohn tut, ist das Liebe oder kann sie ihr Kind nur nicht loslassen, weil sie selber noch das Gefühl braucht, wichtig zu sein?
Wenn jemand viel für andere tut, ist das Liebe oder hat das andere Gründe wie zum Beispiel, sich gut zu fühlen?
In unserem Abschnitt ist von einer Liebe die Rede, die in keinster Weise sich selbst meint, irgendetwas für sich erwartet, sondern nur das Wohlergehen des anderen im Blick hat.
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Das ist schon ein hoher Anspruch, der hier beschrieben wird.
Es ist schön wenn Hochzeitspaare sich diese Verse als Trauspruch aussuchen, aber allein mit romantischen Gefühlen kommt man da nicht weit. Diese Liebe ist keine Gefühlsduselei, kein Programm für Softies, sondern harte Arbeit. Dies ist eine Liebe, die mit Mühe erarbeitet wird; die nicht den eigenen Vorteil sucht, sondern das Beste für den anderen will; die aus Liebe Grenzen setzt und ermahnt, auch wenn der andere einem deswegen böse ist; die liebt, auch wenn der andere mir Unrecht getan oder mich im Stich gelassen hat; die geduldig ist und sich nicht vom Weg der Liebe abbringen lässt; die Grenzen des Selbstschutzes überschreitet, um anderen Schutz und Leben zu geben.
Was hier beschrieben wird, ist keine Liebe, die aus einem menschlichen Gefühl kommt, sondern es ist die vollkommene Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus begegnet.
Überall, wo hier „Liebe“ steht, kann man „Jesus“ einsetzen. Er hat in dieser Liebe gelebt und liebt uns so noch immer. Das ist die Liebe, mit der Jesus jeden von uns liebt und die uns verändern kann; die leidet, wenn die Liebe nicht erwidert wird.
Das Kreuz ist der Liebeskummer Gottes, wenn wir Menschen seine Liebe abweisen, und gleichzeitg das Zeichen seiner grenzenlosen Liebe zu uns. Es ist die Liebe, die uns prägen will und in der wir leben sollen.
Nun begründet Paulus, warum die Liebe alle anderen Begabungen bei weitem überragt.
8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Alle anderen Gaben haben nur Bedeutung für diese Welt.
Mit unserem Tod verlieren sie ihre Bedeutung. Aber diese Liebe kommt aus der Ewigkeit und bleibt auch in Ewigkeit. Ohne Liebe dienen alle anderen Gaben nur dem eigenen Ego. Aber die Liebe sucht das Gute für alle. Mit allen anderen Gaben kann ich Gutes und auch Schlechtes tun. Auch da stoßen sie an ihre Grenzen. Allein die Liebe tut nur Gutes.
So wirst du geliebt von Jesus und so sollst du lieben. Alles, was du tust, soll von dieser Liebe bestimmt sein.
Der Kirchenvater Augustinus sagte einmal auf die Frage: „Wie soll ein Christ leben?“ „Liebe, und sonst tue, was du willst.“
Aber geht denn das, wenn man mitten im Leben steht?
Ist das etwa nur ein Abschnitt für die Kirche oder etwa nur fürs Kloster? Wie ist das, wenn ich als Polizist auf einen Verbrecher stoße; wenn ich Verantwortung habe in einem Betrieb und jemand bezahlt nicht, ist faul oder macht Unfug; wenn ich als Eltern, Lehrer oder Pastor den Kindern Grenzen setzen muss; wenn ich sonst irgendwo Verantwortung trage, dann gibt es Regeln und Ordnungen, an die sich jeder halten muss? Wie soll ich da lieben?
Die Bibel sagt: Gerade, wenn wir Verantwortung und damit auch Macht haben,
dann ist die Macht eine große Versuchung, sie für eigene Zwecke zu benutzen. Deshalb sollen wir uns gerade dann ganz besonders an der Liebe orientieren, das heißt nicht den eigenen Vorteil suchen und die Macht für sich selbst ausnutzen, sondern genau überlegen, was kann ich im Sinne Gottes tun, damit meine Entscheidung, mein Handeln für alle Menschen, für die ich Verantwortung trage, das Beste ist, zum Beispiel den Bösewicht daran hindern, noch mehr Unrecht zu tun, und ihn auf den richtigen Weg bringen, und den guten Menschen musst du vor den Bösewichtern schützen.
Liebe ist etwas anderes als nett und freundlich sein oder ein romantisches Gefühl haben. Wirkliche Liebe ist harte Arbeit. Das gilt in der Ehe, Erziehung, in anderen Bereichen des Lebens und auch in der Nachfolge Jesu.
Aber wenn diese Liebe das Wichtigste im Leben ist, dann müssen wir etwas tun, um sie zu bekommen.
Deshalb sagt Paulus in Kapitel 14, 1. „Bemüht euch also, dass euch diese Liebe geschenkt wird.“ Wir finden sie bei Jesus. Er ist die Quelle der Liebe. Sonst finden wir auf dieser Erde nirgends diese vollkommene Liebe. Deshalb müssen wir alles tun, um Jesus nahe zu sein.