Predigt zu 1. Korinther 9,16-23 Apostelgeschichte 17
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Predigt zu 1. Korinther 9, 16-23 am 13. Sonntag nach Trinitatis

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth:

16 Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! 17 Tue ich’s freiwillig, so wird’s mir gelohnt. Tue ich’s aber unfreiwillig, so ist mir das Amt doch anvertraut. 18 Was ist denn nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium predige ohne Entgelt, sodass ich von meinem Recht am Evangelium nicht Gebrauch mache. 19 Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, auf dass ich möglichst viele gewinne. 20 Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen unter dem Gesetz bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, damit ich die unter dem Gesetz gewinne. 21 Denen ohne Gesetz bin ich wie einer ohne Gesetz geworden – obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin im Gesetz vor Christus –, damit ich die ohne Gesetz gewinne. 22 Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette. 23 Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, auf dass ich an ihm teilhabe.

Paulus war der erste große Missionar der Christenheit:

Er unternahm Missionsreisen im Nahen Osten, Kleinasien, Griechenland bis nach Rom und überall hat er das Evangelium gepredigt und Gemeinden gegründet. Seine Reisen waren oft mit sehr vielen Hindernissen verbunden: Öfter war er im Gefängnis, er erhielt als Strafe Schläge, erlitt Verfolgungen, war obdachlos und ohne feste Einkünfte.
Trotz allem widmet er sein ganzes Leben dieser Aufgabe, anderen Menschen die gute Nachricht zu sagen. Dabei hätte er ein richtig angenehmes Leben verbringen können: Bevor er Christ wurde, hatte er eine gute Position als theologischer Lehrer in Jerusalem, eine anerkannte Stellung, guten Lohn und einen festen Freundeskreis.

Warum macht Paulus das?              

Er selbst antwortet: Ich tue es nicht, um weltlichen Lohn zu bekommen, Geld, Freundschaften, Ehre oder Anerkennung. Ich habe auch keinen Grund, mich selbst als etwas Besonderes darzustellen oder zu sehen. Wenn ich in dem, was ich tue, eine besondere Leistung von mir sehen würde, könnte ich dafür eine Belohnung erwarten in Form von Geld, Ehre oder Anerkennung.

Aber ich tue es nicht freiwillig, sondern Christus hat mich eingefangen, mich beauftragt. Christus hat gesagt: Tu das! Und deshalb tue ich das. Wie soll ich da „Nein“ sagen, wenn Christus mich beauftragt.
Predigt zu 1. Korinther 9,16-23 Impuls der Woche Freiheit eines Christen Martin Luther
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Und so richtet Paulus sein ganzes Leben darauf aus, seinen Tagesablauf, seine Gewohnheiten, Freunde, Bequemlichkeiten und vieles mehr, nur mit dem einen Ziel, um für Christus diese Aufgabe zu erfüllen und um anderen Menschen die rettende Botschaft nahe zu bringen.

Wie hört sich das für Sie an: interessant oder macht es Sie neugierig?

Oder finden Sie es eher fanatisch und übertrieben, wenn sich alles nur darum dreht? Wirkt es gezwungen, als würde er es nicht freiwillig tun? Oder befürchten Sie, dass Sie jetzt aufgefordert werden, auch mehr zu tun?

Es ist interessant, in welchem Zusammenhang Paulus das sagt: Der ganze Abschnitt handelt von der neuen Freiheit, die er durch den Glauben an Jesus bekommen hat.

Er sagt: Früher war ich abhängig davon, dass Menschen mich toll fanden, akzeptierten, mein Wissen und mein Können anerkannten; dass ich mich selber gut fand, meine Frömmigkeit und meine Leistung und dass ich ein sicheres Leben hatte. Ich wollte durch das, was ich tat, einen Vorteil für mein Leben haben. So suchen auch wir mit unserem Handeln meistens einen Vorteil für uns oder für die, die uns nahestehen.
Aber Paulus sagt: Jetzt bin ich frei von alledem. Ich brauche es nicht mehr, weil ich etwas habe, das viel größer ist als Menschen es mir jemals geben können: Christus hat alles getan und tut es weiterhin. Ich bin von Gott angenommen, geliebt, geehrt. Er gibt mir Anerkennung und Wert, und er will mich als seinen Mitarbeiter haben. Er gibt mir Kraft, Liebe, Hoffnung und vieles mehr, was alles sehr wichtig für mich geworden ist.


Dadurch bin ich wirklich frei davon, zu fragen, welchen Vorteil habe ich davon, sondern ich tue alles für Christus, weil er alles für mich getan hat.

Schüler und Studenten können das gut nachvollziehen und verstehen: Solange sie in der Schule sind, sind sie ständig abhängig von der Beurteilung der Lehrer und Professoren. Lehrer beurteilen Leistung, Auftreten, Sympathiewerte, und im Examen sind sie dann die großen Richter. Aber danach sind die Schüler und Studenten frei von ihren Beurteilungen, Noten, Bewertungen. Was interessiert sie dann noch die Meinung der Lehrer und Professoren, ob sie ihn für einen guten oder schlechten Studenten gehalten haben. Sie sind frei davon und können sich neu entfalten.

Und so sagt Paulus: Durch Christus bin ich wirklich frei geworden. In dieser Freiheit setze ich alles ein, um Menschen die gute Nachricht von Jesus nahe zu bringen.

Wenn ich Juden die Botschaft von Jesus nahebringen will, dann tue ich alles, damit sie sie verstehen und annehmen können. Dementsprechend gestalte ich mein Leben und Reden. Wenn ich Nicht-Juden die Botschaft von Jesus nahebringen will, dann tue ich alles, damit sie sie verstehen und annehmen können. Dementsprechend gestalte ich mein Leben und Reden. Wenn ich mit Menschen zu tun habe, die schwach sind im Glauben oder die stark sind im Glauben, dann stelle ich mich darauf ein. Alles ist darauf ausgerichtet, den Menschen die Botschaft von Jesus nahe zu bringen.

Predigt zu 1. Korinther 9, 16-23 Apostelgeschichte 8, 26-10 Römer 11, 36 Apostelgeschichte 1 Matthäus 10 Jesus Bekenntnis 2 Petrus 1 Epheser 1, 15 - 23
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Paulus ist ganz bestimmt nicht jemand, der sein Fähnlein nach dem Wind dreht, denn in einem ist er immer gleichgeblieben, in seiner Treue zu Jesus.

Aber, so sagt er: „Wie mein Leben äußerlich verläuft, welche Anerkennung und Sicherheiten ich habe, das ist für mich nicht wirklich wichtig. Darauf kann ich verzichten. Ich kann es haben oder auch nicht.
Wichtig ist für mich nur, dass ich mit Jesus verbunden bleibe und Anteil bekomme an dem, was Jesus mir verspricht und mir geben will in diesem Leben und für die Ewigkeit, und dass noch viele andere Menschen die Gemeinschaft mit Jesus erfahren und entdecken, wie wunderbar es ist, zu ihm zu gehören. Darauf richte ich alles aus, dafür will ich alles tun.“

Was bedeutet das nun für uns, und für eine Gemeinde?

Ich will ein paar Beispiele nennen:

Wenn Sie in einem Chor darüber nachdenken, was Sie singen, zum Beispiel welche Lieder und welchen Stil, wonach entscheiden Sie das: nach dem, was dem Chorleiter oder ihnen als Chormitgliedern gefällt, oder fragen Sie sich, womit sie am besten die Botschaft von Jesus zu den Menschen bringen können, zum Beispiel den Volksmusikliebhabern durch Volksmusik, den Gospelfans durch Gospelmusik, den Rappern durch Rapp?

Wenn wir über die Gestaltung von Gottesdiensten oder andere Bereiche der Gemeindearbeit nachdenken, woran orientieren wir uns: Nach dem, was uns gefällt oder einigen Menschen in der Gemeinde, die einflussreich sind oder sonst am lautesten meckern, oder fragen wir uns, wie wir die Botschaft Jesu am besten zu Menschen bringen können?

Wenn wir über die Gestaltung unseres persönlichen Lebens nachdenken, Tagesabläufe, Zeit, Geld, Einsatz unserer Begabungen, fragen wir uns dann, was der Botschaft Jesu am meisten entspricht?

Wenn Sie im öffentlichen Leben sind, wovon wird dann Ihre Kleidung, Sprache und Ihr Verhalten bestimmt? Woran orientiert Sie sich dann: an dem, was Ihnen einen Vorteil für Ihr Leben bringt, oder daran, anderen die Botschaft nahe zu bringen?
Paulus würde sagen: „Nur in einem müsst ihr immer gleichbleiben, in eurer Treue zu Jesus.
Und wenn ihr da treu seid, dann wisst ihr, dass Christus alles für euch getan hat, tut und tun wird, dann seid ihr frei, um euer ganzes Leben darauf auszurichten, im Auftrag Jesu, anderen Menschen die Botschaft nahe zu bringen.“

Predigt zu 1. Korinther 9, 16-23 Römer 7, 14-25 2. Korinther 5 Karfreitag Hausandacht Kreuz Glauben Herz Liebe Jesus Freiheit
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Ich möchte Ihnen zum Schluss zwei Fragen mit auf dem Weg geben:

Glauben Sie, dass Jesus alles für Sie getan hat, und dass er all das für Sie tut und tun wird, was seiner Meinung nach wirklich wichtig und gut für Sie ist?

Worauf ist ihr Leben abgestimmt: auf den eigenen Vorteil oder darauf, etwas für Jesus zu tun, was er von Ihnen möchte?

Predigt zu 1. Korinther 9, 16-23
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