Predigt zu 1. Petrus 5, 7 am 15. Sonntag nach Trinitatis

„Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“

Ohne Sorgen leben: Geht das?

Sorgen heißt nicht, sich um etwas oder jemand zu kümmern, sondern es geht um die Sorge, die mit Angst vor der Zukunft verbunden ist.

Jeder von uns kennt solche Sorgen.

Manchmal wissen wir gar nicht, warum sie da sind. Es entsteht plötzlich so eine Unruhe in uns und oft wissen wir nicht, woher sie kommt. Aber oft hat die Sorge einen ganz konkreten Grund, zum Beispiel wenn das Kind hustet, Fieber hat, unglücklich von der Schule kommt, nicht pünktlich zu Hause ist, dann sorgen wir uns, und zu recht, denn wir wissen, was passieren kann; wenn Schmerzen auftreten, der Arbeitsplatz in Gefahr ist, wir älter und schwächer werden und alleine sind oder wenn die gesellschaftliche Entwicklung unsicher erscheint, dann sorgen wir uns, weil wir Angst haben vor dem, was auf uns zukommen könnte. Gründe zur Sorge gibt es genug, denn die Gefahren sind wirklich da, die uns bedrohen, und wir kennen sie, und am schlimmsten ist das Gefühl der Ohnmacht.

Sich sorgen ist menschlich und gehört zum Leben dazu.

Wenn Sorgen nicht so belastend und zerstörerisch wären, könnten wir hier mit der Predigt aufhören, aber Sorgen zerstören uns und andere und das hat mit Liebe nichts zu tun.
Man kann sagen: Die menschliche Sorge ist das Zeichen für das verlorene Paradies, denn da braucht man sich nicht zu sorgen. Aber das Paradies ist noch nicht da.

Predigt zu 1. Petrus 5, 7 Jesus Vertrauen Kreuz
Foto: Martina Heins

Nun sagt Petrus: Ganz anders kann es sein, wenn ich an Jesus glaube,

wenn ich weiß, dass ich ein Kind Gottes bin, dann muss ich keine Angst mehr haben, mich nicht mehr sorgen. Das Paradies Gottes ist in unser Leben gekommen, so wie Jesus in Matthäus 4, 17 sagt: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.“ Das ist wahr und trotzdem zweifeln und sorgen wir! Warum?

Woher kommt das mit unserer Sorge?

Es beginnt damit, dass wir eine Vorstellung davon haben, wie unser Leben sein soll, dass alles gut ist, damit wir im Leben zufrieden, sinnvoll und glücklich sein können. Wir haben Vorstellungen für unseren Beruf, die Familie, unser Lebensumfeld, in der gesellschaftlichen Entwicklung und in vielen anderen Bereichen. Wir wollen gar keinen Luxus, sondern ausreichend Geld zum Leben, Gesundheit, gute Beziehungen in der Familie und unter Freunden, sodass unser Leben in ordentlichen Bahnen weiterlaufen kann, für uns und für unsere Lieben. Dafür tun wir viel, dass wir es erreichen und behalten und schaffen es oft auch.
Aber dann kommen Gefahren, die unsere Vorstellung von einem guten Leben bedrohen, es aus der geplanten Bahn werfen können:
Krankheit, Arbeitslosigkeit, böse Menschen, Streit, problematische Tendenzen in der Gesellschaft oder anderes. Manchmal können wir etwas dagegen tun, uns um das Problem kümmern, aber manchmal erscheint die Gefahr übermächtig, wir bekommen Angst. Und dann fangen wir an, uns zu sorgen, ob wir die Gefahr bannen können oder ob sie uns überwältigt. Wenn wir etwas dagegen tun können, dann können wir noch mit der Sorge umgehen, aber wenn wir ohnmächtig davorstehen, dann überwältigen uns die Sorgen.

Wie ist das nun, wenn ich Gott für mich sorgen lasse?

Gott hat auch eine Vorstellung davon, was für uns gut ist, wie unser Leben gut und sinnvoll sein kann.
Und da beginnt das Problem: Was ist, wenn Gott eine ganz andere Vorstellung von dem hat, was gut für mich ist, einen anderen Weg für mein Leben hat als ich?
Was ist, wenn ich denke: Erfolg ist gut, und Gott sagt: Du sollst Demut lernen und bescheiden sein; wenn ich mir Gesundheit vorstelle, und Gott sagt: Krankheit ist dran; wenn ich mir vorstelle, dass alles so weiter geht, und Gott sagt: Du brauchst Veränderung; wenn ich Frieden und Ruhe wünsche, und Gott schickt mich in eine Auseinandersetzung; wenn ich mir Leben wünsche, und Gott sagt: Es ist Zeit zum Sterben; wenn ich mir Pläne für die Kinder mache, und Gott hat ganz andere Pläne; wenn ich mir Sicherheit für die Zukunft wünsche, und Gott sagt: Lerne mit der Unsicherheit zu leben?

In unserem Bibeltext steht: Sorget nicht! Gott sorgt für dich!

Das heißt nicht:

Gott kümmert sich darum, dass alles so läuft, wie du es dir wünscht. Es heißt auch nicht: Ich kann mich auf die faule Haut legen, denn Gott macht das schon. Gott will uns nicht abnehmen, dass wir uns um alles im Leben kümmern, sondern er will uns die Angst nehmen, die Angst davor, dass unser Leben den Bach runter geht, wenn es anders läuft, als wir es uns vorgestellt haben.

Sorget nicht, heißt: Ich vertraue ihm,

dass er es besser weiß, was gut und schlecht für mich ist, auch wenn seine Wege anders sind; dass es gut ist, auf ihn zu hören und seine Wege zu gehen; dass er mich liebt und für mich das Beste will; dass er die wirklichen Gefahren sieht, die mein Leben bedrohen. Und er sieht noch ganz andere Gefahren als wir sie sehen, zum Beispiel Stolz, Eitelkeit, Hochmut, Habgier, Eifersucht, Irrwege. Er die Macht hat, um seine Pläne für mein Leben zu einem guten Ziel zu führen.
Man kann diesen Vers auch so übersetzen: „Ihr liegt Gott am Herzen.“ Ihr liegt am Herzen Gottes.“

Wenn du das glaubst und darauf vertraust, dass du am Herzen Gottes liegst, glaubst du, dass du dann noch Grund zur Sorge hast?

Das Schlüsselwort ist: Jesus vertrauen!

Im Vater Unser beten wir „Dein Wille geschehe!“, weil wir darauf vertrauen, dass sein Wille das Beste ist. In Liedern wie „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, oder „Befiehl dem Herrn deine Wege, er wird es wohl machen (gut machen)“, singen wir es aus dem gleichen Grund. Und Paulus schreibt in Römer 8, 28: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“

Gott hat alles getan, womit er unser Vertrauen verdient hat, indem er in Jesus seine Macht und seine Liebe gezeigt hat, für uns. Und er tut es in unserem alltäglichen Leben. Wie oft beschützt und bewahrt er uns! Manchmal bekommen wir es gar nicht mit und wissen es dann nicht.

Predigt zu 1. Petrus 5, 7 Vertrauen Abgrund Leiter
Foto: Martina Heins

Sorgen haben immer etwas mit mangelndem Vertrauen in Gott zu tun,
in seine Liebe,
seinen Weg für uns, in seine Macht.
Wir können es aber lernen, Jesus zu vertrauen,
dass wir in seiner Hand geborgen sind,
er uns festhält
und uns auf einen guten Weg führt.

 

 

Drei Dinge haben mir dabei geholfen, das zu lernen:

  1. Nein sagen zu den Sorgen,

indem ich erkenne und anerkenne, dass es für diese Sorgen eigentlich keinen Grund gibt, wenn ich an Jesus glaube und zu ihm gehöre. Dafür muss ich mich lösen von den eigenen Vorstellungen und Plänen. Ich kann und soll alles planen, aber gleichzeitig offen und flexibel sein für Gottes Wege.

  1. Predigt zu 1. Petrus 5, 7 Beten Vertrauen Gebet Glaube
    Foto: Achim Fester
    Hinwenden zu Jesus,

indem ich im Gebet alles ablade und mit Gott bespreche. Ich soll damit nicht andere Menschen belasten, sondern alles zu ihm bringen, auf seine Zusagen hören und mich anfüllen lassen von seinem Wort.

  1. Mit christlichen Lebensgeschichten beschäftigen.

Wenn ich das Leben christlicher Liederdichter sehe, was sie Schweres erlebt haben und dennoch frohe Loblieder gedichtet haben, dann werde ich demütig, aber zugleich sind sie mir ein Ansporn, meine Sorgen auf Jesus zu „werfen“.
Wenn wir das immer wieder tun, lernen wir, Jesus von ganzem Herzen zu vertrauen. Und besonders müssen wir es tun, wenn die Sorgen wie ein Gespenst ins Gehirn hochsteigen wollen. Es hilft!

Sorget nicht! Das gilt nicht, wenn es um unsere Pläne für das Leben geht. Es gilt für Gottes Pläne mit uns.
Predigt zu 1. Petrus 5, 7 Lernen Schule des Glaubens
Foto: Martina Heins
Es lohnt sich, Vertrauen zu lernen!

Gehen Sie noch einmal in die Schule, in die Glaubensschule und lernen Sie dieses Vertrauen. Sie sagen Ihren Kindern: Mathe, Physik und andere Fächer müssen nicht Spaß machen, aber sie sind wichtig. Wie viel wichtiger ist es, das Vertrauen in unseren himmlischen Vater zu lernen. Es muss nicht immer Spaß machen, aber es ist wichtig.

Seien Sie fleißige Schüler Jesu! Denn sich Sorgen machen, das muss nicht sein, wenn wir zu Jesus gehören und in seiner Hand geborgen sind.
Predigt zu 1. Petrus 5, 7
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