Predigt zu 2. Könige 2, 1-18 am 3. Sonntag nach Epiphanias

1 Als aber der HERR Elia im Wettersturm gen Himmel holen wollte, gingen Elia und Elisa von Gilgal weg. 2 Und Elia sprach zu Elisa: Bleibe du hier, denn der HERR hat mich nach Bethel gesandt. Elisa aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: Ich verlasse dich nicht. Und als sie hinab nach Bethel kamen, 3 gingen die Prophetenjünger, die in Bethel waren, heraus zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der HERR heute deinen Herrn hinwegnehmen wird, hoch über dein Haupt hinweg? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still. 4 Und Elia sprach zu ihm: Elisa, bleib du hier, denn der HERR hat mich nach Jericho gesandt. Er aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: Ich verlasse dich nicht. Und als sie nach Jericho kamen, 5 traten die Prophetenjünger, die in Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der HERR heute deinen Herrn hoch über dein Haupt hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still. 6 Und Elia sprach zu ihm: Bleib du hier, denn der HERR hat mich an den Jordan gesandt. Er aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: Ich verlasse dich nicht. Und so gingen die beiden miteinander. 7 Und fünfzig von den Prophetenjüngern gingen hin und standen von ferne; aber die beiden standen am Jordan. 8 Da nahm Elia seinen Mantel und wickelte ihn zusammen und schlug ins Wasser; das teilte sich nach beiden Seiten, sodass die beiden auf trockenem Boden hinübergingen. 9 Und als sie hinüberkamen, sprach Elia zu Elisa: Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Dass mir zwei Anteile von deinem Geiste zufallen. 10 Er sprach: Du hast Schweres erbeten. Doch wenn du mich sehen wirst, wie ich von dir genommen werde, so wird’s geschehen; wenn nicht, so wird’s nicht sein. 11 Und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wettersturm gen Himmel. 12 Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, du Wagen Israels und seine Reiter!, und sah ihn nicht mehr. Da fasste er seine Kleider, zerriss sie in zwei Stücke 13 und hob den Mantel auf, der Elia entfallen war, und kehrte um und trat wieder an das Ufer des Jordans. 14 Und er nahm den Mantel, der Elia entfallen war, und schlug ins Wasser und sprach: Wo ist nun der HERR, der Gott Elias?, und schlug ins Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisa ging hindurch. 15 Und als das die Prophetenjünger sahen, die gegenüber bei Jericho waren, sprachen sie: Der Geist Elias ruht auf Elisa. Und sie gingen ihm entgegen und fielen vor ihm nieder zur Erde 16 und sprachen zu ihm: Siehe, es sind unter deinen Knechten fünfzig starke Männer, die lass gehen und deinen Herrn suchen. Vielleicht hat ihn der Geist des HERRN genommen und auf irgendeinen Berg oder in irgendein Tal geworfen. Er aber sprach: Lasst sie nicht gehen! 17 Aber sie nötigten ihn, bis er nachgab und sprach: Lasst sie hingehen! Und sie sandten hin fünfzig Männer, und diese suchten Elia drei Tage; aber sie fanden ihn nicht. 18 Und sie kamen zu Elisa zurück, als er noch in Jericho war, und er sprach zu ihnen: Sagte ich euch nicht, ihr solltet nicht hingehen? 

Was ist das für ein Mann, dieser Elia?

Er erweckt einen Toten zum Leben, kann wie Mose das Wasser teilen, geht gegen den mächtigen König Ahab und seine Frau Isebel an, weil er ihnen Schuld daran gibt, dass in Israel der Glaube an Gott nicht richtig gelebt wird und stellt sich allein gegen 400 Baalspriester, um zu beweisen, dass der Glaube an Gott der einzig richtige ist. Er kämpft gegen die damalige gesellschaftliche Strömung. Heute würde man vom gesellschaftlichen Mainstream reden. Die Menschen versuchten damals, den Glauben an Gott und den Glauben an Baal miteinander zu verbinden. Äußerlich beteten sie zwar noch Gott an, aber alles nur mit halben Herzen und gleichzeitig liefen sie anderen Göttern hinterher. Elia redet davon, dass sie auf beiden Seiten „hinken“.

Ganz allein kämpft er dagegen an, allein im Vertrauen auf Gott.

Auf der anderen Seite ist Elia auch ganz schwach,

wie wir in 1. Könige 19 nachlesen können. Es ist ihm alles zu schwer.  Er kann nicht mehr und möchte aufhören. Am liebsten würde er sterben.

An Elia kann man sehen, wie ein schwacher Mensch ganz stark wird, wenn Gott ihn gebraucht,

denn Elia kämpft nicht für sein Anliegen, sondern Gott kämpft durch Elia für sein Anliegen. Elia gibt sich ganz in Gottes Hand. Er kennt nur eins: Gott soll zum Zug kommen in seinem Leben und in seinem Volk, dem Volk Gottes. Dafür lässt er sich von Gott gebrauchen und formen.

Am Ende seines Lebens passieren zwei Dinge:
  1. Er kommt dahin, wo er eigentlich schon immer hingehörte, zu Gott, und zwar in einer ganz besonderen Weise. Weil er schon so eins mit Gott war, bleibt ihm der Tod erspart. Gott nimmt ihn auf in den Himmel.
  2. Sein Schüler Elisa sagt: Ich möchte dein Werk weiterführen. Gib mir dazu die göttliche Begabung.

Gott selbst hat durch diesen schwachen Menschen für die geistliche Erneuerung seines Volkes gekämpft.

Brauchen wir heute solche Personen, die so eins mit Gott für Gottes Anliegen eintreten, oder nur damals?

In der Geschichte der Kirche hat es sie immer wieder gegeben.

In der alten Kirche zum Beispiel Franz von Assisi und Benedikt von Nursia, dann die Reformatoren oder Persönlichkeiten des Pietismus wie Louis Harms, Johann Hinrich Wichern, oder Friedrich von Bodelschwingh. Sie kämpften gegen die Vermischung und Verfälschung des Glaubens, dafür dass allein Gott an der ersten Stelle im Leben des Christen und der Kirche steht. Auch bei ihnen sieht man, dass sie einerseits stark auftraten, weil Gott sie gebrauchte und formte, und andererseits sich schwach fühlten und ihnen manches zu schwer war, weil sie viele Ablehnungen und Widerstände erlebten, gerade auch von Seiten der offiziellen Kirche. Sie wurden von Gott gebraucht und geformt.

Und wie sieht das heute aus?

Ist Gott heute in der Gesellschaft noch der Maßstab alles Handelns in der Politik, Wirtschaft und im Miteinander und hören alle Menschen regelmäßig Gottes Wort, und leben die, die es gehört haben, danach?
Steht in der Kirche die Botschaft von Jesus Christus immer in der Mitte und liegt all unser Bestreben darin, dass Gott zum Zug kommt, oder sollen Menschen zum Zug kommen? Sind wir bei den Mächtigen und Einflussreichen genauso eindeutig wie bei den Schwächeren?

Brauchen wir Menschen, die sich von Gott formen und gebrauchen lassen für eine geistliche Erneuerung unserer Kirche und Gesellschaft?

Wie ist das mit Ihnen?

Oder sagen Sie: Ich bin zu alt, zu jung, zu beschäftigt oder was hindert sie daran?
Gott hat das Werk von Elia bestätigt, indem er ihn zu sich genommen hat in seine Welt. Menschlich gesehen lohnt es sich kaum, sich so von Gott gebrauchen zu lassen. Es kann bedeuten, dass wir dafür weniger Freunde und mehr Feinde, weniger menschliche Sicherheit, weniger Anerkennung und Ehre haben. Menschlich gesehen lohnt es sich mehr, wenn wir uns anpassen und mit unserem Gott nicht so auffallen. Aber eins sein mit Gott, hier im Leben und in Ewigkeit, halten Sie das für erstrebenswert? Diese Frage muss jeder für sich persönlich beantworten.

Drei Dinge können uns helfen, um sich so von Gott formen und gebrauchen zu lassen:

1. Nicht abweichen von den Vorbildern im Glauben!

So hält Elisa an Elia fest, um wie Elia ganz für Gott da zu sein. Wir können zum Beispiel Bücher lesen, in denen von solchen Vorbildern geschrieben wird oder uns an lebende Vorbilder im Glauben orientieren.

2. Es von ganzem Herzen wollen.

Elisa will es! Die Liebe zu Gott muss größer sein, als die Liebe zu Menschen. Die Sehnsucht, dass Gott mit uns zufrieden ist, muss größer sein, als die Sehnsucht, von Menschen anerkannt und geliebt zu werden.

3. Es muss uns von Gott geschenkt werden.

Das sagt Elia zu Elisa. Manchmal reden wir uns damit heraus, dass wir es nicht machen können, sondern dass es von Gott geschenkt werden muss. Das ist auch richtig, aber Gott schenkt es uns nicht, wenn wir es nicht von ganzem Herzen wollen.

Wollen wir es? Wollen Sie es?

Ich denke, unsere Gesellschaft und unsere Kirche braucht Menschen, die sich von Gott gebrauchen und formen lassen, die sich von Gott vereinnahmen lassen und durch Gott stark und mutig werden, auch wenn sie sich selbst manchmal schwach fühlen.

Predigt zu 2. Könige 2, 1-18
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