Predigt zu 2. Korinther 5, 17 am Silvesterabend
„Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Kor. 5, 17
Wieder ist ein Jahr vorbei
mit schönen und mit schlechten Erfahrungen, mit schönen und schlechten Taten. So sammeln wir ein Jahr ums andere an. Was ist aus Ihnen geworden nach all den Jahren? Und was erwarten Sie von der Zukunft: etwas Neues, dass alles so weiter geht, oder was?
Manchmal sagen Menschen: Ja, wenn das und das in meinem Leben anders verlaufen wäre, dann hätte mein Leben eine ganz andere Richtung bekommen:
wenn meine Eltern anders gewesen, wenn ich bestimmte schlechten Erfahrungen und Schicksalsschläge nicht hätte durchmachen müssen oder nicht solche falschen Entscheidungen getroffen hätte. Und es ist auch so: Vieles in Ihrem Leben wäre anders und Sie wären jetzt ein anderer Mensch.
Sie wären zum Beispiel jetzt vielleicht gelassener, freundlicher, selbstbewusster, fröhlicher, hätten weniger Bitterkeit und dafür mehr Liebe in Ihrem Herzen, würden weniger alles nur müde abarbeiten und hätten dafür mehr Freude, hätten weniger Angst und Sorge und dafür mehr Hoffnung und Zuversicht, weniger Wut und Ärger und dafür mehr Barmherzigkeit.
Aber Sie sind nicht so, sondern Sie sind, wie Sie sind. Ihre Vergangenheit hat Sie geprägt und zu dem gemacht, was Sie sind. Und Ihre Vergangenheit können Sie nicht mehr verändern.
So trägt jeder seinen „Rucksack“ mit sich herum, in dem sich die ganze Vergangenheit ansammelt
mit richtigen und falschen Entscheidungen in großen und kleinen Dingen, mit freundlichen Erlebnissen und mit schweren und verletzenden Erfahrungen. Manches hat Sie im Leben vorangebracht und vieles behindert Sie. Und je älter wir werden, desto schwerer wird der Rucksack, desto schwerer fällt es uns, davon unabhängig zu leben, frei davon zu sein. So geht es weiter! Im nächsten Jahr sammeln wir wieder für unseren „Rucksack“, bis wir sterben. Dann sind wir eigentlich frei, aber dann kommt noch das Gericht Gottes, wo dann alles säuberlich sortiert und betrachtet wird.
Und nun kommt die Bibel und sagt. Als Christ sollst du anders sein.
In Galater 5, 22 steht: „Der Geist Gottes lässt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung.“ Und in Kolosser 3, 12-13 schreibt Paulus: „Zieht nun an, was den neuen Menschen ausmacht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde, Geduld. Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, vergebt einander.“
Und weil wir gute Christen sein wollen, bemühen wir uns, das zu erfüllen.
Dann versuchen wir geduldig zu werden, aber schon nach 2 Tagen werden wir ungeduldig, weil wir immer noch nicht geduldig sind. Wir möchten lieben, aber wenn wir an den oder den denken, kommt uns die Galle hoch. Wir möchten fröhlich sein, aber wie sollen wir, wenn wir so viele Lasten zu tragen haben.
Immer wieder hindert uns all das, was wir im „Rucksack“ angesammelt haben, daran, so zu sein, wie Jesus das eigentlich möchte, und wie wir uns das auch wünschen.
Wir scheitern an den Punkten, wo wir durch alte Erfahrungen und Taten verbogen wurden. Unser christliches Bemühen bleibt im „Sumpf der Vergangenheit“ stecken und kommt nicht voran.
Das ist nicht neu: Jesus sagt schon in Lukas 9, 62: „Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Wenn wir an der Vergangenheit hängen, seid ihr nicht frei für Jesus, egal ob das eine schöne oder schwere Vergangenheit war.
Deshalb sagt Jesus: Das Alte, was alles im „Rucksack“ ist, ist für das Reich Gottes nicht tauglich. Aber ich kann dich davon befreien, dich neu machen mit neuem Leben aus der Ewigkeit.
In Johannes 1,13 heißt es über uns Menschen in Bezug auf Jesus: „Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Das werden sie nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt.“ Und in Matthäus 11,18 sagt Jesus: „Kommt her zu mir alle, die ihr müde und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Martin Luther sagt in seiner Erklärung zur Taufe im Kleinen Katechismus: „Der alte Adam muss durch tägliche Reue und Buße ersäufet werden.“ Buße ist die Hinwendung zu Jesus.
So kann Paulus in unserem Vers aus 2. Korinther 5,17 sagen: Wenn du zu Jesus gehörst, dann ist das Alte vergangen. Es soll keine Macht mehr über dich haben, du bist eine neue Schöpfung, etwas ganz Neues entsteht in dir. Gib all das Alte ab, was du angesammelt hast. Es hat keine Bedeutung mehr.
Wie geht das, dass wir frei werden von dem Alten, und dass das Neue, was Jesus in uns schaffen will, immer mehr zum Zug kommt, so dass unser Leben kraftvoller und lebendiger wird?
Es ist eine Frage der Entscheidung und des Glaubens.
Die erste Frage ist: Was willst du in den restlichen Jahren deines Lebens noch erreichen?
Wenn dir irgendwelche menschlichen Ziele am wichtigsten sind, zum Beispiel einfach eine gesicherte Existenz und ein ruhiges Leben haben, von anderen geliebt werden in der Familie und bei Freunden, erfolgreich sein und noch einmal eigene Ziele verwirklichen, Anerkennung und Ansehen erhalten, um anderen und dir selbst noch einmal zu beweisen, wie gut du bist, wenn dir solche Ziele am wichtigsten sind, dann musst du mit deinem „Rucksack“ weiter leben, die Vergangenheit wird dich weiter belasten, und du wirst dich dagegen abstrampeln, bist du vielleicht alt und erschöpft resignierst. Oder ist es dir das am wichtigsten, was auch Jesus für dein Leben am wichtigsten ist, nämlich dass du ganz mit ihm verbunden bist, von ihm zu lernst, ihm vertraust, dein Leben in seine Hand gibst und es ihm zur Verfügung stellst, dann wird die Vergangenheit dich nicht mehr bestimmen, sondern nur Jesus, der dann dein Leben nach seinem Willen neu gestaltet, denn das Alte hat nur für die menschlichen Ziele Bedeutung, für Jesus ist es völlig ohne Bedeutung. Er schafft etwas Neues! Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen.
Die zweite Frage ist: Wem glaubst du?
Die Erfahrung sagt dir, dass deine Vergangenheit dein Leben bestimmt. Jesus sagt dir: Ich mache dich frei. Wem glaubst du?
Die Erfahrung sagt dir, dass du nicht aus deiner Haut kannst, und die Eltern und Bekannten sagen dir: So bist du, so warst du schon immer. Jesus sagt dir: Ich mache dich neu; du bist eine neue Schöpfung. Wem glaubst du?
Die Erfahrung und die Psychologie sagen dir, dass deine Kindheitserfahrungen prägend sind für dein ganzes Leben. Jesus sagt dir: Du wirst von neuem geboren. Wem glaubst du?
Die Erfahrung sagt dir, dass deine Fehlentscheidungen und deine Schuld es unmöglich machen, dass dein Leben sinnvoll und gut wird. Jesus sagt dir: Ich vergebe dir und du kannst neu anfangen. Wem glaubst du?
In der Beichte heißt es: Wie du glaubst, so geschieht es dir!
Wem du glaubst, dem gibst du Macht über dein Leben, das bestimmt dich.
Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!
Das ist menschlich unmöglich. Alles schleppen wir mit. Du kannst hingehen, wo du willst. Du nimmst dich immer mit und wirst dir immer begegnen. Möglich ist das nur durch Jesus. Allein der auferstandene Jesus hat die Macht dazu.