Predigt zu 2. Mose 3, 1-14 am 3. Sonntag nach Epiphanias
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
In V 1 wird beschrieben, wie Mose es sich gemütlich gemacht hat.
Man würde sagen, das hat er sich verdient nach seiner bewegten und turbulenten Vergangenheit: Als Kind war er von seiner Mutter ausgesetzt worden, weil sie ihn vor dem Pharao, der alle kleinen jüdischen Jungen töten ließ, schützen wollte. Die Tochter des Pharao fand ihn und ließ ihn im Palst des Pharao aufwachsen. Es ging ihm gut und, wie man sich denken kann, reichlich verwöhnt. Doch dann sah Mose, wie sein Volk vom Pharao unterdrückt wurde. In einer Auseinandersetzung mit einem ägyptischen Sklavenaufseher ließ er sich in seiner Wut dazu hinreißen, ihn zu töten. Ihm blieb nichts anderes übrig als die Flucht in die Wüste. Dort war er jetzt angekommen und hoffte auf ein ruhiges Leben.
Er hatte Ruhe gefunden, zurückgezogen von den Problemen des Volkes Israel und seiner eigenen Vergangenheit lebte er dort in der Oase mit seiner neuen Familie und seiner Frömmigkeit fernab von allen großen Problemen.
Eigentlich war alles schön und es hätte auch so weiter gehen können, wenn Gott nicht da wäre. Gott stellt sich ihm in den Weg, holt ihn heraus aus seiner privaten Insel, ruft ihn und sagt. Nun brauche ich dich für meine Aufgaben!
So kann es uns auch passieren, dass Gottes Wort uns trifft, ganz unverhofft.
Bei Mose war es ein brennender Dornbusch, aber Gott kann uns auf unterschiedliche Weise begegnen, ihm ist alles möglich. Manchmal wühlt ein Wort Gottes lange in uns und manchmal trifft es uns plötzlich, stoppt und ruft uns heraus aus unserem Leben.
Wenn es uns trifft, dann dürfen wir nicht ausweichen, uns ablenken oder vor Gott weglaufen sondern hören, gehorchen und in Ehrfurcht erstarren. Wie bei Mose, will Gott auch uns gebrauchen, verändern und für seinen Plan benutzen.
Worum geht es, wenn Gott uns ruft?
Mose wird gesagt: Gott hat das Schreien seines Volkes gehört. Das auserwählte Volk Gottes ist versklavt. Es kann nicht so leben, wie Gott es will.
In der Bibel begegnet es uns häufig, dass Gott auf der Seite der Unterdrückten steht: Im Alten Testament sollen die Propheten, die im Auftrag Gottes für das Recht der Unterdrückten eintreten; Jesus ruft die Sünder, Ausgestoßene und Kranke zu sich. Darum soll jeder Einzelne, jede Gruppe, jedes Volk sich hüten, zum Unterdrücker zu werden, denn sie haben Gott gegen sich. Das gilt besonders, wenn das Volk Gottes unterdrückt wird, denn das Volk Gottes, Israel und die Gemeinde Jesu Christi, stehen unter Gottes besonderem Schutz. Das musste auch der Pharao erleben.
Jesus sagt über die Christen in Mt. 18, 6: „Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.“
Und darum beruft Gott Menschen, die sein Volk in die Freiheit führen sollen.
Aber was betrifft uns das?
Wir sind keine Unterdrücker oder Unterdrückten, vielleicht abgesehen von Kleinigkeiten am Arbeitsplatz, in der Ehe oder im Verhältnis von Eltern und Kindern, Lehrern und Schülern oder umgekehrt.
Es gibt etwas viel Schlimmeres, was uns gefangen hält, was uns davon abhält so zu sein, wie Gott es sich vorgestellt hat, als Einzelne und als Gemeinde.
Das sind unsere menschlichen Eigenschaften wie Missgunst, Egoismus, Neid, Habsucht, Gier und die Angst, nicht genug zu bekommen. Es ist im Grunde unser Misstrauen gegen Gott. Die eigentliche Sünde ist das Misstrauen, ob Gott seine Zusagen wirklich halten wird und ob seine Gebote gut für uns sind.
Gott will jeden Menschen aus dieser „Gefangenschaft“ befreien.
Alle Menschen sollen die Freiheit der Kinder Gottes erleben, dass sie frei werden von aller Angst, nicht genug zu bekommen; frei von Sünde, dem Misstrauen gegen Gott; frei, um so zu leben, wie Gott es sich vorgestellt hat für seine Kinder.
Gottes Ziel ist die Freiheit, damit wir seinem Bild entsprechend leben und unserer Bestimmung gerecht werden können.
Damals galt das für das Volk Israel. Sie sollten zum Segen für viele Völker werden.
Und heute hat jeder von uns von Gott eine Bestimmung, in der Nachfolge Jesu zum Ebenbild Gottes und zum Segen für viele Menschen zu werden. Deshalb sagt Jesus in Johannes 8, 31+32: „Wenn ihr bleiben werde an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“, und in Johannes 8, 36: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“
Aber Gott braucht Menschen, um andere Menschen in die Freiheit zu führen:
So stellt sich nun Gott Mose in den Weg und ruft ihn heraus aus seiner beschaulichen Situation und nimmt ihn in seinen Dienst.
Mose erhält von Gott den Auftrag: „Führe mein Volk aus der Gefangenschaft.“
Mose ist überrascht und entsetzt und antwortet: Ich?! Ich soll das machen. Dafür willst du mich gebrauchen; mich mit meiner Vergangenheit? Wer wird mir glauben? Ich habe Angst vor den Menschen. Sie werden mich töten und außerdem bin ich nicht begabt dazu. Ich kann nicht reden.
Mose versucht, sich herauszureden, aber entscheidend ist: Mose läuft nicht weg!
Wie ist das nun, wenn Gott sich uns in den Weg stellt und uns herausruft
aus unserem beschaulichen Leben im privaten Bereich, abseits von den großen Problemen der Welt und bis dahin unbekümmert von der Gefangenschaft der Menschen?
Und dann beauftragt Gott uns: Du sollst mein Werkzeug sein an dem Ort, an dem du wohnst, oder ganz woanders. Führe die Menschen aus der Gefangenschaft. Es gibt so viele, die in der Gefangenschaft leben, und es oft gar nicht bemerken. Sie sind alles meine geliebten Kinder, die ich in die Freiheit führen will.
Wie antworten wir auf diese Frage?
Vielleicht sagen wir wie Mose: Wir, Ich?! Ich soll das machen. Dafür willst du mich gebrauchen; mich mit meiner Vergangenheit, mit meiner Angst vor den Menschen, mit meinen Begabungen?
Entscheidend ist, dass wir nicht weglaufen.
Und wer nicht wegläuft, der erfährt, dass alle Bedenken nicht zählen. Der Mensch hat keine Chance, Gott zu überreden. Deshalb laufen so viele Menschen vor Gott weg, verstecken sich. So wie Adam und Eva sich im Garten Eden, was in 1. Mose 3 beschrieben wird, vor Gott versteckten, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten, so verstecken sich viele Menschen auch heute noch vor Gott.
Wenn wir uns aber Gott stellen, werden wir von Gott überwunden,
befreit von alten „Gefängnissen“, verändert zum Ebenbild Gottes hin, zum Werkzeug Gottes und zum Segen für andere Menschen.
Dafür braucht Gott uns!
Laufen wir weg? Oder bleiben wir stehen vor Gott, vor seinem Wort, hörend und gehorchend?