Predigt zu 5. Mose 7, 6-12 am 6. Sonntag nach Trinitatis
Lohnt es sich, an Jesus zu glauben?
Lohnt es sich die Bibel zu lesen, zu beten, in den Gottesdienst zu gehen und was man sonst noch in Bezug auf den Glauben tut? Macht es glücklicher, das Leben angenehmer, zufriedener, zuversichtlicher?
Lohnt es sich?
Dahinter steht die Frage: Steht der Preis, das heißt was ich dafür aufwende an Geld, Zeit Kraft im angemessenen Verhältnis zu dem, was ich dafür bekomme?
So fragen wir zum Beispiel bei einem Einkauf von Waren oder Eintrittskarten, bei der Buchung eines Urlaubs, der Mitgliedschaft in einem Verein oder bei der Aufnahme einer ehrenamtliche. Tätigkeit. Bekomme ich für meinen Aufwand an Geld, Zeit und Kraft das, was ich mir davon erhoffe? Lohnt sich das?
Diese Fragestellung ist völlig berechtigt und richtig für weite Teile des Lebens.
Nun ist nicht alles, was im alltäglichen Leben gilt, auch in Bezug auf den Glauben richtig.
Denn das würde ja bedeuten: Wenn der Glaube an Jesus mir bringt, was ich möchte, mach ich weiter; wenn es mir das aber nicht bringt, höre ich auch mit dem Glauben und mit Jesus auf; wenn Gott auf mich eingeht und mir gibt, was ich erwarte, wenn er brauchbar ist, dann ist alles gut, sonst taugt er nichts. Ich bin dann der, der nach meinen Erwartungen beurteilt. Im alltäglichen Leben mag das richtig sein, aber wer sind wir, dass wir Gott beurteilen können. Wir stellen uns damit über Gott.
Die Frage der Bibel ist umgekehrt: Kann Gott mich gebrauchen? Lohnt es sich für Gott, sich auf uns Menschen einzulassen oder gibt er uns verloren?
Das ist nicht selbstverständlich, sondern eher unwahrscheinlich, denn wozu kann Gott uns gebrauchen, wenn wir ihn immer wieder enttäuschen? Gott kommt auch ohne uns zurecht. Das war Martin Luthers Kampf und die Angst: Gott findet mich nicht brauchbar. Er verstößt mich.
Aber das ist nun gerade die gute Botschaft, das Evangelium, die die ganze Bibel durchzieht: Gott will etwas mit uns zu tun haben, er gibt uns nicht verloren, denn er hat ein Ziel.
Er will, dass wir gerettet werden und die Wahrheit erkennen und das Leben bekommen, das aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt. Weil Gott das will, deshalb gibt er mit uns Menschen nicht auf, sondern fängt immer wieder neu an. Wir sehen das in der Bibel, im Alten Testament zum Beispiel bei Noah, Abraham, dem Volk Israel und den Propheten; im Neuen Testament zum Beispiel bei der Geschichte von Jesus mit Zachäus und dem Umgang mit Petrus nach seiner Verleugnung und an vielen anderen Stellen. Auch wir können das wissen, dass Gott uns seit der Taufe immer wieder nachgeht.
Aber Gott hat auch eine Frage, die er uns immer wieder stellt:
Bist du bereit, dich auf mich einlassen und deine ganze Kraft dafür einzusetzen, dass mein Wille sich in der Welt erfüllt, mein Reich kommt, mein Name geheiligt wird, in deinem Leben und durch dich in der Welt? Oder denkst du: Ich habe schon selbst genug Sorgen. Soll ich noch mehr tun? Ich will mein Leben selbst bestimmen und alles, was ich habe und kann für meine Ziele verwenden.
Jeder, der von Gott angesprochen wird, zum Beispiel in der Taufe, muss diese Frage beantworten.
Darum heißt Glauben: Jesus nachfolgen!
Nicht ich merke, dass mir das etwas bringt, sondern Umkehr bedeutet weg von der Frage: Was bringt mir das? und hin zu der Aussage: Ich stelle mein Leben, meine Kraft, meine Fähigkeiten, Gott zur Verfügung, damit SEINE Sache in der Welt zur Geltung kommt!
Im Leben eines Christen geht es nicht in erster Linie um das eigene Ich, sondern um Gott. Und das ist gut so, denn Heil und Rettung gibt es nicht bei uns, sondern bei Gott.
Im Predigttext aus 5. Mose 7, 6-12 wird uns das am Beispiel des Volkes Israel eindrücklich gesagt, aber das gilt auch für uns Christen.
6 Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. 7 Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, 8 sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der HERR euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. 9 So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, 10 und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. 11 So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust.
In Vers 6 heißt es: Gott hat sich in freier Entscheidung dieses Volk unter allen Völkern ausgesucht.
Damit gehört jetzt das Volk Gott. Es ist Gottes Eigentum, hat seine Eigenständigkeit verloren. So ist es auch bei uns Christen. Christen sind Menschen, die Christus gehören, nicht nur zu ihm gehören. Gott hat uns ausgesucht und für uns bezahlt mit dem Leben seines Sohnes Jesus Christus.
Dahinter steht das Bild vom Sklaven, der im Besitz eines anderen war. Er kann freigekauft werden und lebt dann als freier Bürger in einem anderen Reich. Gott hat uns freigekauft und zu freien Bürgern in seinem Reich gemacht, im Volk Gottes. Er hat uns herausgerissen aus der Gefangenschaft des Todes, hinein in sein Volk als Kinder Gottes. Nun gehören wir ihm mit allem, was dazu gehört: Wir haben Anteil an Gottes Schätzen: Liebe, Freiheit, Freude, Wert, usw. Von nun an sollen wir für Gott leben und auf ihn hören.
Wenn mein Leben Gott gehört, ist das entlastend, denn er sorgt für mich. Man kann ihm alles anvertrauen und er ist dafür verantwortlich, aber ich lebe nun auch mit allem, was ich habe und kann, für ihn.
Schauen wir uns die Verse 7+8 an: Warum sucht Gott sich jemand aus?
Er sucht uns nicht aus, weil wir ihm etwas bieten können, besonders intelligent oder gut wären oder besser wären als andere; nicht weil Gott uns etwas beweisen will, dass wir zu gebrauchen sind, sondern ausschließlich aus Liebe!
Das wird besonders in der Taufe von Kindern deutlich, wo Gott seine Auswahl zuspricht. Wir taufen Kinder nicht, weil sie so niedlich sind, sondern weil deutlich wird, dass ,ohne dass sie etwas geleistet haben, Gott den ersten Schritt auf sie zu macht.
So hat Gott auch Sie ganz persönlich aus freier Liebe und Gnade ausgesucht, zum Glauben und in seine Gemeinschaft gerufen!
In den Versen 9-10a wird weiter deutlich: Aus freier Liebe beweist Gott seine Treue, das er seine Versprechen hält.
Damals geschah es im Alten Testament bei Abraham, Josef, bei der Befreiung aus Ägypten und in der ganzen Geschichte des Volkes Israel.
Das gilt auch in unserem Leben! Merken wir das? Aus reiner Liebe hat Gott in Jesus alles für uns getan und tut es bis heute. So handelt Gott an uns: Nicht um uns etwas zu beweisen, sondern aus unverdienter Liebe.
Aber nun sind wir Menschen dran, auf diese Liebe zu antworten. Wie sieht die Antwort aus?
Es gibt für uns immer zwei Wege: Antworten wir mit unserer Liebe und Hingabe oder zeigen wir ihm die kalte Schulter und fragen: Lohnt sich das für mich? Bei denen, die Gott lieben und seine Worte halten gilt die Treue Gottes; bei denen, die Gottes Wort verachten und ihn ablehnen gilt Gottes Strafe, das heißt: Gott respektiert die Entscheidung mit allen Konsequenzen für die Menschen.