Predigt zu Apostelgeschichte 2,4 am Sonntag Estomihi
Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer netten Feier,
führen lockere Gespräche über dies und das und über diesen und jenen. Plötzlich zeigt jemand mit dem Finger auf jemand am Nebentisch und sagt: „Das ist auch so ein unmöglicher Mensch, was die alles schon getan hat. Sieh doch mal, wie komisch die sich anzieht.“ Beim Hinsehen entdecken Sie: Der redet nicht über irgendjemand, sondern über ihre Tochter. Wie reagieren sie? Wem gehört ihre Solidarität? Wenn Sie ihr Kind auch nur ein bisschen mögen, dann halten Sie zu Ihrem Kind.
Oder Sie hören von einem Menschen, der eine schlimme und schwere Krankheit hat.
Er ist von Arzt zu Arzt gelaufen, aber keiner konnte ihm helfen. Sie kennen nun zufällig einen Arzt, der diese Krankheit heilen kann. Was tun sie? Wenn Sie auch nur ein bisschen Mitgefühl haben, dann erzählen sie von dem Arzt, der den Menschen gesund machen kann.
Es geht heute um das Thema „den eigenen Glauben bekennen“. Die beiden Geschichten zeigen zwei Arten des Bekenntnisses:
- Bekennen ist auch eine Art Verteidigung gegen Anfeindungen. Ich erkläre mich solidarisch, dazugehörig und verstecke mich nicht feige.
- Ich erzähle von einem positiven Wissen, das anderen Menschen helfen kann.
Um diese beiden Bekenntnisse geht es in der Apostelgeschichte. Der Vers berichtet von einer grundlegenden Veränderung bei den Jüngern.
Die Bibel erzählt, wie die Jünger zunächst schweigend und feige sind:
Sie haben drei Jahre lang viel mit Jesus erlebt, sind bei ihm, aber dann wird er gekreuzigt. Die Menschen, vor allem die Mächtigen und Einflussreichen lehnen Jesus ab und töten ihn. Dann erleben sie seine Auferstehung. Sie wissen, dass er lebt. Sie wissen auch, dass er der Sohn Gottes ist, der Retter der Welt, der im Alten Testament verheißene Messias, und dass die Menschen ihn brauchen, um gerettet zu werden. Aber sie schweigen, verstecken sich aus Angst. Die Angst vor den Menschen und die Angst um ihr eigenes Wohl ist größer als ihr Wissen um Christus.
Und dann, ein paar Wochen später, tritt die grundlegende Wende ein.
Mitten in einer großen Menschenmenge aus vielen Völkern in der Hauptstadt fangen sie an, von Jesus zu reden, ganz ohne Hemmungen und ohne Angst. Eigentlich hatte sich nichts geändert: Die Mächtigen und Einflussreichen gingen immer noch dagegen an, andere Menschen verspotteten sie und sagten in Apostelgeschichte 2, 13: „Die sind doch betrunken“ und sie wurden deswegen ins Gefängnis geworfen und einige getötet. Und trotz allem reden sie weiter von Jesus, von ihrem Glauben.
Dann geht es richtig spannend zu in der Apostelgeschichte.
Schauen wir uns einmal einige Stellen aus der Apostelgeschichte an:
4, 18: „Der Hohe Rat verbot Petrus und Johannes streng, die Botschaft von Jesus Christus noch weiter in der Öffentlichkeit zu verbreiten.
4, 20: „Wir können es ja nicht lassen von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben
5, 28: Wieder vor dem Hohen Rat: „Wir haben euch deutlich genug befohlen, nicht mehr unter Berufung auf diesen Namen vor dem Volk als Lehrer aufzutreten. Und was habt ihr getan?“
5,29: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
5,33: „Als die Ratsmitglieder das hörten, wurden sie zornig und wollten sie töten.“
Die Jünger reden von Jesus,
dass er die Sehnsüchte der Menschen stillt, die Schuld vergibt, wegen der Sünde der Menschen hingerichtet wurde und uns eine ewige Hoffnung schenkt. Sie bekennen sich zu Jesus gegen alle Anfeindungen und reden von ihrem Wissen, wie Menschen gerettet werden können.
Was ist passiert, was hat sich verändert?
Es gab ein gewaltiges Ereignis.
Die Apostelgeschichte beschreibt es als das Pfingstwunder. Gott hat die Christen mit seinem Heiligen Geist angefüllt und sie dadurch verändert. Nun wissen sie nicht nur etwas über Jesus, sondern sie sind überwältigt, fasziniert, begeistert und wollen es weitersagen.
Nehmen wir als Vergleich zwei Menschen, die sich schon lange kennen. Das eine oder andere wissen sie voneinander, aber alles ist normal. Und plötzlich „funkt“ es zwischen den beiden. Sie sind verliebt und schwärmen füreinander. So einen Funken hat Gott auf die Christen überspringen lassen. Deshalb redet Lukas in Vers 3 auch von Feuerzungen, die sich auf die Christen herabsenkten.
Das Wissen über Jesus ist vom Kopf ins Herz gegangen und so wurde aus dem Wissen, Gewissheit, Überzeugung, Begeisterung.
Natürlich hatten sie noch Angst um ihr Leben und das Leben der Freunde, aber sie hatten etwas Größeres gefunden. Wie sagte mal jemand passend zu dem, was die Jünger erlebt hatten: „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern das Wissen, dass es etwas größeres gibt als die Angst.“
So muss auch bei uns heute das Wissen über Christus immer wieder vom Kopf ins Herz,
dass auch bei uns dieses Feuer brennt, wir überwältigt sind von Christus, Begeisterung, Liebe, Freude und Dankbarkeit empfinden für das, was er getan hat, damit wir freimütige Bekenner unseres Glaubens werden.
Paulus schreibt in Römer 10, 10: „Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“
Leider kann man das nicht machen, nicht erzwingen, aber wir können darum beten,
dass Gott mit seinem Heiligen Geist auch uns immer wieder verändert, uns damit anfüllt und uns so die Freude, Begeisterung und Liebe schenkt.
Und immer wenn wir so das Wirken des Heiligen Geistes bei uns spüren, dann ist das ein neues Pfingstwunder, das Gott selbst gewirkt hat, wenn Menschen plötzlich freimütige und fröhliche Bekenner des Glaubens werden, sich zu dem bekennen, den sie lieben und der so viel für sie getan hat, zu Jesus Christus.
Es gibt auch für uns, für Jung und Alt, viele Möglichkeiten, unseren Glauben zu bekennen.
Sie können zum Beispiel Bibelverse oder ein Kreuz in Ihrem Haus aufhängen, damit Besucher ihren Glauben erkennen. Nennen Sie Gott und Jesus, wenn Sie mit anderen Menschen reden und sich die Gelegenheit dazu gibt, indem Sie zum Beispiel nicht nur sagen „Man muss dankbar sein,“ sondern „Ich kann unserm Herrn, und Schöpfer nur danken.“ Und wenn über den Glauben gelästert wird, dann sagen Sie, dass Sie das nicht gut finden und in Ihrer Gegenwart nicht möchten. Sie können in Ihrem Leben zeigen, welche Freude und Liebe Jesus Ihnen gibt, und wenn Sie durch schwere Zeiten gehen, können Sie sichtbar machen, welche Kraft er Ihnen gibt. Und wenn jemand in Not ist können Sie von Jesus erzählen, wie er helfen kann, und auch persönliche Erfahrungen erzählen.
Das kann man lernen, zum Beispiel indem man verstehen lernt, was der Glaube aussagt, wodurch man Zweifel bei anderen überwinden kann, oder indem man einübt mit einfachen Worten vom Glauben zu reden.
In jedem Fall ist es die Liebe zu Christus und zu den Menschen, die Mut und Fantasie freisetzt. Dabei dürfen wir auch Fehler machen und daraus lernen. Das ist immer noch besser, als gar nichts zu tun. Und wir können beten, dass Gott uns das schenkt, wie es in Apostelgeschichte 4, 29 gesagt wird: „Höre nun Herr, wie sie uns drohen. Gib deinen Dienern die Kraft, von deiner Botschaft mutig und offen zu reden.“ Von Pastor Wilhelm Busch gibt es die wunderbare Geschichte, dass ein Werksarbeiter von seinen Kollegen wegen seines Glaubens verspottet wurde. In seiner Verzweiflung wusste er nichts anderes, als auf dem Werkshof vor allen das Glaubensbekenntnis zu sprechen, was die anderen dann tief beeindruckt hat.
Eines will ich zum Abschluss noch sagen: Die Menschen brauchen die Botschaft von Jesus.
Über Jesus heißt es in Matthäus 9, 36: „Als er das Volk sah, jammerte es ihn, denn sie waren verschmachtet.“ So sind heute viele Menschen „verschmachtet“, müde in der Seele, ohne Halt und ewiger Hoffnung. Viele kennen Jesus nicht oder haben falsche Vorstellungen von ihm.