Predigt zu Jeremia 1, 4-10 am 7. Sonntag nach Trinitatis
In dieser Predigt werde ich alle mit „Du“ ansprechen,
weil es um jeden als einzigartige Persönlichkeit geht. Heute wollen wir bei Jeremia sehen, wie Gott heute mit uns umgeht. Jeremia war ein großer Prophet im 7. Jh. Er hatte eine schwere und große Aufgabe, unter der er viel gelitten hat. Aber uns geht es nicht um den großen Propheten, sondern um den Menschen Jeremia, um das einmalige Geschöpf Gottes, das Gott liebt und gebrauchen will.
So soll es uns selbst auch nicht um unsere Aufgaben oder Rollen gehen, in denen wir leben, sondern um den einzelnen Menschen, den Gott liebt und gebrauchen will.
Bist du dir bewusst, wer und wie du bist, als Mensch und nicht als Rolle?
Gott hat einen jeden einmalig schön als Original geschaffen, als einmalige Frau, Mann, Vater, Mutter, Ehepartner, Christ, Mensch, jeden auf seine Weise und so liebt er jeden und will jeden gebrauchen. Aber sind wir noch so, wie Gott uns gewollt hat, oder sind wir mittlerweile Produkte von Menschen und unserer eigenen Ideale geworden, die uns hingebogen und verbogen haben.
Was ist aus uns, aus dir geworden: ein genormter Mensch, genormter Christ, genormte Frau oder genormter Mann?
Wir strengen uns an, um irgendwelchen genormten Mustern zu entsprechen, sind froh und mit uns zufrieden, wenn wir es geschafft haben, weil die Menschen uns dann achten und anerkennen, und wir sind traurig und deprimiert, wenn wir es nicht schaffen, weil wir die Anerkennung dann nicht erfahren.
Danach, ob die Norm erfüllt wird, bemessen wir sehr oft unseren Wert und den Wert anderer Menschen.
Wenn wir uns so normen lassen von Menschen, dann sind wir zufrieden, weil die anderen Menschen mit uns zufrieden sind. Und Gott ist traurig, weil er uns ja ganz anders, einmalig wollte und will. Gott hat jeden ganz besonders geschaffen, liebt ihn so ganz besonders und will ihn auf ganz besondere Weise gebrauchen.
Bevor Jeremia Prophet wird, erfährt er zuerst, dass Gott es mit ihm zu tun haben will. Wir lesen dazu aus Jeremia 1, 4-10:
4 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. 6 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. 7 Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. 8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. 9 Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. 10 Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.
Jeremia erhält einen Ruf Gottes, und er sagt: Ich kann das nicht.
Er merkt nicht, dass Gott es mit ihm zu tun haben will, sondern er sieht nur die Norm „Prophet“, und er denkt: Ich bin nicht so, wie ein Prophet zu sein hat, und ich schaffe es auch nicht, so zu sein.
Gott widerspricht Jeremia: Sage das nicht, denn ich rede nicht davon, dass du irgendetwas ausfüllen sollst, auch nicht eine Rolle als Prophet, sondern ich rede von dir. Gott spricht ihn in unserem Abschnitt ganz oft mit „Du“ an.
Gott reißt Jeremia heraus aus der Bindung an die Menschen und stellt ihn in die Bindung zu sich selbst. Nicht du, so wie du nach menschlichen Maßstäben sein müsstest, und ich, sondern du, wie ich dich gemacht habe, und ich. Nicht die Menschen und auch nicht deine Vorstellungen bestimmen, wie du zu sein hast, sondern ich, dein Gott, Schöpfer, Vater und Herr.
Gott macht Jeremia frei, damit er ihn so gebrauchen kann, wie er sich das für diesen einen Menschen vorgestellt hat. Hätte Jeremia sich nach den Menschen gerichtet, wäre er vielleicht wie Elia geworden, aber er wäre nicht der Prophet geworden, wie Gott ihn gewollt hat und gebrauchen wollte.
Genauso möchte Gott uns frei machen von den Normen der Menschen, weil er uns liebt, und damit er uns so gebrauchen kann, wie er sich das für uns speziell gedacht hat.
Durch Christus haben wir die Freiheit gewonnen, wieder zum Bild Gottes zu werden, wie er uns gewollt hat. Ohne Christus bleiben wir gefangen im Bild von Menschen, ein Produkt anderer Menschen oder unserer eigenen Bilder, wie wir sein wollen. So sagt auch Paulus in Galater 5, 1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“
So steht sich das gegenüber, was Menschen über mich sagen und wie sie mich wollen und was Gott über mich sagt und wie er mich will.
Ich will nur ein paar Beispiele nennen: Da sagen Menschen mir: Deine Art ist nicht gut! Und ich kann antworten: Es mag sein, dass sie vielleicht einigen Menschen nicht passt, aber sie ist mir bewusst von Gott gegeben worden, damit er durch mich auf ganz besondere und einzigartige Weise wirken kann. Da heißt es: Als Mutter oder Vater musst du so und so sein. Nein, sei du Vater oder Mutter, wie Gott es in dich hineingelegt hat. Auch wenn es darum geht, über den Glauben zu reden, haben viele ganz bestimmte Vorstellungen, aber Gott will dich in deiner unverwechselbaren Art gebrauchen.
Die Frage ist: Wem glaubst du, wenn es um dich geht?
Was liebst du an dir: was Gott dir gegeben hat, so wie er dich liebt, oder deine anerzogene oder gewünschte Rolle? Wie möchtest du Gott dienen, mit dir oder mit einer Rolle?
Die eigentliche Frage lautet: Wen liebst du mehr und von wem weißt du dich mehr geliebt? Wer ist dir wichtiger, wessen Meinung über dich: Gott oder Menschen?
Gott möchte es nicht mit deinen angelernten Rollen zu tun haben, sondern mit DIR; nicht mit dem, was du dir erarbeitet und geleistet hast, sondern mit DIR. Er liebt Dich, nicht deine angelernten Rollen.
Wer bist du als Mann, als Frau, als Vater oder Mutter, als Ehepartner, als Christ, als Mitarbeiter einer Gemeinde, als Mensch, als ein besonderes, einmalig schönes Geschöpf Gottes, das Gott liebt und gebrauchen will?
Bei Gott kannst du sein, wer du bist, sollst du sein, wer du bist, denn sonst hätte Gott dich anders erschaffen.
Lerne dich kennen, wie Gott dich geschaffen hat! Wie singst DU, bewegst DU dich, betest DU, drückst DU Freude und Trauer aus?
Lerne Dich lieben, wie Gott dich liebt! Lerne dich neu kennen, so wie Gott dich kennt. Stelle dich einmal vor einen Spiegel und sage: Gott ich glaube dir, dass ich wunderbar bin.
Lerne Gott zu dienen, mit deiner unverwechselbaren Art, mit deinen besonderen Gaben.