Predigt zu Jeremia 8, 4-7 am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (Volkstrauertag)

Am Volkstrauertag erinnern wir uns an die Opfer der Weltkriege,

daran wie das Böse sich ausgebreitet hat und unsagbares Leid in viele Länder, und zu unzähligen Menschen gebracht hat. Aber das ist lange her, und die meisten haben daran keine eigene Erinnerung mehr! Als Kind wurde mir noch gesagt: „Jede Generation hat ihren Krieg.“ Die Angst war da, es könnte bald wieder ein Krieg ausbrechen. Aber dann schien man die Gefahr im Griff zu haben. Durch Fall der Mauer und Ende des „kalten Krieges“ schien die Gefahr endgültig gebannt. Kriege, Diktaturen, Folter, Unterdrückung, Korruption, das alles war weit weg. Kaum jemand hat in den 90er Jahren wirklich noch an einen Krieg geglaubt. „Hauptsache Spaß“, hieß es.

Aber haben wir eigentlich wirklich geglaubt, das Böse wäre besiegt und aus dem Leben unserer Gesellschaft verbannt.

Es schien so, als hätten die meisten daran geglaubt. Aufgeschreckt sind wir durch die Terrorakte vom 11. September 2001 und dann unzählige weitere Terrorakte, Kriege und Spannungen in der weiten Welt und dann noch mitten in Europa wie die Corona-Pandemie und dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Die Welt und unser Land scheinen aus den Fugen geraten zu sein. Es ist, als würde das Böse plötzlich wieder am Horizont auftauchen und viele haben wieder Angst, dass es uns treffen könnte. Es ist auch eine wirklich große Gefahr. Wir wissen nicht, wie es weitergeht.

Und was für die große Welt gilt, kann auch in unserem eigenen Leben passieren.

Jahrzehntelang geht alles gut und plötzlich kommen Krankheit, Tod, Probleme mit Menschen, materielle Sorgen oder andere Probleme auf uns zu. Wir kennen das und wissen es: Das Böse, das unser Leben bedroht, ist nicht weg. Es ist immer da und kann uns treffen in der Gesellschaft und auch in unserem persönlichen Leben.

Das ist die Realität unseres Lebens, aber die Frage ist: Wenn das Böse, wie auch immer es aussieht oder woher es kommt, wiederauftaucht, wie gehen wir damit um? Wie werden wir damit fertig, wenn es uns bedroht?

Ich will es mit unserem Körper vergleichen: Ein gesunder Körper kann mit Viren und Bakterien fertig werden, weil er genügend Widerstandskraft hat. Sein Immunsystem ist in Ordnung. Wenn aber das Immunsystem zusammenbricht oder geschwächt ist, dann wird der Körper von allen Viren und Bakterien krank, weil die Widerstandskraft fehlt.

Ist unser geistliches Immunsystem noch intakt, wenn das Böse in Erscheinung tritt?

Welche inneren Werte geben uns dann Halt als Einzelne und als Gesellschaft?

Hauptsache Spaß“, „Hauptsache, ich komme durch“, „es ist alles egal, richtig und falsch gibt es nicht, jeder soll halt leben, wie er Lust hat“, ist das unsere Widerstandskraft? Reicht das, um genügend Kraft zu haben, dem Bösen zu widerstehen? Der bekannte Nahostexperte Peter Scholl-Latour fragte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center: „Wird Europa die innere Kraft besitzen, um in den Herausforderrungen der Zukunft zu bestehen?“

Wir müssen uns fragen, was unsere Kraftquelle ist und welche Werte uns in Zukunft die innere Substanz geben sollen, die Widerstandskraft, um mit dem Bösen fertig zu werden. Das Böse ist da! Es war da und wird auch in Zukunft da sein, und es hat seine eigenen Werte und Kraft!

Es zeigt sich in Kriegen, in Gewalt von rechts und links, im Terror islamistischer Fundamentalisten, in der Kriminalität an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wenn wir davor nicht in die Knie gehen oder uns jammernd zurückziehen wollen, dann brauchen wir eine innere Kraft, innere Werte, die uns Orientierung und Halt geben. Welche Werte wollen wir haben? Was soll uns diese Kraft geben? Wollen wir uns in Zukunft am Islam orientieren oder an einer anderen Religion, folgen wir einer politischen Ideologie oder sind es doch nur Spaß und Geld, die uns bestimmen sollen?

Gott sagt durch seinen Propheten, Jeremia, in Jeremia 8, 4-7:

4 »Sag zu ihnen: ›So spricht der HERR: Wenn jemand hinfällt, steht er dann nicht schnell wieder auf? Wenn jemand vom Weg abkommt, kehrt er nicht gleich wieder um? 5 Warum bleibt Jerusalem bei seinen falschen Göttern und weigert sich, zu mir zurückzukehren? 6 Ich habe genau gehört, was sie reden. Sie haben ihren Irrtum nicht erkannt. Niemand bereut seine Schlechtigkeit, niemand fragt sich: Was habe ich getan? Alle rennen auf ihrem Irrweg weiter wie Pferde, die sich in die Schlacht stürzen. 7 Alle Zugvögel kennen ihre Ordnung und gehen und kommen zu der Zeit, die ich ihnen bestimmt habe: der Storch, die Taube, die Schwalbe, die Drossel. Nur mein Volk hält sich nicht an die Ordnungen, die ich ihm gegeben habe.‹«

Warum kehrt ihr nicht zurück zu Gott, ist die Botschaft!?

Gott hat über Jahrhunderte so viel für sein Volk getan, aber sie genießen ihren Wohlstand, ohne nach Gottes Weg zu fragen, sie verlassen sich auf ihre politische Klugheit, ohne Gottes Willen in ihre Pläne einzubeziehen; sie orientieren sich am Geld, Vergnügen und dem eigenen Vorteil, ohne auf Gottes Wort zu hören. Und trotz aller Bedrohungen und Gefahren, kehren sie nicht um.

Könnte Gott auch so zu unserem Volk, zu uns sprechen? Was Gott uns an Orientierung und Halt gibt, ist doch gut!

Im Umgang mit Menschen gibt er uns Werte wie Liebe und Vergebung, anderen helfen, Respekt und Achtung. Bei ihm haben wir jeden Tag eine Kraftquelle aus der Ewigkeit, und das Kostbarste haben wir in Jesus erhalten, wo alles sichtbar wird, was Gott uns gibt, für dieses Leben und für die Ewigkeit, und wir haben sein Wort. Wir können es täglich lesen und daraus lernen.

Deshalb sollen wir uns von Herzen hinwenden zu Gott, wie er uns in Jesus begegnet.

Es ist nicht egal, was uns Halt, Kraft und Orientierung gibt, nach welcher Religion oder Ideologie wir unser Leben und die Gesellschaft gestalten und ob wir auf Jesus hören und uns daran orientieren oder nicht. Es hat Konsequenzen für das eigene Leben, für die Gesellschaft und für unser Land.

Wenn wir zu ihm umkehren, werden wir nicht plötzlich alle Engel,

aber wir lernen wieder, was gut und böse, richtig und falsch ist; wir bekommen die innere Kraft, für das Gute einzutreten, auch wenn es Nachteile bringt und gegen das Böse gegen anzugehen und nicht feige wegzuschauen. Wir bekommen die Kraft, umzukehren und uns wieder hinzuwenden zu Gott.

Diese Hinwendung zu Gott, die Nachfolge Jesu Christi, stärkt unser „Immunsystem“

als Einzelne und als Gesellschaft. Bei Jesus bekommen wir die Kraft, und wir brauchen sie. Bei ihm ist die sprudelnde Quelle des Lebens. Er zeigt uns einen guten Weg durch das Leben und ein wunderbares Ziel: Gottes Ewigkeit. Es lohnt sich, daran festzuhalten. Wir können nicht die Richtung unserer ganzen Gesellschaft bestimmen, aber jeder kann für sich bestimmen, aus welcher Kraftquelle er leben will, was ihm Halt und Orientierung geben soll. Das Beste, was es gibt, ist das, was Gott uns in Jesus Christus gegeben hat. Es ist da!

Wenn wir heute an die Opfer der vielen Kriege denken,

dann müssen wir nicht bei der Trauer stehen bleiben und sollten wir nicht hochmütig denken, dass wir alles besser machen und uns das nicht passieren kann, sondern wir sollten uns hinwenden zu Jesus, uns von ihm zurechtrichten und den Weg zum Leben zeigen lassen. Da finden wir die Kraft für den guten Weg des Lebens. Oder haben Sie etwas Besseres?

Predigt zu Jeremia 8, 4-7
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