Predigt zu Jesaja 55, 1-11 am 1. Sonntag nach Trinitatis
Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein großes Einkaufszentrum
mit sehr vielen Läden, vielen Angeboten und großen Werbeschildern, die uns zum Kaufen motivieren wollen. Es ist ähnlich wie auf einem südländischen Markt, wo alle durcheinander schreien und ihre Waren anbieten: „günstig und gut; frische Ware; kauft hier, direkt vom Bauern, billig und gesund.“ Der Unterschied ist nur, dass in unseren Einkaufszentren nicht so viel geschrien wird, dafür aber die Werbetafeln genauso stark auf uns eindringen.
Nun gibt es dazwischen einen Laden mit besten Speisen wie Fleisch, Gemüse und Obst, Computer, Fernseher und vieles mehr. Und darüber hängt ein Schild: „alles umsonst!“ Würden wir nicht sofort skeptisch, dass da etwas faul ist. Das kann nicht sein! Oder was denken Sie? Auf Nachfrage erhalten Sie die Antwort: Ein unbekannter Milliardär hat alles bezahlt und will den Menschen etwas Gutes tun. Meine Skepsis würde bleiben.
So ist unsere Welt wie ein großes Einkaufszentrum,
und es gibt viele Angebote, die uns ein besseres Leben, mehr Lebensqualität und einen besseren Lebensweg versprechen, zum Beispiel Ratgeber für Kindererziehung, Jugendliche, Erwachsene, Trauernde, Rentner, Ausgebrannte; Angebote von Versicherungen, Banken, Wellness für Leib und Seele, Geräte und Körperpflege wie Make up, Salben, Cremes, Pillen, Puder, Öle und vieles mehr.
Alle wollen mir sagen, geh auf mein Angebot ein, dann wird es dir besser gehen.
Und mit den Angeboten kommen die Aufforderungen:
Du musst mehr Sport machen; geh in eine gymnastische Verrenkungsgruppe, lauf mit Stöckern durch die Gegend, vergnüg oder quäl dich in Fitnessstudios; du musst unbedingt die Disco besuchen oder zur Oldie Party; diesen Event musst du mitmachen, da musst du hinreisen, kauf dir ein neues Auto, Fernseher, Kleidung oder sonst etwas, aber gleichzeitig musst du finanziell vorsorgen. Ernähre dich so und nicht anders; mach Yoga, besuch den Selbstfindungskurs oder sonst etwas Ausgefallenes.
Und viele, sehr viele hören auf dieses Geschrei, tun es und nehmen dafür hohe Kosten in Kauf: an Zeit, Kraft und oft auch viel Geld, in der Hoffnung dadurch ein bisschen mehr Lebensqualität zu bekommen. Dabei sind es oft aufgeschwatzte Produkte, die kein Mensch wirklich braucht, die uns oft betrügen, krank machen und das Geld aus der Tasche ziehen.
Dazwischen ist dann auch das Angebot Gottes. Und es ist umsonst.
Das macht viele Menschen schon skeptisch. Umsonst? Das kann nicht viel wert sein. Vielleicht müssten wir das Angebot Gottes anders benennen und dafür Geld nehmen, zum Beispiel „Spiritual Recycling Service“ für 50,- € die Std – Jahresabo für 999,- €, oder „Gods Wellnesss Center“, Angebote zu reduzierten Preisen ab 49,- €.
Aber Gottes Angebot ist umsonst. Es kostet nichts! Warum?
Weil Gott dafür selbst bezahlt hat, und zwar sehr teuer, mit dem Leben seines Sohnes, Jesus Christus.
Er hat den Himmel verlassen und ist in die Welt gekommen, hat sich in die Hände von Menschen gegeben, in ihre Willkür, Ungerechtigkeit und Gewalt, wurde gequält und grausam getötet.
Und das alles aus Liebe, um uns Menschen etwas Gutes zu tun. Und dann noch der Schmerz, dass seine Liebe nicht erwidert, sondern abgelehnt wird. Das ist der Preis für Gottes Angebot.
Wir wollen nun unseren Text aus Jesaja 55, 1-11 dazu lesen:
1»Her, wer Durst hat! Hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen! Kauft euch zu essen! Es kostet nichts! Kommt, Leute, kauft Wein und Milch! Zahlen braucht ihr nicht! 2Warum gebt ihr euer Geld aus für Brot, das nichts taugt, und euren sauer verdienten Lohn für Nahrung, die nicht satt macht? Hört doch auf mich, dann habt ihr es gut und könnt euch an den erlesensten Speisen satt essen! 3Hört doch, kommt zu mir! Hört auf mich, dann werdet ihr leben! Ich will mit euch einen unauflöslichen Bund schließen. Die Zusagen, die ich David gegeben habe, sind nicht ungültig geworden: An euch werde ich sie erfüllen.
4Ihn habe ich einst zum Herrscher über viele Völker gemacht, damit sie durch ihn meine Macht erkennen. 5Auch durch euch sollen jetzt fremde Völker mich kennenlernen: Ihr werdet Völker rufen, die ihr nicht kennt; und Völker, die euch nicht kennen, werden begierig zu euch kommen, wenn sie sehen, was ich an euch tue. Denn ich, der heilige Gott Israels, euer Gott, bringe euch zu hohen Ehren.«
6Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden! Ruft ihn, jetzt ist er nahe! 7Wer seine eigenen Wege gegangen ist und sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, der lasse von seinen bösen Gedanken und kehre um zum Herrn, damit er ihm vergibt! Denn unser Gott ist reich an Güte und Erbarmen.
8»Meine Gedanken – sagt der Herr – sind nicht zu messen an euren Gedanken und meine Möglichkeiten nicht an euren Möglichkeiten. 9So hoch der Himmel über der Erde ist, so weit reichen meine Gedanken hinaus über alles, was ihr euch ausdenkt, und so weit übertreffen meine Möglichkeiten alles, was ihr für möglich haltet. 10Wenn Regen oder Schnee vom Himmel fällt, kehrt er nicht wieder dorthin zurück, ohne dass er etwas bewirkt: Er durchfeuchtet die Erde und macht sie fruchtbar, sodass sie Korn für das tägliche Brot hervorbringt und Saatgut für eine neue Ernte. 11Genauso ist es mit dem Wort, das ich spreche: Es kehrt nicht unverrichteter Dinge zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und führt aus, was ich ihm auftrage.«
Das Volk Israel war durch eigene Schuld in eine schwere Situation gekommen:
70 Jahre mussten sie in Babylon, dem heutigen Irak, in Gefangenschaft bleiben. Worauf sollten sie noch hoffen? Da waren die Stimmen, die sagten: Pass dich an, gib auf, finde dich in deine Situation, kämpfe mit Gewalt, euer Gott hat keine Macht, die Babylonier sind mächtiger, gebt euren Glauben auf. Und dann die Stimme Gottes: Sucht mich, kehrt um, vertraut mir! Ich habe euch vergeben und ich werde euch da hinausführen. Auch wenn es euren Horizont sprengt, ich kann es. Auch wenn ihr es euch nicht vorstellen könnt, was ich sage, geschieht.
Das Angebot Gottes ist gewaltig:
Ich schließe einen Bund mit euch, der nie mehr aufgelöst wird. In Jesus ist diese Verheißung erfüllt worden. Alle meine Zusagen werde ich an euch erfüllen, und von denen gibt es zahlreiche in der Bibel. Durch euch, die ihr zu mir gehört, soll die Welt meine Macht erkennen. Durch euch sollen fremde Völker mich kennen lernen. Die Völker werden begierig zu euch kommen, wenn sie sehen, was ich an euch tue. Ich bringe euch zu hohen Ehren.
Der allmächtige, ewige Gott will durch sein Volk, und durch Jesus sind die Christen sein Volk, der ganzen Welt seine Macht und Herrlichkeit zeigen.
Das ist die Einladung Gottes, die Verheißung Gottes an sein Volk, an die Menschen für die er teuer bezahlt hat, und deshalb auch an uns.
Wird das geschehen? Ist Gott so mächtig? Glauben Sie das für Ihr Leben,
wenn Sie einsam und allein sind und die Einsamkeit ihr Leben dunkel macht; wenn Sie ihre Kinder voller Vertrauen in Gottes Hand legen; wenn Sie vor Entscheidungen nicht wissen, auf wen Sie hören sollen; wenn die Vergangenheit Sie gefangen hält oder wenn Sie Angst vor der Zukunft haben, krank sind oder auf das Sterben zugehen?
Hier ist die Verheißung: Es wird alles gut!
Die Bibel ist voll von Verheißungen, die auch uns ganz persönlich gelten. Und immer wieder werden wir eingeladen, aufgefordert, Gott zu vertrauen.
Gott sagt: Mein Wort kommt nicht leer zurück. Was ich sage, geschieht.
Seine Gedanken sind anders als unsere; die können wir gar nicht denken; seine Wege sind anders. Wir würden von selbst nie darauf kommen. Seine Möglichkeiten sind anders. Wie können wir darüber urteilen!
Gott sagt: Ihr habt Vorstellungen, wie und wann ich helfen soll, aber meine Gedanken, Wege und Möglichkeiten sind ganz anders und viel größer. Die Frage ist nicht, ob es geschehen wird. Es geschieht genauso, wie Gott es will.
Wenn ich das glaube, dann ist das ein wirklich großer Trost.
Gott lässt mich nicht allein. Ich bin nicht verloren, auch wenn alles ganz anders aussieht, auch wenn es in der Welt so aussieht, als würden die gewinnen, die von Gott nichts halten. Am Ende wird Gott sich durchsetzen. Sein guter Wille wird sich auch in meinem Leben durchsetzen. Er hat es versprochen. Der allmächtige Gott steht an meiner Seite. Das hat er mir in Jesus gezeigt. Am Ende werden alle es erkennen, dass er der Herr der Welt ist.
Es macht mir Mut, auf Gott zu hören, seine Worte kennenzulernen für alle Fragen meines Lebens, danach zu leben, auch wenn die meisten das für Blödsinn halten, mich auf seinen Willen einzulassen und nicht von Gott zu fordern, dass er meinen Willen erfüllt.
Und es ist auch eine große Herausforderung, denn die Zusage ist verbunden mit den Aufforderungen:
Sucht mich, ruft mich an, kehrt um, kämpft nicht gegen meinen Willen, sondern lasst euch darauf ein. Gott handelt nicht gegen unseren Willen. Er zwingt uns seine Zusagen nicht auf, sondern er will, dass wir ihm vertrauen, damit sein Wille in unserem Leben zur Geltung kommt. Im Vater Unser beten wir „Dein Wille geschehe!“ und Luther schreibt in der Erklärung dazu: „Gottes guter, gnädiger Wille geschieht auch ohne unser Gebet, aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns geschieht.“
Gottes Wille geschieht, aber die Frage ist, ob wir dabei sind, wenn es geschieht.
Es ist wie bei einer Fähre: Sie legt an und lädt zum Einsteigen an, damit die Mitfahrer ans Ziel kommen. Und nun stellen Sie sich vor, da steht einer davor und überlegt und diskutiert noch: Ich muss an Land noch so viel erledigen: Ich will noch picknicken, Freunde besuchen, die Landschaft genießen, die Fähre ist nicht bequem, der Steuermann geht nicht auf meine Wünsche ein, die Musik gefällt mir nicht, die Ausstattung könnte anders sein und die Mitreisenden finde ich nicht nett. Aber er kann nicht verhandeln und Bedingungen erpressen. Die Bedingungen stehen fest. Die Fähre fährt. Wir können nur einsteigen und zum Ziel kommen oder draußen bleiben. Die Fähre, auf der wir mitfahren müssen, um bei Gott dabei zu sein, ist unsere Verbindung zum auferstandenen Jesus. Es gibt nur diese eine: sein Wort hören, seine Einladung annehmen und ihm folgen.