Predigt zu Johannes 1, 4-12 am 4. Advent

 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. 6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. 7 Der kam zum Zeugnis, damit er von dem Licht zeuge, auf dass alle durch ihn glaubten. 8 Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht. 9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 10 Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht. 11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben.

In ein paar Tagen ist Weihnachten.

Es ist wirklich ein gigantisches Fest: Millionen, ja Milliarden Menschen feiern es mit einem riesigen Aufwand.

Was macht das Weihnachtsfest eigentlich so bedeutend?

Für viele ist es ein Fest der Familie.

An keinem anderen Tag im Jahr kommen so viele Familien mit allen Generationen zusammen, nicht einmal an Geburtstagen. Riesige Mengen Essen werden dafür vorbereitet. Ob man das gut oder schlecht findet ist eine andere Frage, aber es ist so! Nie sonst werden so viele Kilometer zurückgelegt, um bei der Familie zu sein. Auf der anderen Seite fühlen sich nie sonst Menschen so einsam, wenn sie nicht bei der Familie sein können.

Für andere ist es das Fest der Geschenke:

Manche sagen: alles Kommerz und für viele ist das Kaufen der Geschenke auch Stress, aber viele schenken gerne, bekommen auch gerne Geschenke und fast alle machen mit.

Für Familien mit kleinen Kindern ist es häufig das Fest der Kinder:

Da wird dann von den strahlenden Augen der Kinder geredet, die in früheren Zeiten schon leuchteten, wenn sie den Weihnachtsbaum sahen, und heute, wenn sie den Geschenkeberg sehen. Aber egal wie, strahlende Kinderaugen sind etwas Schönes.

Weihnachten wird auch das Fest des Friedens genannt.

An diesem Tag bemühen sich alle, nett zu sein, manchmal mit mehr oder weniger Erfolg, und oft wurden sogar schon Kriege wegen des Festes unterbrochen.

Auch als Fest des Lichtes, Fest der Freude oder Fest der Liebe wird Weihnachten bezeichnet.

Das alles drückt aus, was an Weihnachten besonders ist, und wer davon etwas hat, für den wird es dann richtig Weihnachten, oder?

Was ist mit denen, die das nicht haben,

zum Beispiel weil sie in Kriegsgebieten leben, Familien auseinandergerissen wurden oder sie nur ans Überleben denken, weil sie kein Geld für Geschenke haben, sondern um das tägliche Essen kämpfen; weil die Augen der Kinder trübe sind vor Hunger oder Misshandlungen; weil Menschen keine Familie und keine Kinder haben oder die Familie  traurig ist über den Tod eines Menschen; weil jemand sich jetzt schon fürchtet vor dem jährlichen Streit bei den großen Familientreffen; weil Menschen schwer oder auch unheilbar krank, bettlägerig oder einsam sind; weil die Frau schon seit Wochen mit Schrecken daran denkt, dass ihr Mann den ganzen Abend doch nur Fernsehen sieht, säuft und herumschreit oder weil der Mann schon mit Grauen daran denkt, dass die Frau immer unzufrieden ist, herummeckert und schlampig durchs Haus läuft?

Gibt es für all diese Menschen kein Weihnachten?

Und manchmal geht es Menschen an Weihnachten noch schlechter als an anderen Tagen. Gerade weil das Fest für die meisten Menschen mit so schönen Begriffen wie zum Beispiel Liebe, Kinderaugen, Familie und Frieden, verbunden ist, und weil fast alle nur mit ihren eigenen Sachen beschäftigt sind, fühlen sie sich, wenn sie davon nichts haben, von diesem Fest und den damit verbundenen Inhalten ausgeschlossen. So ist ihr Leiden an diesen Tagen noch größer als es sowieso schon ist.

Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen!

Wenn in der Bibel vom „Frieden auf Erden“ die Rede ist, gilt das dann nur für die, die sowieso schon Frieden haben. Und wenn es heißt „Das Licht scheint in der Dunkelheit“ wird es dann nur für die hell, bei denen sowieso alles hell ist? Und wenn Jesus uns zuspricht: „Fürchte dich nicht!“, hab keine Angst, hat das dann nur Bedeutung für die, die sowieso keinen Grund zur Angst haben?

In der Weihnachtsgeschichte ist von „Großer Freude“ die Rede. Für wen gilt das, nur für die, die alles haben?

Jesus will das doch gerade denen bringen, die das nicht haben,

die einsam, traurig und verzweifelt sind. In Jesaja 9, 1 heißt es über den kommenden Messias: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Jesus verkündet Frieden allen, die in ihrem Umfeld oder in sich selbst Unfrieden haben. In der Weihnachtsgeschichte in Lukas 2 heißt es: „Friede sei mit euch; ich verkündige euch große Freude, der Heiland ist geboren.“ Für alle, die keine Chance mehr im Leben sehen und keine Hoffnung haben gilt, dass der ewige Gott ihnen zur Seite steht und sie Mut und Vertrauen fassen können. Jesus sagt in Lukas 19,10 über sich: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Ich fand es früher immer beeindruckend, wenn ältere Männer von Weihnachtserlebnissen im Krieg sprachen, wo es manchmal nur die Weihnachtsgeschichte oder ein Weihnachtslied war, was ihnen die Botschaft von Jesus nahegebracht hat und ihnen Freude und Trost gegeben hat.

So soll auch heute bei denen der Friede Gottes einkehren, das Licht Gottes, die Liebe Gottes, die verzweifelt sind, die Unfrieden haben, die in Not und Elend sind.

Heißt das, dass Jesus nicht zu denen kommt, die genug an Frieden, Freude und Licht durch das haben, was ihnen die irdischen Dinge, wie Familie, leuchtende Kinderaugen und andere Dinge geben?

Jesus macht im Gleichnis vom „reichen Jüngling“ in Lukas 18, 18-27 deutlich, dass die Menschen, die alles haben, es oft schwerer haben, ihn aufzunehmen und zu erkennen. Die Gefahr ist,

dass sie denken: Ich habe doch alles, es geht mir gut. Wozu brauche ich Jesus noch! Sie nehmen Jesus dann nur noch als ein schmückendes Beiwerk zu allem anderen hinzu, aber nicht als den, der ihnen Heil und wahres Leben bringt, es sei denn, sie erkennen tiefer im Herzen ihre Dunkelheit, ihre Not, ihre Verlorenheit.

Schieben Sie einmal alles beiseite, was Sie an schönen und schweren Dingen beschäftigt, um

zum einen die eigene Dunkelheit zu sehen,

dass jeder im Tiefsten einsam ist und hilflos ohne Gott; dass jeder den Unfrieden in sich trägt durch Neid und Missgunst, Habgier und Stolz; dass wir unsere innere Not oft nur übertünchen mit kurzen Freuden und Ablenkungen, und dass wir ohne Jesus verloren sind, ohne Hoffnung für die Ewigkeit.

Und um zum anderen zu erkennen, wie sehr wir Jesus brauchen und was er für uns bedeutet,

dass er uns Frieden ins Herz gibt und uns zu Menschen machen kann, die Frieden leben; dass er unsere tiefe Einsamkeit überwinden kann, weil er da ist, dass nur er uns Freude geben kann, die auch im Leid hält, uns ewige Rettung gibt und ein Licht in der Dunkelheit, das nicht verlöscht.

So gilt die Botschaft allen, allen, die nichts haben, und allen, die vieles haben!

Die Botschaft lautet: In Jesus will Gott dir helfen, in dein Leben kommen und bei dir sein. Allen gilt sie, und sie kommt bei allen an, die anfangen, Gott dafür zu lieben.

Um das zu erfahren, müssen wir durch das, was uns beschäftigt hindurchschauen und mit dem Herzen auf das sehen, was Jesus uns bringt und schenkt.

Wem das Herz voll ist von Not, Trauer, Sorge und Angst, der muss auf Jesus schauen. Und genauso müssen die auf Jesus schauen, die sich mit Familie, Geschenken, Kindern oder sonst etwas beschäftigen. Schieben Sie es beiseite und schauen Sie neu auf Jesus!

Wenn Jesus anklopft, dann ist die Frage, wie du antwortest:

Sagst du: Mein Haus ist voll mit meiner Not oder mit Familie, Geschenken und allem anderen. Es tut mir leid, aber es ist für dich kein Platz mehr in meiner Herberge.
Oder ob wir wieder ganz neu sagen: Jesus, du darfst jedes Zimmer meines Lebenshauses bewohnen. Ich freue mich, dass du da bist. Du sollst für mich im Mittelpunkt stehen. Ohne dich fehlt mir das Wichtigste. Danke, Herr, dass du auch zu mir kommen willst.

Predigt zu Johannes 1, 4-12
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