Predigt zu Johannes 12, 35-45 am letzten Sonntag nach Epiphanias (Bibelsonntag)
35 Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, dass euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. 36 Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.37 Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn, 38 auf dass erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte: »Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?« 39 Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja sagte wiederum: 40 »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, dass sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich ihnen helfe.« 41 Das sagte Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete. 42 Doch auch von den Oberen glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. 43 Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott. 44 Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.
Bei einem Taufgespräch sprachen wir natürlich auch über den Glauben an Jesus.
Ich fragte die Taufeltern, ob ihnen der Glaube wichtig sei. Die Eltern antworteten: Ja, deshalb wollen wir unser Kind taufen lassen. Die weiteren Fragen und Antworten lauteten folgendermaßen: Was wisst ihr denn über Jesus? Antwort: Eigentlich nicht viel! Betet ihr denn? Nach einem peinlichen Lächeln meinten sie: Eigentlich nicht! Wart ihr denn nach der Konfirmation schon einmal im Gottesdienst? Ausweichend sagten sie: Nein, wir nicht, aber unsere Großeltern gehen regelmäßig zur Kirche. Und auf die Frage, ob sie denn eine Bibel hätten, war die Antwort „Nein“. Offensichtlich hatten die Eltern überhaupt keinen Zugang zum Glauben an Jesus, zum Gebet, zur Gemeinde und zur Bibel.
Ist das nun egal oder ist das schlimm, wenn jemand keinen Zugang zum Glauben an Jesus hat?
Gott kann auch ohne die Menschen leben, auch wenn er sie gerne zurückgewinnen möchte, damit sie in Ewigkeit in Gemeinschaft mit ihm leben. Und die Bibel bleibt Gottes wahres lebendiges Wort, auch wenn sie nicht gelesen wird. Schlimm ist es für die Eltern, weil sie an der großartigen Möglichkeit vorbeigehen, die Gott ihnen in Jesus gibt. Und es ist schlimm für das Kind, weil die Eltern ihrem Kind nicht den Glauben an Jesus nahebringen können.
Viele andere Menschen haben eine Bibel, aber sie lesen trotzdem nicht darin. Überall in Deutschland gibt es sonntags viele Gottesdienste, wo man Gottes Wort hören, Gott loben und anbeten kann, aber 95% der evangelischen Kirchenmitglieder besuchen sonntags keinen Gottesdienst.
Für wen ist das schlimm? Natürlich ist Gott traurig, und für jede Gemeinde wäre es schön, wenn sonntags die Kirchen voll wären, aber die Verheißung Jesu für eine christliche Gemeinschaft gilt schon, wenn zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen. Wirklich schlimm ist es für die Menschen, die an der wunderbarsten Botschaft der Welt vorbeigehen.
Jesus vergleicht sich hier mit dem Licht.
Deshalb stehen in den Kirchen auf dem Altar die Kerzen. Sie sollen uns daran erinnern, dass Jesus uns zusagt: Ich bin für euch das Licht, damit ihr euch im Leben zurechtfindet und den richtigen Weg geht, der in die Ewigkeit führt; damit ihr euer Leben in Ordnung bringen und „entrümpeln“ könnt, frei werdet von allem, was euch belastet und euch daran hindert, den richtigen Weg zu gehen, damit ihr Hoffnung und Trost haben könnt, wenn es dunkel ist in eurem Leben ist, ihr traurig oder verzweifelt seid.
Das ist nicht irgendein Licht, sondern das Licht aus der Ewigkeit, das nicht verlöschen kann, die Hilfe Gottes aus der Ewigkeit, damit wir nicht im Tod oder in der Hölle enden, sondern in Gottes Ewigkeit kommen.
Was Jesus für uns bedeutet, das wird in der Bibel deutlich beschrieben,
zum Beispiel in den vielen Reden Jesu wie den Gleichnissen oder in der Bergpredigt, in den Wundern Jesu oder in der Art, wie er mit Menschen umgeht. Überall wird deutlich, was Jesus uns gibt, wovon er uns befreien will und wie wir richtig leben sollen, damit wir ans Ziel kommen, wir in der Gemeinschaft mit Jesus leben und bleiben.
Deshalb ist die Bibel so ein kostbares Buch für unser tägliches Leben.
Aber schon damals glaubten viele nicht an Jesus, obwohl sie seine Zeichen, Wunder und Taten miterlebt hatten, wie es in Vers 38 beschrieben wird, und obwohl sie die gute Botschaft direkt von Jesus hörten.
Und warum glauben die Menschen nicht, damals und heute?
In Vers 40 heißt es: „Gott hat ihre Augen verblendet und ihre Herzen verschlossen.“ Was für eine furchtbare Strafe Gottes ist das, wenn er Menschen den Zugang zu seinem Trost, seiner Hilfe, zu seinem heilsamen Wort und zur ewigen Rettung verschließt! Das ist das Schlimmste, was es für einen Menschen geben kann, wenn er ohne Gott, gottlos sein muss, ohne die Rettung durch Jesus, ohne alles, was Jesus uns schenkt und für uns tut, leben muss.
Und dann gibt es andere, die glauben an Jesus, aber sie halten sich nicht zu ihm, bekennen sich nicht zu Jesus.
Es sind angesehene Menschen, aber sie wollen ihren Ruf nicht aufs Spiel setzen. Sie befürchten, wenn sie sich zu deutlich zu Jesus bekennen, dass andere sie dann schief ansehen oder sogar auf Distanz gehen oder sie ablehnen, dass sie verspottet werden und ihren guten Ruf verlieren. In Vers 43 heißt es: „Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.“ Wie oft kommt das heute vor, dass Menschen um der Anerkennung anderer willen sich nicht zu Jesus bekennen? Und was passiert mit ihnen? Können die Menschen ihnen mehr geben als Gott? Wohl kaum, denn wie sollen Menschen, die selber auf die Rettung und das Licht Jesu angewiesen sind, für andere ein Licht sein.
Und dann sagt Jesus in den Versen 44+45: „Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.“
Wer an Jesus glaubt, der gehört zu Gott, der ist ein Kind des himmlischen Vaters, wird eins mit ihm und hat Anteil an allem, was es in Gottes ewiger Welt gibt; der erkennt in Jesus den lebendigen und ewigen Gott, seine Liebe, seine Gnade und seinen Willen für uns Menschen; der braucht keine Angst mehr zu haben vor dem Tod oder vor Trauer und Einsamkeit, denn er weiß sich geborgen in Gottes Hand, und er weiß: am Ende steht nicht der Tod, sondern Gottes wunderbare Ewigkeit. Er lebt im Licht Gottes. Was für eine Gnade und was für ein Geschenk ist es, wenn ein Mensch an Jesus glauben und zu ihm gehören darf. Es gibt nichts Besseres auf der Welt, als zu Jesus zu gehören.
Was tun wir, um zu Jesus zu gehören, um mehr und mehr mit ihm verbunden zu sein?
Wenn es um irdische Sachen geht, dann setzen wir alle viel Energie und Kraft ein. Wie viel mehr Kraft und Energie sollten wir einsetzen, um eins mit Jesus zu werden, so wie Paulus das im Philipper 3 sagt, dass er um jeden Preis zu Jesus gehören will, denn durch Jesus hat für ihn alles andere seinen Wert verloren. Nur noch Christus besitzt für ihn einen Wert. Wir sollen darum beten, dass Jesus uns sein Licht zeigt und wir mehr und mehr in seinem Licht leben können, sein kostbares Wort in uns aufnehmen und immer wieder auf Jesus schauen, damit er den Panzer um unser Herz durchbricht und wir ihn immer mehr als unseren Herrn und Retter erfahren.