Predigt zu Johannes 14,27 am 18. Sonntag nach Trinitatis
Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!“
Es ist bekannt, dass äußerer Friede nur möglich ist, wenn Menschen einen inneren Frieden haben.
Sonst kann der äußere Friede nur aufrecht erhalten werden durch Gesetze und Androhung von Strafen durch die, die die Macht haben. Das ist der Friede, den die Welt gibt. Es ist auch bekannt, dass Menschen mit einem inneren Frieden auch Frieden nach außen ausstrahlen.
Aber es soll heute nicht um den äußeren Frieden gehen und auch nicht darum, was wir nach außen ausstrahlen, sondern wie wir inneren Frieden gewinnen können, inneren Halt und Ruhe.
Innerer Unfriede und innere Unruhe entsteht, wenn in uns das Leben in Unordnung gerät,
zum Beispiel wenn etwas Wichtigstes verloren geht, wir mit Vorhaben scheitern oder wenn wir nur die Angst und Sorge davor haben, dass unsere Gesundheit Schaden nimmt, uns nahestehende Menschen sterben, es Probleme bei der Arbeit geben könnte oder wir angedachte Ziele nicht erreichen könnten. Innerer Unfriede und innere Unruhe kann auch entstehen, wenn ganz viele Angebote zur Verbesserung des Lebens auf uns einstürmen und wir nicht wissen, welcher Weg gut ist, oder wenn die Belastung zu groß wird und wir nicht wissen, ob wir alles bewältigen können. Viele Menschen leiden heute an ihrem inneren Unfrieden, und es gibt sehr viele Angebote wie Yoga, esoterische Wellnessangebote und andere, die uns inneren Frieden versprechen. Es ist ein großer Markt, mit dem viel Geld verdient wird.
Mit den einzelnen Angeboten wollen wir uns heute nicht auseinandersetzen. Das würde zu lange dauern. Ich bin aber davon überzeugt, dass es nichts Besseres gibt als das, was der Glaube an Jesus uns anbietet.
Für den inneren Frieden brauchen wir vor allem drei Dinge: eine klare und stabile Linie im Leben, einen sicheren und festen Halt und die Freiheit von der Vergangenheit.
Das sind nur ein paar Grundlinien für unser Leben. Eine Predigt ersetzt natürlich nicht die persönliche Seelsorge, in der man sich tiefer mit der persönlichen Situation eines Menschen beschäftigen kann.
Zunächst wollen wir uns mit der klaren und stabilen Linie für unser Leben beschäftigen.
Beantworten Sie für sich einmal die Frage: Wozu sind Sie auf der Welt?
Eine gute Antwort darauf bringt uns eine ruhige und klare Linie in unser Leben, die immer für das ganze Leben und für alle Bereiche des Lebens bleibt. Jeder hat in seinem Leben sehr viele Aufgaben zu bewältigen und erhält viele Angebote, was man machen kann und sollte. Wonach entscheiden Sie, was wichtig und richtig ist im Leben? Ohne eine klare Antwort werden Sie hin- und hergeworfen von Stimmungen und allgemeinen Meinungen, von dem, was man für wichtig hält und was man machen sollte.
Wozu sind Sie auf der Welt? Die Bibel gibt zwei Antworten:
Die erste Antwort lautet: Du bist ein Kind Gottes! Nun lebe diese Beziehung zu deinem himmlischen Vater.
Ein Kind muss seine Daseinsberechtigung nicht erarbeiten oder beweisen, sondern es bekommt sie durch die Liebe der Eltern. So sollte es jedenfalls sein. Durch Jesus wird dir zugesprochen: Du bist ein Kind Gottes. Jesus macht in der Geschichte vom „Verlorener Sohn“ in Lukas 15, 11-24 deutlich, dass wir durch ihn wieder zuhause beim himmlischen Vater sein können und als Kinder Gottes Anteil bekommen an allem, was es bei Gott gibt. Und Paulus schreibt in Römer 8, 17: „Wenn wir aber Kinder sind, dann sind wir auch Erben, und das heißt: wir bekommen teil am unvergänglichen Leben des Vaters, genauso wie Christus und zusammen mit ihm.“ Dazu sind Sie auf der Welt, um in dieser Beziehung zu leben. Das bleibt für immer im Leben und in Ewigkeit. Wenn Sie bei Gott, ihrem himmlischen Vater sind, mit ihm reden, ihm zuhören, einfach da sind, dann können Sie in seiner Gegenwart Ihr Leben neu ordnen und finden innerlich Ruhe und Frieden.
Die zweite Antwort, warum wir als Christen auf der Welt sind, heißt: Gott gebraucht dich als sein Werkzeug, um sein Heil zu Menschen und in die Welt zu bringen.
Es ist unser Auftrag, seine Schöpfung zu bewahren, zu erhalten und zu pflegen, Menschen etwas von Gottes Heil zu bringen an Friede, Freude, Trost und Hoffnung, Gutes zu tun im Sinne Gottes, sein Stellvertreter und Verwalter der anvertrauten Gaben zu sein, zum Beispiel in der Erziehung, am Arbeitsplatz, in der Ehe, bei Freunden oder an anderen Stellen. Dazu sind Sie auf der Welt, Ihr ganzes Leben lang in allen Bereichen.
Jesus sagt zu seinen Jüngern in Johannes 15, 16: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euch dazu bestimmt, reiche Frucht zu bringen, Frucht, die Bestand hat.“, und in Johannes 20, 21: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Wie wir diesen Auftrag erfüllen können, das können wir bei Jesus lernen.
Wir müssen keine Erfolge oder Resultate vorweisen, sondern einfach mit unseren Gaben den Auftrag tun.
Mit dieser klaren und stabilen Linie in unserem Leben können wir uns immer wieder neu orientieren und mit einem inneren Frieden einen guten Weg für unser Leben finden.
Für unseren inneren Frieden brauchen wir als zweites einen sicheren und festen Halt.
Wir brauchen im Leben einen Ort, wo wir sagen können: Hier ist alles gut!
Egal, was passiert, was ich mache, wie die Zukunft aussieht, hier bin ich geliebt, geborgen, kann mich zurückziehen, und zwar für immer. Ich kann es nicht verlieren. Wenn ein Mensch gar nichts hat, wird er bei der leichtesten Krise hin- und hergeworfen. Er ist haltlos und wird keinen inneren Frieden haben.
Haben Sie diesen Ort?
Ich habe viele Menschen erlebt, die hatten etwas und ihr Leben geriet trotzdem furchtbar ins Schleudern. Sie sagten, meine Familie, meine Kinder, meine Freunde sind das Wichtigste. Das geht solange gut, wie alles gut geht, die anderen da sind und zu einem stehen, aber man ist immer davon abhängig und muss alles tun, um sich die Zuwendung zu erhalten. Wenn das verloren geht, entsteht große Verzweiflung. Das Leben gerät ins Straucheln. Genauso ist es, wenn Menschen sagen, dass ihre Arbeit, die Firma, die persönlichen Ziele oder etwas anderes das Wichtigste ist. Das geht nur solange gut, wie man Kraft dazu hat und alles nach den eigenen Vorstellungen vorangeht.
Deshalb sagt Jesus für viele Menschen sehr hart in Matthäus 10, 37: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.“ Und in Markus 8, 35+36: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben wegen mir und wegen der Guten Nachricht verliert, wird es retten. 36 Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?“
Jesus sagt uns das nicht, um uns etwas wegzunehmen, oder weil er eifersüchtig und egoistisch alles für sich haben will, sondern um uns von einer falschen Hoffnung wegzuholen, damit wir nicht scheitern, und uns zu sagen: Wenn ich für euch das Wichtigste bin, dann habt ihr den Ort, wo alles gut ist in allen Zeiten. Dann findet ihr Geborgenheit, Liebe, Hoffnung und die ganze Ewigkeit in Ewigkeit.
Als drittes müssen wir frei werden von der Vergangenheit.
Wir schleppen oft viele negative Erfahrungen wie einen schweren Rucksack mit uns herum. Haben Sie etwas, was Sie mit sich herumschleppen, zum Beispiel Wut über einen Menschen, weil er Sie verletzt oder enttäuscht hat, Wut über sich selbst, weil Sie nicht alles so meistern, wie Sie es möchten, oder über eigene Fehler und falsche Entscheidungen im Leben?
Das Schlüsselwort zur Freiheit von der Vergangenheit heißt „Vergebung“.
Im Gebet, das Jesus uns gegeben hat, dem „Vater Unser“ beten wir „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Und im Gleichnis vom „Schalksknecht“ in Matthäus 18, 21-35 macht Jesus deutlich, dass wir nur um Vergebung bitten können, wenn wir auch bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben.
Nicht vergeben, heißt „festhalten“.
Wir halten dann das Schlechte unseres Lebens fest, schleppen es mit uns herum, lassen uns davon prägen und geben ihm Macht über unser gegenwärtiges und zukünftiges Leben. Dann steht das Schlechte, das andere uns antun oder wir selbst uns angetan haben wie eine Mauer zwischen uns und Gott und dem guten Leben. Wir geben dem Schlechten dann mehr Macht über unser Leben als Gott.
Vergeben, heißt „loslassen“.
Es fällt uns oft schwer, das loszulassen, weil wir vielleicht denken, wenn ich vergebe, sage ich damit, es war alles nicht so schlimm, aber es war schlimm. Wir meinen dann, mit unserer Wut könnten wir den, der uns das angetan hat, bestrafen, aber der leidet gar nicht, sondern wir leiden und schleppen die Last mit uns herum. Im Grunde bestrafen wir uns selbst, finden keine Ruhe und keinen Frieden.
Wie macht Gott das mit uns?
Er sagt nicht, es war alles nicht so schlimm, sondern er lässt seine Liebe stärker sein als seine Enttäuschung und Wut. So ist es seine große Liebe, die er uns in Jesus schenkt, aus der heraus er uns vergibt. Wenn wir uns von seiner Liebe anfüllen lassen, dann werden wir fähig, zu vergeben, und frei von der Vergangenheit. Und umgekehrt werden wir, wenn wir vergeben und die Vergangenheit loslassen, frei, uns von Gottes Liebe bestimmen zu lassen. bekommen wir einen klaren und freien Blick für das Leben und das Gute, was Gott uns schenkt.
Den inneren Frieden finden wir nirgends in der Welt. Wir finden ihn bei Christus.
Wenn er für uns das Wichtigste wird, erhalten wir eine klare und stabile Linie im Leben. Wenn er der Mittelpunkt unseres Lebens ist, bekommen wir einen sicheren und festen Halt, und wenn wir aus seiner Liebe und Vergebung leben werden wir frei und unabhängig von der Vergangenheit, von Menschen und Dingen. Das schenkt uns dann wahren inneren Frieden.