Predigt zu Johannes 15, 1-5 am Sonntag Jubilate
Stellen Sie sich vor, Sie hätten jetzt einen frisch geschnittenen Zweig von einem Apfelbaum in der Hand.
Es ist klar, dass an einem solchen Zweig normalerweise Äpfel wachsen. Aber dieser Zweig hat ein Problem, denn daran werden keine Früchte mehr wachsen. Der Zweig vertrocknet allmählich, wird saft- und kraftlos und verrottet dann irgendwann. Obwohl er noch genauso aussieht wie die Zweige am Baum, ist das sein Schicksal. Sein eigentliches Problem besteht darin, dass er nicht mehr mit dem Baum verbunden ist.
Wenn er noch am Baum dran wäre, dann würde der Saft und die Kraft des Stammes in den Zweig fließen und ihn nicht nur am Leben erhalten, sondern ihn befähigen, neue Früchte wachsen zu lassen.
Jesus sagt: Das gilt auch für euer Leben als Christen: Ihr müsst mit mir verbunden bleiben.
In unserem Abschnitt macht Jesus das am Bild vom Weinstock deutlich:
1 (Jesus sagt:) Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Jesus ist für uns, was der Weinstock für die Reben ist.
Nur wenn die Reben am Weinstock sind, können Früchte daran wachsen.
Hätte Jesus das Bild vom Apfelbaum gebraucht, dann hätte er wohl gesagt: Ich bin der Stamm und ihr seid die Zweige, die Früchte hervorbringen.
Diese drei sollen zusammenpassen. Die Zweige sollen Früchte hervorbringen, die zum Stamm passen. So sollen die praktischen Auswirkungen unseres Lebens im Glauben zu Christus passen.
Die Früchte des Glaubens sind vielfältig, so wie es auch sehr viele unterschiedliche Früchte bei Bäumen, Blumen und Büschen gibt.
Schauen Sie sich einmal um, welche Früchte in Ihrem eigenen Leben und in der Gemeinde, zu der Sie gehören, schon da sind. In der Bibel werden unzählig viele Früchte genannt. Ich will nur ein paar Beispiele aufzählen: ehrlich, verantwortungsbewusst, zuverlässig, treu, freundlich, hilfsbereit, liebend, heile Gemeinschaft mit Gott, Frieden mit dir selbst, Liebe zu Gott und zu anderen Menschen, wertvoll sein, geliebt werden, gebraucht werden, Trost, Geborgenheit, Hoffnung, Mut, Kraft.
Das geschieht, wenn wir als Zweig mit Jesus als Stamm verbunden bleiben. Sind das nicht wunderbare Früchte!
Nun brauchen wir nicht weit zu suchen, um zu sehen, dass die Wirklichkeit oft ganz anders aussieht. Wir müssen nicht mal zum Nachbarn schauen, sondern brauchen nur auf uns selbst zu sehen, um zu prüfen, welche Früchte unseres Lebens mit Jesus zusammenpassen.
Oft sieht es leider so aus, dass entweder die Früchte nicht zum Stamm passen. Wir nennen uns dann christlich, aber die Früchte unseres Lebens haben dann nur wenig mit Jesus zu tun. Oder die Früchte sind vorhanden, aber innen sind sie hohl, wurmstichig, faul, saft- und kraftlos. Das ist dann der Fall, wenn wir uns nach außen christlich zeigen, aber es nur eine Frage der Zeit ist, wann unsere innere Leere sichtbar wird.
Beides hat die gleiche Ursache und auch die gleiche Heilungsmöglichkeit. Jesus sagt: Bleibt in mir und ich in euch.
Wo immer die Einheit mit Christus gestört ist, da passen entweder unsere Früchte, die Auswirkungen unseres Christseins, nicht zu ihm oder wir bleiben saft- und kraftlos. Wenn wir in ihm bleiben und ihn in uns aufnehmen, dann passen Stamm und Früchte zusammen, dann bekommen wir Kraft für unser christliches Leben.
Entscheidend ist die Einheit zwischen Jesus und uns, dass wir in Ihm bleiben und er in uns.
Ich gehe davon aus, dass Jesus Ihnen wichtig geworden ist.
Sie wollen sich mit ihm verbinden, Freundschaft mit ihm pflegen und seine ausgestreckte Hand festhalten. Es sind für Sie schon einige Früchte des Glaubens sichtbar geworden, Sie haben vieles neu entdeckt, was mit Jesus möglich ist, einiges erfahren an Hilfe und Orientierung und auch manches schon in Ihrem Leben umgesetzt. Aber soll das schon alles gewesen sein? An Ihnen können noch viel mehr Früchte des Glaubens wachsen.
Stellen Sie sich vor, Sie reisen in ein fremdes Land und besuchen ein paar wichtige Städte. Kennen Sie dann schon das ganze Land. Ich bin mir sicher, dass Sie in dem Land, in dem Sie wohnen, noch längst nicht alle Gegenden richtig gut kennengelernt haben. Wie viel mehr gibt es da noch zu entdecken, immer wieder neue Landschaften und interessante Orte und schöne Plätze.
So können Sie auch mit Jesus noch viel Neues entdecken und an Ihnen können noch unzählig viel mehr Früchte des Glaubens wachsen.
Wie geht es also nun weiter mit Ihrem Glauben?
Im Alltag gibt es viele Ablenkungen, die uns von Jesus wegziehen können. Und schon kann die Beziehung zu Jesus sich schnell lockern und ganz allmählich abbrechen. Dann bleiben die Früchte aus, sind nicht mehr spürbar und sichtbar und der Glaube wird saft- und kraftlos, wurmstichig, hohl und faul.
„An Jesus dranbleiben“ heißt, die Stellen aufsuchen, wo seine Kraft zu uns durchfließen kann.
Das sind zum Beispiel unser Gebet, das Leben einer christlichen Gemeinschaft, die Feier des Abendmahls, die Beschäftigung mit seinem Wort und das wir befolgen, was er uns sagt. Den Durchfluss der Kraft Jesu brauchen wir, genauso wie eine Lampe den Anschluss ans Stromnetz braucht oder ein Auto das Nachtanken. Ich muss an den Stellen, die Gott uns gegeben hat, neue Kraft tanken, auch wenn es mir Zeit kostet oder ich manchmal keine Lust dazu habe.
Stellen Sie sich vor, Sie sind mit dem Auto unterwegs und der Beifahrer weist Sie darauf hin, Sie müssten tanken, und Sie antworten: „Ich habe jetzt keine Lust und auch keine Zeit für eine Pause“, und Sie fahren weiter. Nach einiger Zeit ist der Tank leer und Sie bleiben mit dem Auto liegen. Und wenn Sie das Akku Ihres Smartphones nicht nachladen, dann müssen Sie sich nicht wundern, wenn es nicht mehr funktioniert.
So müssen wir auch im Glauben auftanken, es bewusst tun, jeden Tag, das ganze Leben, denn das Leben kostet Kraft.
Am besten ist es, wenn wir nicht warten, bis der Tank leer ist, sondern wenn wir immer mit Christus verbunden bleiben, uns immer wieder besinnen auf das, was Christus von uns will, uns prägen lassen von der Art Jesu, sein Wort lesen und darauf vertrauen, auf seine Verheißungen und Anweisungen hören, und indem wir das, was wir erkannt haben, auch umsetzen im Leben, auch in kleinen Schritten.
Wenn wir so mit Christus verbunden bleiben, dann werden wir auch in schweren Zeiten, wenn wir mit unserer Kraft am Ende sind, seine Kraft spüren und die Früchte erfahren.
„Bleibt mit mir verbunden!“ sagt Jesus, denn bei ihm ist die Quelle der Kraft Gottes, die nie versiegt,
die Kraft für unser Leben, für Mut, Hoffnung, Zuversicht, um Probleme zu bewältigen, um unser Umfeld positiv zu beeinflussen. Durch Jesus entstehen die Früchte des Glaubens, auch dann, wenn das Umfeld unfreundlich ist und wir aus unserem Umfeld keine Kraft ziehen können. Jesus ist die Kraft, um in die Ewigkeit zu kommen und Hoffnung und Trost im Sterben zu haben.
So ist das Bleiben in Christus verbunden mit einer großen Verheißung:
Die Kraft, und die Liebe Christi sollen durch uns wirken. Sein Geist wird unser Leben bestimmen, wenn wir uns mit ihm verbinden. Unser christliches Leben wird zu Christus passen. Nichts, woran wir uns sonst hängen könnten, bringt diese Verheißung mit sich: kein Geld, keine Menschen, keine andere Religion oder Weltanschauung.
Die Kraft zur Liebe liegt auch nicht in uns, alleine „vertrocknen“ wir schnell, sondern sie kommt von Christus. Ohne Christus können wir nichts tun, was zu Jesus passt.