Predigt zu Lukas 22, 31-34 am Sonntag Invokavit
Wann hatten Sie Ihre letzte Prüfung in der Schule, im Beruf oder in einem anderen Bereich?
Haben Sie Prüfungen geliebt?
Ich fand Prüfungen immer ziemlich blöd! Was man in einem Moment bringt, leistet, das beurteilt jemand anderes. Prüfungen haben mindestens drei unangenehme Eigenschaften: Man kann im schlimmsten Fall rausfliegen aus der Schule, dem Job, aus dem Wohlwollen eines anderen, etc.; die Mängel werden schonungslos aufgedeckt, was manchmal sehr peinlich sein kann; und es gibt auch ungerechte Urteile, nicht gefühlt wie bei Schülern, die sich fast immer ungerecht behandelt fühlen, sondern richtige Ungerechtigkeit.
Nach meinem Examen habe ich vor Freude geschrien: „Nie wieder Prüfungen!“ Aber das war ein großer Irrtum:
In Bewerbungsgesprächen wird man geprüft, im privaten und beruflichen Leben wird man beurteilt und in einer Gemeinde gibt es für einen Pastor mehr Prüfer als Gemeindemitglieder. Ständig werden wir geprüft und prüfen. Man sagt, was ich nicht beurteilen kann, dass Frauen ihr Gegenüber erst einmal von oben bis unten scannen. Das muss ziemlich anstrengend sein, ständig so zu prüfen und in dem Bewusstsein zu leben, so geprüft zu werden. Dann kommen noch die vielen Prüfungen des Lebens, in denen Probleme gemeistert werden müssen.
Heute soll niemand in Grammatik, Mathematik oder Physik geprüft werden. Und es geht auch nicht um Katechismus, Bibelfestigkeit oder Lieder.
Es geht um geistliche Prüfungen und die Frage, ob wir in unserer Treue zu Jesus bestehen. Jesus sagt zu Petrus:
31 »Simon, Simon! Pass gut auf! Gott hat dem Satan erlaubt, euch auf die Probe zu stellen und die Spreu vom Weizen zu scheiden. 32 Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube an mich nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgefunden hast, musst du deine Brüder und Schwestern im Glauben an mich stärken!« 33 Petrus antwortete: »Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen, ja mit dir zu sterben!« 34 Jesus antwortete: »Ich sage dir, Petrus, noch ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.«
Petrus wird eine Prüfung vorhergesagt.
Gott erlaubt es dem Teufel. Das sehen wir auch bei Hiob und in der Versuchung Jesu. Der Teufel hat immer nur ein Ziel: Er will uns von Gott wegholen, dass wir den Zusagen Jesu nicht ganz vertrauen, in unserem Verhalten vom Weg Gottes abweichen oder ganz von Gott weggezogen werden. Dabei ist er sehr erfinderisch und hat eine große Erfahrung darin. Die Prüfung war für Petrus keine Lappalie, sondern bei der Gefangennahme Jesu hätten sie ihn auch gefangen nehmen und töten können. Er liebte Jesus und wollte ihm treu sein bis in den Tod. Der Teufel flüstert Petrus ein: Nimm die Notlüge, wähle den bequemen Weg. Du schadest doch niemand. Und Petrus fällt darauf rein. Er versagt.
So werden auch wir oft geprüft. Es geht nicht immer gleich um Leben oder Tod, aber eben um unsere Treue zu Jesus.
Sie wissen, was vom Glauben her richtig ist, aber dann ruft die Bequemlichkeit, etwas anderes Interessantes oder die schlechte Gewohnheit, und wie verhalten Sie sich dann?
In der Schule oder bei der Arbeit wird über den Glauben an Jesus gespottet. Plötzlich fragt dich jemand, ob du daran glaubst. Was antwortest du?
Sie haben bestimmte Vorstellungen, wie ihr Leben in Zukunft verlaufen soll. Und dann macht Gott Ihnen einen Strich durch die Planung. Wie reagieren Sie?
Oder es läuft alles so wunderbar glatt im Leben. Vergessen Sie Gott dann, weil Sie ihn gerade nicht brauchen?
Das Gute bei geistlichen Prüfungen ist:
Gott urteilt nie ungerecht. Was er sagt, trifft zu. Wir brauchen davor keine Angst haben. Und wer zu Jesus gehört, ihn liebt, kann zwar durchfallen, aber nicht rausfliegen. Jesus sagt zu Petrus: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Jesus kennt uns, wie auch Petrus. Er kennt unsere Schwächen und weiß, dass wir gegen den Teufel keine Chance haben. Wenn wir zu Jesus gehören, stehen wir unter seinem Schutz. In Johannes 10 heißt es: „Niemand kann sie aus meiner Hand reißen.“ Und in Römer 8: „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes in Jesus Christus.“
Wenn wir mit Jesus nicht rausfliegen können, warum gibt es dann überhaupt noch geistliche Prüfungen und warum sollten wir uns anstrengen, sie zu bestehen?
Man könnte sagen: Es ist doch egal, wenn wir sowieso durchkommen. Die Antwort ist einfach. Weil ich Gott, bzw. Jesus liebe. Wenn ich Gott liebe, will ich nicht, dass die Gemeinschaft mit ihm gestört wird. Ich will sie vielmehr noch intensiver haben. Wenn ich mich wegziehen lasse von Christus, dann stört das meine Gemeinschaft mit ihm. Wenn ich nicht liebe, macht mir das nichts aus. Wenn ich ihn aber liebe, macht es mich traurig, es tut mir weh. Als Petrus es erkennt, weint er. Und auch Jesus ist traurig. Wenn ich liebe, ist es nicht die Frage, ob es sich lohnt, treu zu sein, ob ich es muss, sondern ich will es. Ich will die Gemeinschaft mit Jesus und ich will Jesus nicht traurig machen.
Welchen Sinn haben dann geistliche Prüfungen? Warum gibt es sie überhaupt?
Die Antwort sehen wir bei Petrus. Wir sollen lernen, indem wir unsere Mängel entdecken und daran arbeiten.
Die Mängel, die wir haben, sind sehr unterschiedlich, aber jeder hat sie, z. B. zu faul, zu bequem, stolz, ehrgeizig, zu starke Bindungen an Menschen oder materiellen Dingen, Abhängigkeit von Anerkennung oder Festhalten an Verletzungen, Enttäuschungen und Schuld. Das Problem bei Petrus war, dass er seine eigenen Kräfte überschätzt. Er war mutig und stark, aber er erkennt nicht, mit wem er es zu tun hat. Sein Gegner ist der Teufel. In diesem Kampf reicht nicht der menschliche Mut: „Auch wenn alle … Ich nicht.“ Als Jesus nach der Auferstehung Petrus begegnet wird deutlich, worauf er vertrauen soll: Jesus fragt ihn drei Mal: Liebst du mich? Er soll Jesus lieben und vertrauen. Nicht auf seinen Mut und seine Stärke soll erbauen, sondern auf das Vertrauen und die Liebe zu Jesus. Martin Luther sagt in der Erklärung zu den Geboten: Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen. Nur mit der Kraft Jesu und in seiner Gemeinschaft werden wir bestehen, wenn wir mit ihm verbunden sind und auf ihn schauen.
So will Jesus durch geistliche Prüfungen auch an uns arbeiten, damit wir lernen.
Was auch immer Ihr Mangel, ihr Problem ist, das bei einer geistlichen Prüfung sichtbar wird, Sie sollen immer lernen, dass nicht unsere Stärken und Schwächen uns bestimmen sollen, sondern die Liebe und das Vertrauen zu Jesus soll an erster Stelle stehen, dass wir uns und unser Leben voller Vertrauen und gelassen in seine Hand geben.
Und: Gott will uns schulen für neue größere Aufgaben.
Petrus soll nicht nur für sich und Jesus da sein. Dafür sorgt Gott selbst. Sondern er soll für andere da sein: die Herde Gottes weiden. So will Gott uns auch gebrauchen für den Bau seines Reiches: sein wunderbares Evangelium weitersagen; ein bisschen „Paradies“ schaffen in dieser Welt, in der Umgebung, in der wir leben, z. B. durch ein Lächeln, ein kleine Hilfe, eine Ermutigung, ein freundliches Wort, usw.; andere Christen im Glauben stärken und helfen. Wenn Sie sich in seine Hand geben, wird er durch Sie wirken, bei jedem auf ganz unterschiedliche Weise.
Wenn Gott unsere Treue prüfen lässt, ist das unangenehm und noch unangenehmer, wenn wir versagen und unsere Mängel aufgedeckt werden, aber wir können sie dankbar annehmen,
weil Gott uns dadurch weiterbringen will. Den Schutz und die Hilfe müssen wir bei Jesus suchen. Wenn Martin Luther versucht wurde und das Gefühl hatte, der Teufel schleicht ums Haus, dann sagte er laut: „Luther ist nicht hier. Hier wohnt Christus.“ Wir können gewiss sein, dass wir in der Gemeinschaft mit Jesus unter seinem Schutz stehen.