Predigt zu Markus 4, 26-29 am Sonntag Sexagesimae
Kennen Sie das Gefühl oder den Gedanken auch:
Wenn doch mein Glaube kraftvoller und lebendiger wäre, das ganze Leben mehr durchdrungen wäre vom Geist Christi, das Vertrauen so stark wäre, dass alle Angst verschwindet und die Liebe und das Wesen Jesu das ganze Leben prägen würde, auch wenn das Leben schwer ist und die Probleme groß sind; und dass die Gemeinde mehr von der Glaubenskraft und Liebe Jesu ausstrahlen würde; wenn Gemeinde noch mehr so wäre, wie es in Apostelgeschichte 2, 42-47 beschrieben wird, dem Bericht über die erste Gemeinde?
Aber wenn wir uns dann ansehen, unser Leben, die Gemeinde, dann merken wir, wie weit wir davon entfernt sind, jeder auf seine Weise.
Diese Kluft zu sehen kann uns deprimieren und manchmal zum Resignieren bringen. Andere motiviert es, sich noch einmal richtig anzustrengen, aber oft hält das auch nicht lange. Und dann gibt es welche, die bleiben dabei ziemlich gleichgültig. Aber es ist schon Gottes Ziel, dass unser Glaube kraftvoller und lebendiger wird und in der Gemeinde mehr von diesem Glauben und von seiner Liebe spürbar ist.
Was müssen wir tun? Was muss passieren, damit wir diesem Ziel näher kommen?
Was wir auf diesem Weg brauchen, um weiterzukommen, ist sehr unterschiedlich, und deshalb ist auch das, was Jesus tut und sagt, sehr unterschiedlich: Manchmal rüttelt er auf, ist fordernd oder sogar zornig, auch mit seinen Jüngern, dann wieder liebevoll, verständnisvoll, ermutigend und sogar beruhigend, je nachdem wie der Mensch es braucht, damit er weiterkommt.
Alles, was Jesus sagt und tut, dient dazu, dass wir diesem Ziel näher kommen.
Der Abschnitt heute ist für Christen, die ungeduldig sind
und dadurch das Gefühl haben, mit meinem Glauben, mit der Gemeinde geht es gar nicht weiter. Wer zurzeit sehr gleichgültig ist, der braucht vielleicht einen anderen Text.
26 Und er (Jesus) sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch
Samen aufs Land wirft 27 und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. 28 Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. 29 Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Ich möchte Sie einmal mit aufs Land und in die Landwirtschaft nehmen.
Stellen Sie sich eine bunte volle Wiese vor mit vielen verschiedenen Gräsern, die da zusammen wachsen, kleine und große. Aber so war diese Wiese nicht immer. Sie wurde neu angelegt. Der Bauer hat den Boden gepflügt, geeggt, gewalzt und die Saat ausgesät. Bevor die Wiese zum ersten Mal eine Ernte einbringt, muss das Gras wachsen.
Nun möchte ich mit Ihnen vier Gedanken zur Wiese und zum Text bedenken, die auch für unseren Glauben gelten:
Es wächst!
Zuerst ist von der Pflanze noch nichts zu sehen, aber der Same wächst schon, unter der Erde. Dann sieht man das erste Grün, ein wunderbares Erlebnis, und dann wird sie größer, bis zur vollen Blüte. Die Pflanze tut nichts zum Wachsen. Sie wächst.
So hat Gott den Samen der Ewigkeit in uns hinein gelegt, in jeden Einzelnen und in die Gemeinde, den Samen seiner Liebe, der Freude, des Gebets, der Hoffnung und des Friedens. Und der Same wächst. Vielleicht noch gar nicht zu sehen und zu spüren, aber er wächst. Dann sind da die ersten Erlebnisse im Glauben, und es kommen neue hinzu. Wir tun nichts zum Wachsen, aber es wächst. Wenn wir mit Christus verbunden bleiben, sorgt Gott dafür. Mit ihm verbunden müssen der Glaube und die Liebe und alle anderen Gräser des Glaubens wachsen.
Es wächst unterschiedlich hoch
Auf der Wiese gibt es hochwachsende und niedrigwachsende Gräser. Die hochwachsenden fallen mehr auf, aber sie bekommen Wind und Regen mehr ab. Die unten wachsenden sind geschützter, aber sie stützen die hochwachsenden Gräser ab, damit sie nicht abknicken.
So wachsen im persönlichen Glauben einige Bereiche hoch, bei dem einen der Mut, bei anderen die Liebe, die Zuversicht, die Freude oder etwas anderes. Andere Bereiche wachsen niedrig und beide helfen sich gegenseitig.
So wachsen Christen auch in der Gemeinde mit ihren unterschiedlichen Gaben in unterschiedliche Bereiche hinein. Einige in hervorgehobene Positionen, die sieht man mehr, aber sie bekommen auch mehr von den Problemen ab. Die anderen sind geschützt, aber sie sind die Stütze für die anderen. Beide sind wichtig.
Es wachsen verschiedene Pfalnzen
Auf der Wiese stehen viele verschiedene Pflanzen.
Sie machen die Wiese reichhaltig und kraftvoll. Keine kann zur anderen sagen: Als Gras musst Du so sein wie ich oder wie eine bestimmtes Gras. Jedes ist auf seine Weise wertvoll und richtig und ganz Gras.
Im persönlichen Glauben wachsen viele verschiedene Pflanzen: Freude, Liebe, Dankbarkeit, Mut, Treue, usw. Alle Bereiche machen unser Glaubensleben reich, und es gibt bei jedem Bereiche, die noch gar nicht aufgegangen sind.
So sind wir auch in der Gemeinde als Christen sehr unterschiedlich. Gott hat uns ganz verschieden geschaffen, damit die Gemeinde bunt und kraftvoll ist. Und es kommen noch neue Pflanzen hinzu, die die Gemeinde weiter bereichern.
Es wächst zum Ziel
Das Ziel bei allen Pflanzen ist, dass sie etwas für die Ernte einbringen. Und sie streuen Samen aus, damit neue Gräser wachsen können. Je öfter sie Ernte einbringen, desto tiefer werden die Wurzeln und desto kräftiger wird das Gras.
So ist das Ziel Gottes mit uns, dass wir Frucht bringen; dass wir mit unserem Glauben etwas von Gottes Wesen in unsere Welt bringen. Und das wird geschehen. Gott sorgt dafür! Es ist sein Anliegen. Und wenn wir zu ihm gehören, dann wird es geschehen.
Wichtig ist nur,
und hier verlassen wir den Vergleich aus dem Gleichnis Jesu, dass die Pflanze im Boden bleibt, sonst vertrocknet sie. Sie kann ohne guten Boden nicht wachsen und etwas für die Ernte einbringen. So ist es wichtig, dass wir fest mit Jesus verbunden bleiben, bei ihm bleiben, damit er alles in uns zum Wachsen bringt, was Jesus in uns als Samen hineingelegt hat.
Zum Abschluss lesen wir noch einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium, Johannes 15, 4-11:
4 (Jesus sagt:) Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.