Predigt zu Matthäus 7, 24-27 am 9. Sonntag nach Trinitatis
Worauf wollen Sie in Zukunft bauen, vertrauen: auf menschliche Säulen oder auf Jesus als Fundament?
24 (Jesus sagt.) Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
Geht es Ihnen heute gut? Auch sonst?
Sind Sie zuversichtlich, dass es Ihnen bis an Ihr Lebensende gut gehen wird? Wie muss unser Leben aussehen, damit wir sagen: es geht mir gut? Normalerweise sagen wir das, wenn unser Leben einigermaßen stabil verläuft, wenn wir gesund sind, genügend Geld haben, die Familie in Ordnung ist, usw.. Und weil wir wollen, dass es uns möglichst oft gut geht, bauen wir in unserem Leben daran, eine möglichst stabile Grundlage zu bekommen.
Stellen wir uns vor: Unser Leben spielt sich auf einer Plattform ab.
Dort machen wir alles: Essen, Trinken, Arbeiten, Ausruhen, heiraten , Erfolge feiern, unter Misserfolgen leiden, lieben und hassen, sich freuen und sich ärgern und was wir sonst alles in unserem Leben tun. Und darunter bauen wir mindestens vier Säulen für eine stabile Grundlage:
unsere Kraft
mit Gesundheit, Gaben und Fähigkeiten, was wir alles können;
menschliche Beziehungen
in Familie, mit Freunde, Kollegen, Nachbarn und anderen Menschen;
materielle Sicherheit
mit einem regelmäßiges Einkommen, einem Sparkonto, Versicherungen und anderen Absicherungen; und
feste Gewohnheiten
mit einem geregelten Tages- und Wochenablauf, besonderen Festen, sich in der Umgebung mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Nachbarn und Freunden auskennen und mit einem sicheren gesellschaftlichen Umfeld.
Wir verwenden viel Kraft, Zeit und Geld, um diese Säulen aufzubauen. In der Jugendzeit fangen wir damit an und versuchen, sie während des ganzen Lebens bis ins hohe Alter stabil zu halten. Solange die Säulen stabil sind, geht es uns gut, wir fühlen uns ausgeglichen und sind zuversichtlich.
Aber gibt es irgendeinen vernünftigen Grund, warum diese Säulen uns für die Zukunft und bis ans Lebensende zuversichtlich machen können? Wie leicht können diese Säulen zerbrechen!
Wie oft habe ich in der Seelsorge mitbekommen, dass bei einem Menschen eine Säule zerbrochen ist, durch eigene Schuld oder schuldlos spielt dabei nur eine geringe Rolle. In der Folge davon zerbrachen dann auch andere Säulen, zum Beispiel nach einer Arbeitslosigkeit zerbrach die Ehe und andere Beziehungen, die bekannten Gewohnheiten und die Gesundheit nahmen auch Schaden; oder in einer anderen Reihenfolge. Vielleicht haben Sie das persönlich auch schon erlebt oder kennen es von jemand aus Ihrem Bekanntenkreis. Das sind schlimme Erfahrungen und wer das erlebt, hat das Gefühl, dass er den Boden unter den Füßen verliert, seine Lebensplattform gerät ins Wanken.
Das bedeutet, dass wir ständig Sorge und Angst haben, dass eine oder mehrere Säulen zerbrechen können; viel kämpfen müssen, um weiter daran zu bauen und Gefahren abzuwehren; wir immer zuerst um uns selbst kreisen müssen, denn wir können ja nur etwas geben, wenn wir zunächst einmal selber unsere Grundlage stabil halten. Unser Leben ist ja davon abhängig. Wie viele Gespräche drehen sich um Krankheit oder Gesundheit, Familie, Freunde, Geld, etc.. Das zeigt, wie wichtig es uns ist.
Was können und sollen wir tun, wenn das so zerbrechlich ist?
Als gläubige Christen können wir anfangen zu beten. Viele Gebete drehen sich darum, dass Gott etwas tun möge, dass die Säulen stabil bleiben. Aber ist das Gottes Aufgabe? Hat er das versprochen, dass diese Säulen stabil bleiben?
Jesus äußert sich auch kritisch zu diesen Säulen,
zum Beispiel macht er deutlich wie wenig wir mit unserer Kraft bewirken können; er stellt menschliche Beziehungen infrage, wenn er in Matthäus 12, 48-50 sagt: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“ Oder in Matthäus 19, 29: „Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Namens willen, der wird’s hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben. Auch redet er davon, dass der Glaube an Jesus zu Trennungen und gar Feindschaften innerhalb der Familie führen kann. Kritische Äußerungen zur materiellen Sicherheit finden wir in den Gleichnissen vom reichen Kornbauer in Lukas 12 und vom reichen Jüngling in Lukas 18. Dass auch das Festhalten an Gewohnheiten und Sitten für die Nachfolge Jesu hinderlich sein kann, macht Jesus in Lukas 9, 59 und 60 deutlich, wo für jemand die Beerdigung seines Vaters wichtiger ist als die Nachfolge Jesu. Und damals galt die Beerdigung eines Angehörigen als höchste sittliche Pflicht.
Jesus sagt in Markus 8, 35: „Wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten.“
Das Problem ist: Alles was, diese menschlichen Säulen ausmachen, sind Gaben Gottes. Sie sollen uns erfreuen und das Leben schön machen, es sind wie Rosen Gottes als Zeichen seiner Liebe zu uns. Wir sollen in Liebe und Verantwortung vor Gott damit umgehen. Aber wir sollen sie niemals zum Fundament unseres Lebens machen. Unser Glück, Freude, Frieden, Sinn, dass es uns gut geht, sollen wir davon nicht abhängig machen, nicht die Gaben Gottes an die erste Stelle setzen, denn dann verlieren wir unser Leben, wenn wir die Gaben verlieren, und eines Tages werden wir sie verlieren. Wer sein Leben aber von Jesus abhängig macht, ihn an die erste Stelle setzt, wird das erfüllte Leben gewinnen. Es bleibt in Ewigkeit. Das andere wird zweitrangig.
Jesu Liebe zeigt sich nicht zuerst darin, dass er das stabil erhält, was wir zu unseren Säulen machen. Manchmal tut er das auch. Aber Jesu Liebe zeigt sich vor allem darin, dass er uns eine ganz neue Grundlage für unser Leben gibt.
Es ist eine Grundlage, die aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt. Die Grundlage unseres Lebens soll das sein, was er uns gibt aus der Ewigkeit an Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Geborgenheit, und vieles mehr, dass wir ganz mit ihm verbunden sind, unser Leben in seiner Hand unendlich geborgen ist, wir für ihn sinnvoll leben können und wir auf die vielen großartigen Zusagen von ihm vertrauen. Die ganze Bibel ist voll davon, und wir können es durch Jesus erfahren, dass er hält, was er verspricht
Das verändert unser Leben von Grund auf. Auch wenn menschliche Säulen zerbrechen, haben wir ein unzerbrechliches Fundament im Leben und Sterben. Wir bekommen Gelassenheit und Frieden, müssen nicht mehr sorgen, kämpfen oder Angst haben. Es entsteht eine unglaubliche Freiheit von den irdischen Säulen. Dadurch können wir lernen, wirklich selbstlos zu lieben. Uns wird von Jesus eine Chance gegeben, in der Liebe Gottes zu leben. So radikal die Aussage Jesu ist, so richtig und befreiend ist sie.
Aber wir müssen es auch tun, was wir bei Jesus alles lernen, was er gesagt und uns mit seinem Leben gezeigt hat.
Wir sollen es nicht nur hören und uns darüber Gedanken machen, sondern es tun, jeden Tag neu in die Tat umsetzen. Lassen Sie mich nur ein paar Beispiele nennen: Wenn Jesus sagt, dass wir nicht sorgen und keine Angst haben sollen, dann dürfen wir der Angst und Sorge auch kein Recht mehr in unserem Leben geben; wenn er deutlich macht, dass wir nicht mehr kämpfen müssen, dann müssen wir Jesus auch zum Zug kommen lassen; wenn er uns auffordert, ihm zu glauben, zu vertrauen, dann sollen wir es auf seine Zusage hin auch wagen, im Vertrauen auf ihn neue und mutige Schritte zu gehen; wenn er uns zeigt, dass es besser für uns ist, wenn wir unsere Gaben und unser Leben nicht für uns behalten, sondern es ihm anvertrauen, dann sollen wir es auch tun. Es geht darum, dass wir von Jesus lernen, das Leben im Sinne Gottes zu gestalten. Probieren Sie es einfach aus, dass Sie keine Angst haben müssen, sich nicht sorgen und nicht kämpfen müssen. Und wenn Sie es nicht geschafft haben, dann versuchen Sie es weiter. Lernen Sie von Jesus. Er ist der beste Lehrer.
Das geht aber eben nur, wenn mein Fundament nicht die menschlichen Säulen sind, sondern Christus; wenn ich vertraue, dass sein Wille immer der beste ist, auch wenn es nicht nach meinen Plänen läuft.
Eine Frage habe ich noch zum Abschluss: Vertrauen Sie ihm, glaube Sie ihm, dass er Sie trägt, er sein Wort hält, sein Wille immer gut ist, besser als Ihrer, egal was passiert.
Auf Jesus als Fundament kann es Ihnen immer gut gehen, können Sie zuversichtlich bis an ihr Lebensende sein.