Predigt zu Matthäus 7, 24-27 am 9. Sonntag nach Trinitatis
Geht es Ihnen auch so wie mir?
Oft kommt mir das Leben vor wie so eine rasende Fahrt, und man kommt nicht zum Stoppen. Das Leben rast von einem Termin zum nächsten, von einem Tag und Jahr zum anderen und immer weiter und weiter. Wenn ein Unfall passiert, vielleicht ein Todesfall oder große Probleme bei Bekannten, dann erschrecken wir kurz, aber dann geht es ohne Pause weiter, oft ohne Besinnung, besinnungslos. Pausen einlegen und zur Besinnung kommen, dafür bleibt oft keine Zeit.
Der Beschäftigung mit dem Wort Gottes, zum Beispiel durch eine Predigt ist so eine Pause, wo wir zur Besinnung kommen können, nachdenken über unser Leben, schauen ob noch alles in Ordnung ist und uns auf das Wesentliche besinnen können.
Solche Pausen sind wichtig!
Wir machen sie zum Beispiel auch beim Autofahren auf langen Strecken, oder wir bringen in regelmäßigen Abständen unser Auto zur Inspektion, um zu sehen, ob noch alles in Ordnung ist. Beim Auto machen wir es vielleicht nur einmal im Jahr, aber unser Leben ist viel kostbarer und wichtiger. Deshalb brauchen wir da auch öfter solche Pausen. Beim Auto wird dann geprüft, ob altes entfernt und neues hinzugefügt werden muss, und kaum einer würde da sagen, ich hänge so an den abgefahrenen und kaputten Reifen, ich habe mich so daran gewöhnt, deshalb sollen sie dranbleiben.
Wieviel wichtiger ist unser Leben, dass wir vielleicht auch altes Unbrauchbares über Bord werfen müssen und das Neue in unser Leben nehmen, was uns wirklich Sicherheit gibt. Paulus sagt in Philipper 3, dass das Alte in seinem Leben für ihn wie „Mist“ ist gegenüber dem Neuen, das er bei Jesus Christus entdeckt hat. Er hat durch Jesus einen neuen Inhalt, einen neuen Sinn und eine neue Grundlage für sein Leben erhalten.
Der Predigttext aus Matthäus 7, 24-27 redet von dieser Grundlage des Lebens, die uns Sicherheit gibt und Jesus ruft uns auf, über unser Fundament nachzudenken.
24 »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute. 25 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten und der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, stürzte es nicht ein, weil es auf Fels gebaut war. 26 Wer dagegen diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten, der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, fiel es in sich zusammen und alles lag in Trümmern.«
Wenn das Fundament eines Hauses in unseren Gegenden nicht gut ist,
dann merken wir das nur daran, dass es Risse gibt oder ein Gebäude eine Schieflage bekommt. In Chile habe ich erlebt, dass nach einem Unwetter Häuser den Berghang heruntergerutscht sind, und Hochhäuser wurden dadurch Erdbebensicher gebaut, dass unterhalb der Erdoberfläche genau so viel Gewicht als Grundlage vorhanden sein musste, wie das Hochhaus wog. Wie sicher ist unser Lebenshaus bei gutem und schlechtem „Lebens-Wetter“? Wie sicher fahren wir durch das Leben? Bei gutem „Wetter“ spürt man abgefahrene Reifen nicht, aber bei schlechtem „Wetter“ kann es leicht zu einem Unfall führen.
Wie sicher steht unser „Lebenshaus“, wenn wir durch schwere Zeiten durchgehen? Kommen wir sicher ans Ziel? Wir können unser Leben auch mit der Schifffahrt vergleichen und uns fragen, ob wir auf einem unsinkbaren Schiff unterwegs sind, oder ob wir untergehen, wenn es in unserem Leben stürmisch wird?
Was würden wir über einen Menschen sagen, dem bei der Inspektion seines Autos vom Mechaniker gesagt wird, was alles erneuert werden muss, wie zum Beispiel neue Bremsbelege, neue Radbolzen, Räder auswuchten, und der hört sich alles interessiert an, wundert sich begeistert darüber, was der Mechaniker alles weiß, und fährt dann weiter, ohne irgendetwas an seinem Auto erneuern zu lassen? Jeder würde ihn als dumm und fahrlässig ansehen. Jesus sagt in unserem Abschnitt: „Wer meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, ist ein Dummkopf. Wer meine Worte aber hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende als kluger Mann dastehen.“ Sich danach richten, wäre also normal, denn es geht ja um unser Leben.
Was meint Jesus damit, dass wir uns nach seinen Worten richten sollen? Um welche Worte handelt es sich?
Was den meisten als Erstes einfällt, sind die 10 Gebote.
Und dann haben viele noch im Hinterkopf so ein Gefühl von vielen Dingen, wie man als Christ zu sein hat, was man alles darf und vor allem nicht darf, wie zum Beispiel immer brav sein, nicht ausgelassen feiern, immer ernst sein, nicht schönen Frauen hinterherschauen und anderes mehr.
Wenn es um das Wort Gottes geht, entsteht bei vielen Menschen so ein komisches gemischtes Gefühl nach dem Motto: Wenn ich es ernst nehme, dann kann ich das Leben nicht mehr genießen. Gott sieht man als Spaß- und Kostverderber, und man muss ein schlechtes Gewissen haben für so manches, was in der Vergangenheit war und kann dann vieles, was einem Spaß macht, nur noch mit einem schlechten Gewissen tun. Gott wird gesehen als der große Moralist, von dem man ständig mit einem erhobenen Zeigefinger begleitet wird.
Deshalb hält man lieber ein bisschen Abstand zu Gott und seinen Worten. Dabei fällt es uns schwer zu glauben, dass Jesu Worte ein ganz anderes Ziel haben, nämlich ein gutes sinnvolles Leben mit Freude, Frieden, Lebensgenuss, Selbstbewusstsein und einem positiven Denken.
Zu den Worten Jesu gehören nämlich auch diese Aus- und Zusagen und Gebote wie:
„Freuet euch!“, „Friede sei mit dir!“, Vergebung und Neuanfang, „Sorget nicht!“, Hoffnung, Gott liebt dich wie sein Kind, „Vertraue mir!“, „Glaube mir!“, „Ich bin bei dir!“ und anderes. Wenn Jesus sagt, dass wir tun sollen, was er sagt, dann meint er auch dieses, dass wir uns immer freuen können, weil er uns Grund dazu gibt; dass wir aus der Vergebung leben und frei sein können von alten Lasten und nicht in alten Wunden bohren müssen; dass wir immer hoffen können, keine Angst haben brauchen und mehr.
Und erst in diesem Zusammenhang haben die anderen Gebote, wie die 10 Gebote, ihren Sinn für ein gutes Leben.
Um es in einem Vergleich zu sagen: Wenn ich in eine Einbahnstraße fahre oder eine Kreuzung überquere, wenn die Ampel auf Rot steht, und dann sage, ich will frei sein, dann muss ich damit rechnen, dass es einen Unfall gibt. Das hat nichts mit Einengung, sondern mit Logik zu tun und soll mich und andere vor Schlimmeren bewahren.
So sagt Jesus uns manches, um uns vor einem „Lebens-Crash“ zu bewahren. Und er denkt dabei nicht nur an dieses Leben, sondern er ist weitsichtiger; er denkt an die Ewigkeit.
Deshalb sind die Worte von Jesus immer ein sicheres Fundament für unser Leben, eine gute Orientierung durch den „Irrgarten des Lebens“ und ein sicherer Halt, wenn es mal richtig stürmisch wird im Leben.
In unserer Zeit meinen viele Menschen, das brauchen wir heute nicht mehr, es ist nicht modern, doch wir werden es in Zukunft wieder merken, wie dringend wir es brauchen. Wir brauchen keine Esoterik, noch mehr Geld, andere Religionen oder Erfolg, sondern die Worte Jesu, denn etwas Besseres gibt es nicht.
Was sollen wir nun tun?
Zum einen sollten wir uns mehr Zeit gönnen, um uns auf die Worte von Jesus zu besinnen.
Wir müssen nicht den ganzen Tag durchhetzen. 10 Minuten am Tag für die Besinnung, zum Lesen in der Bibel und zum Gebet sind nicht nur möglich, sondern auch lebensnotwendig.
Zum anderen ist es wichtig, dass wir das, was Jesus gesagt hat, mehr und mehr kennenlernen.
Früher bekam man vieles aus der Bibel und an Glaubensinhalten in Schule und Elternhaus automatisch mit auf den Weg. Heute bekommt man tausend andere Sachen mit, aber von den Worten Jesu nur sehr wenig. Und deshalb sind häufig nur noch Bruchstücke bekannt, und manchmal hat das nur sehr wenig mit dem zu tun, was Jesus wirklich gesagt hat. Wir müssen uns also bewusst dafür entscheiden, uns mit Jesu Worten zu beschäftigen. Wir haben die Möglichkeit dazu.
Es gibt viele leicht verständliche Bibelausgaben, die Bibel im Internet, auf dem Handy, Bibelerklärungen und vieles mehr.
Und zum dritten sollten wir es dann auch tun, was Jesus sagt!
In kleinen Schritten können wir lernen, seine Worte in unserem Alltag umzusetzen,
zum Beispiel ihm vertrauen, wenn uns Angst und Sorge überfallen; die Freude bei ihm suchen, wenn wir traurig werden. Und wenn wir dann festgestellt haben, dass wir es nicht geschafft haben, dann können wir am nächsten Morgen wieder von vorne anfangen und es noch mal versuchen. Jesus will uns kein schlechtes Gewissen machen, sondern uns ermutigen, es zu tun.
Das sollen wir tun, damit das Fundament für unser ganzes Leben fester wird, unser Lebenshaus nicht abrutscht, unser Lebensschiff nicht untergeht, sondern wir durch alle Stürme hindurch fest stehen, hier im Leben und für die Ewigkeit.
Ich denke es lohnt sich, wenn wir nicht einfach weiter durch das Leben rasen, sondern uns Zeit nehmen, um uns darauf zu besinnen.