Predigt zu Matthäus 7, 24-29 am 5. Sonntag nach Ostern ( Rogate )
Wenn Sie an Ihre Zukunft denken, gehen Sie zuversichtlich in die Zukunft?
Das ist gut, wenn wir das voller Vertrauen und Selbstvertrauen können, oder gehören Sie eher zu den ängstlichen Menschen, oder ist es abwechselnd? Wovon hängt das ab?
Was unterscheidet eigentlich einen zuversichtlichen von einem ängstlichen Menschen?
Wenn man manchmal das Leben beider ansieht, dann gibt es in Bezug auf entsprechende Probleme kaum Unterschiede. Einer ist mit einem Problem ängstlich, der andere mit dem gleichen zuversichtlich; für die einen ist ein Problem ein kleines Hindernis, das es zu bewältigen gilt, eine Herausforderung, die auch noch Spaß machen kann, dem anderen macht das gleiche Problem panische Angst und er fühlt sich wie gelähmt.
Ich will den Unterschied noch mit einem Bild verdeutlichen:
Zwei Menschen stehen im Wasser und kämpfen gegen die Fluten. Der eine steht in einem kleinen Boot, versucht dabei das Gleichgewicht zu halten und hat immer Angst, die nächste Welle könnte ihn ins Wasser werfen. Der andere steht da ganz ruhig und findet das Ganze auch noch lustig, lacht dabei, denn er steht auf einem festen Untergrund. Er fühlt sich ganz sicher, dass ihm nichts passieren kann. Diese Sicherheit entscheidet über Angst und Zuversicht, wenn es um seine Zukunft geht.
Manche Menschen scheinen begünstigt zu sein vom Schicksal.
Sie fühlen sich einfach sicher. Sie haben viel Selbstvertrauen getankt durch das, was sie getan haben, durch Erfolge, durch Lob und Anerkennung, oft schon von Kindheit an. Sie haben Sicherheit, weil sie viel Geld haben und in einem festen Beziehungsnetz leben. Sie haben Kraft, sind gesund und fühlen sich stark oder sie haben noch Reserven, um mit neuen Problemen fertig zu werden. Es ist gut, wenn ein Mensch das alles hat.
Aber mir begegnete einmal ein jüngerer Mann, der hatte das auch alles. Es ging ihm richtig gut, und er strotzte nur so vor Selbstvertrauen und Sicherheit und Pläne für die Zukunft. Aber dann kam ein Problem nach dem anderen. Zuerst waren noch Reserven da, aber dann wurde es immer schwieriger. Die Freunde wurden weniger, die Familie zog sich zurück, finanzielle Probleme waren nicht mehr zu bewältigen. Er kämpfte, aber irgendwann war er mit seinen Kräften am Ende. Er stand vor dem Nichts. Um es im Bild zu verdeutlichen: Er stand auf einem festen Untergrund, aber es war kein fester Fels, auf dem er stand, sondern nur eine Sandbank, die von den Wellen weggespült wurde.
Stehen Sie auf einer Sandbank, die weggespült werden kann, oder auf einem festen Felsen?
Dazu lesen wir einen Abschnitt aus Matthäus 7, 24-27:
24 »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute. 25 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten und der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, stürzte es nicht ein, weil es auf Fels gebaut war. 26 Wer dagegen diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten, der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, fiel es in sich zusammen und alles lag in Trümmern.«
Dies ist der Abschluss der Bergpredigt, in der Jesus zusammenfasst, was ihm wichtig ist.
Dort finden wir Anweisungen, wie wir als Christen leben sollen, zum Beispiel die Seligpreisungen, das Gleichnis vom, Salz und vom Licht der Welt, die Auslegung einiger Gebote und das Gebot der Nächsten- und Feindesliebe. Und Jesus zeigt uns, wie wir Gott vertrauen können, zum Beispiel im Vater unser und im Abschnitt über das Sorgen. Anweisungen, Zusagen und Aufforderungen zum Vertrauen finden wir an vielen Stellen in der Bibel. In unserem Abschnitt macht Jesus deutlich, dass wir es nicht nur hören und kennen, sondern danach leben und es tun sollen.
Gott gibt uns durch Jesus eine neue Sicherheit, die nicht weggerissen werden kann, auch wenn Stürme, Erdbeben und Fluten kommen.
In Johannes 10, 29 macht Jesus deutlich, dass niemand diejenigen, die ihm folgen aus der Hand des himmlischen Vaters reißen kann. Und Paulus schreibt in Römer 8, 38 und 39, dass nichts und niemand uns trennen kann von der Liebe Gottes in Jesus Christus.
Die Einladung, uns auf diese Grundlage zu stellen, erhalten wir durch Jesus und hören sie persönlich in der Taufe und dann immer wieder in der Bibel oder beim Abendmahl.
Das ist doch eigentlich wunderbar! Und trotzdem vertrauen wir oft lieber auf unsere menschlichen Sicherheiten wie Familie, Freunde, Geld oder Gesundheit. Warum meinen wir eigentlich, dass sie tragfähiger sind als das, was Jesus uns sagt? Warum sind wir ihm gegenüber so misstrauisch und meinen, dass wir es sowieso besser wissen, was gut und richtig ist? Sollten wir uns nicht wenigstens intensiv damit auseinandersetzen, was Jesus uns sagt, und in Erwägung ziehen, dass das, was man heute so denkt und für richtig hält, an vielen Stellen falsch ist?
Wenn wir Jesus vertrauen und uns an ihm orientieren, dann gibt uns das mehr Ruhe und Gelassenheit in den Stürmen des Lebens.
Die Stürme kommen bei jedem, spätestens im Sterben. Wie viele Menschen leiden daran oder sind daran zerbrochen, dass ihre menschliche Grundlage, zum Beispiel Ehe, Geld oder Gesundheit plötzlich ins Schwimmen geraten ist, und wie viele Menschen sind mir begegnet, denen ich es so gewünscht hätte, dass sie an Jesus glauben. Der Fels „Jesus“ ist ein sicherer Standort, auf den wir uns immer zurückziehen können, der uns Halt gibt in den Stürmen des Lebens und der hält das ganze Leben bis in die Ewigkeit.
Mit Jesus als Grundlage macht es uns zuversichtlich,
weil wir wissen, was er schon alles für uns getan hat, zum Beispiel viele tägliche Gaben, konkrete Hilfe im Alltag, dass wir zu ihm gehören dürfen, seine Liebe und Zuwendung. Das kann uns die Gewissheit geben, dass er uns auch in Zukunft nicht alleine lassen wird. Wir wissen dadurch, dass auch dann, wenn wir alles andere verlieren, dieses Fundament bleibt. Die Gemeinschaft mit Jesus bleibt! Er trägt uns auch durch die schweren Zeiten. Es gibt uns die Möglichkeit, von einem festen Standpunkt aus die Herausforderungen des Lebens anzunehmen.
Mit Jesus als Grundlage werden wir frei, zu lieben und für andere da zu sein.
Ohne diesen festen Grund müssen wir uns ständig um uns selbst kümmern und dafür sorgen, dass unsere menschliche Grundlage festbleibt, müssen unsere „Sandbank“ wieder aufschütten und erleben doch, dass sie wieder weggespült wird und kaputt geht. Nur mit einem festen Standpunkt können wir aufeinander Acht geben, gegenseitig lieben, gute Taten tun, mitfühlend, voller Liebe, barmherzig und bescheiden sein. Das können wir nur, wenn wir uns um unsere Sicherheit keine Gedanken machen müssen.
Deshalb lohnt es sich, Jesus zu vertrauen, auf ihn zu hören, sich mit seinem Wort zu beschäftigen und dann tun, was er sagt, im Vertrauen auf Gott, im Umgang mit uns selbst und anderen.
So wie bei uns selbst sollte auch die Weitergabe der Botschaft Jesus, zum Beispiel in der Erziehung der Kinder, ganz oben stehen.
Schulische Leistungen, musikalische Förderung oder sportliche Tätigkeiten sind ganz nett, wirklich wichtig ist aber, dass Kinder eine feste Grundlage für ihr Leben bekommen, ihr Leben darauf aufbauen und dann auch in den Stürmen des Lebens einen festen Halt haben.
Am Ende des Matthäusevangeliums in Kapitel 28, 20 sagt Jesus „Lehret sie tun alles, was ich euch gesagt habe.“ Auch dort wird deutlich, dass es nicht nur um das Hören und Kennen, sondern um das Tun geht. Erst wenn wir im Vertrauen auf Jesus das leben, was er gesagt hat, bekommt unser Leben diese feste Grundlage.