Predigt zu Micha 4, 1-4 am drittletzten Sonntag im Kirchenjahr
1 Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des HERRN steht, unerschütterlich fest stehen und alle anderen Berge überragen. Die Völker strömen zu ihm hin. 2 Überall werden die Leute sagen: »Kommt, wir gehen auf den Berg des HERRN, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!« Denn vom Zionsberg in Jerusalem wird der HERR sein Wort ausgehen lassen. 3 Er weist mächtige Völker zurecht und schlichtet ihren Streit, bis hin in die fernsten Länder. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. Kein Volk wird mehr das andere angreifen und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk. 4 Jeder wird in Frieden bei seinen Feigenbäumen und Weinstöcken wohnen, niemand braucht sich mehr zu fürchten. Der HERR, der Herrscher der Welt, hat es gesagt.
Es wird keinen Krieg mehr geben,
keinen Terror, keine Gewalt und Folter, keinen Hunger und keine sterbende Kinder, kein Streit oder böse Worte oder Ungerechtigkeit, sondern alle werden in Frieden leben. Jeder kann aufblühen, sich entfalten; jeder sucht nur das Gute; keiner wird unterdrückt oder bedrängt. Es wird Frieden geben, umfassendes Heil in allen Beziehungen: zu Gott, zum Nächsten, zu sich selbst und zur Natur.
Wenn man das doch sagen könnte und es würde dann auch so geschehen.
Eine schöne Vision! Aber hat sich etwas verändert in der Welt? Ist die Welt besser geworden seit Micha oder durch Friedensvisionen anderer Menschen?
Viele Menschen haben sich engagiert, aber selbst große Friedenprojekte haben wieder Unfrieden geschaffen. Viele Träume sind zerplatzt. Die Realität holt uns immer wieder ein, dass das Böse noch da ist. Einige machen sich das Böse zu Nutzen und andere müssen dagegen ankämpfen.
Was können wir tun? Es muss sich doch etwas verändern! Was sollen wir tun?
Zunächst einmal gar nichts!
Denn der Unfriede kommt ja von uns. Wir sind die Verursacher. Selbst wenn wir das Gute wollen, kommt neben manchem Gutem auch oft Schlechtes dabei heraus. Wir haben viel zu viel Angst, dass wir zu kurz kommen oder unsere Vorstellungen vom guten Leben sich nicht durchsetzen. Wir sind und bleiben unvollkommen – und auch unser Tun.
Vor einiger Zeit hörte ich einmal folgende Geschichte: Einer klagt über die unvollkommenen Kirchengemeinden. Der andere antwortet: Wenn du eine vollkommene Gemeinde findest, dann sag mir Bescheid, aber du und ich sollten dann da nicht eintreten, denn sobald einer von uns dazugehört, wird sie nicht mehr vollkommen sein. Dasselbe gilt leider auch für diese Welt.
Deshalb sollen wir erst einmal gar nichts tun, sondern Gott ist am Zug.
Im vierten Vers heißt es: „Der HERR, der Herrscher der Welt, hat es gesagt.“ In den Kapiteln davor lesen wir vom Gericht Gottes über das Menschenwerk: Reiche und Mächtige unterdrücken und berauben die Armen und Hilflosen. Gott richtet sie und macht ihre Ungerechtigkeit zunichte.
In unserem Abschnitt richtet Gott nicht, sondern er selbst schafft das Heil. Gottes Autorität wird für alle sichtbar werden (V 1: Berg Zion). Alle werden zu Gott kommen, seine Weisung hören und danach leben ( V 2) Dann wird der Friede einkehren, wie er hier beschrieben wird.
Diese Vision vom Frieden ist keine Anleitung zum menschlichen Handeln, sondern sie ist die Verheißung von Gottes Handeln. Und nur durch Gottes Handeln kann sie unter uns Wirklichkeit werden, sonst ist sie zum Scheitern verurteilt.
So weist uns diese Verheißung zunächst auf die Ewigkeit:
In Vers 1 heißt es, dass dies in den letzten Tagen geschehen wird, und in Offenbarung 21 lesen wir, dass es dann kein Lied, keinen Tod und keinen Schmerz mehr geben wird und Gott selbst alle Tränen abwischen wird.
Dort wird Gott alles neu schaffen. So wie er am Anfang durch sein Wort die Welt erschaffen hat, so wird er dann den neuen Menschen schaffen, der Gottes Willen von ganzem Herzen tut. Paulus sagt: „Das Alte ist vergangen; siehe, Neues ist geworden.“ Gott selbst schafft die neue Welt, wo Friede und Gerechtigkeit herrscht.
Diese neue Schöpfung Gottes, wo in allen Beziehungen sein Friede, sein Heil herrscht, wird nicht durch Menschenwerk gestört, sondern ist sein Werk, alles geschieht in seinem Geist. Dass wir als Christen diese Verheißung haben, ist ein großes Geschenk. Wir brauchen keine Angst vor dem Sterben haben, sondern dann beginnt das Eigentliche in der Vollkommenheit Gottes.
Das ist schön, aber bleibt für uns heute hier in der Welt gar nichts an Hoffnung auf mehr Frieden?
Müssen wir uns zufrieden geben mit der Verheißung vor 2800 Jahren und der Erfüllung in der Ewigkeit und in der Zwischenzeit nur Elend, Gewalt und Ungerechtigkeit und das Wissen, dass unser ganzes Tun uns doch nicht weiter hilft. Im Prinzip ist es so: Wir sind gefangen im Unheil, in der Nutzlosigkeit unser menschlichen Versuche, Frieden zu schaffen.
Wir hätten allen Grund zu resignieren, wenn nicht Gott schon gehandelt hätte. Denn an einer Stelle hat Gott schon gehandelt und seinen Frieden in die Welt gegeben: in Jesus!
In der Weihnachtsbotschaft hören wir es: Friede auf Erden. In Jesus ist Gottes Friede sichtbar. Sein Leben, seine Wort und Taten zeigen uns Gottes Welt, das Reich Gottes. Für manche war und ist Jesus störend, sie wollen ihn nicht, aber denen, die ihn aufnehmen, gibt er neues Leben in Gottes Frieden, in Gottes Reich. Dafür ist Jesus bis ans Kreuz gegangen.
Und in Jesus hören wir die Einladung: Komm und lass dich von Gott erneuern. Sein Geist soll dich verändern und durch dich wirken.
Zunächst gib ihm alles ab, was dich belastet!
Jeder von uns trägt einen Rucksack an Lasten mit sich herum, den wir im Laufe des Lebens immer mehr gefüllt haben, zum Beispiel mit Ängsten, grundsätzlich vor der Zukunft oder vor bestimmten Ereignissen; mit schlechten Erfahrungen, Wut und Schuld; mit unerfüllte Sehnsüchte nach Liebe, Geborgenheit und Sinn im Leben; mit Enttäuschungen und Selbstzweifel. Was hast du in deinem Rucksack für Lasten?
Gib es alles ab, und dann erfahre bei Jesus, dass du das bei ihm nicht mehr brauchst.
Und zusammen mit deinem Rucksack voller Lasten gib ihm dein ganzes unvollkommenes Leben, mit dem du keinen wahren Frieden erleben und schaffen kannst.
Dann erlaube, dass Gott selbst an dir wirkt und dich verändert,
dass er dich anfüllt mit seinem Geist und dich neu macht mit Geborgenheit in seiner Liebe; mit dem Wissen, wertvoll zu sein; mit Halt und Sicherheit ohne Angst; mit Zuversicht und Stärke; mit einer Orientierung, die aus der Ewigkeit kommt und mit der großartigen Hoffnung auf die Ewigkeit. Das sind nur einige Beispiele. Was aber Gott uns schenken will, ist noch unvorstellbar viel mehr. So werden wir verändert und geprägt vom Geist Jesu.
Und dann kannst du im Namen Jesu in die Welt gehen und seinen Frieden in die Welt bringen.
Für dich ist gesorgt! Nun kannst du dich um andere sorgen im Geist Jesu und wie Jesus helfen, vergeben, annehmen, lieben, usw. Du musst nicht mehr immer zuerst an dich denken, sondern kannst wie Jesus mit deiner Kraft, deinen Gaben und Zeit für andere da sein.
Je mehr wir uns von Christus das Alte abnehmen und uns verändern lassen, desto mehr können wir ihn widerspiegeln. So sollen wir sein: Ein Spiegel für Jesus, manchmal brüchig und schmutzig, aber dennoch das widerspiegeln, was Jesus uns gibt.
Und wenn viele Spiegel zusammen kommen, dann ergibt das einen großen Spiegel. Das ist die christliche Gemeinschaft, ein Ort, wo der Friede Jesu in besonderer Weise sichtbar und erlebbar ist.
Wie kann das konkret aussehen?
Ein Tipp: Überlege einmal in der Familie, Arbeitsplatz, bei anderen Menschen: Wo braucht jemand das, was du bei Christus empfangen hast? Wie kannst du es ihm mit deinen Möglichkeiten geben? Dann tue es, auch wenn du dadurch nach menschlichen Maßstäben vielleicht Nachteile hast.
Wir werden nicht der ganzen Welt Frieden bringen können. Das ist Gottes Sache. Aber wir können da, wo wir leben, ein bisschen vom Frieden Jesu weiter geben. Und das sollen wir auch.