Predigt zu Römer 3, 17 am Sonntag Okuli

Predigt zu Römer 3,17 Okuli Sonntag Weg des Friedens Matthäus 13,31+32 15. Sonntag nach Trinitatis Baum wachsen Senfkorn klein groß Trost in schweren Zeiten Trauer Traurigkeit Weg finden in schweren Zeiten des Lebens Zuversicht Hoffnung Weg mit Baum
Foto: Martina Heins

„Den Weg des Friedens kennen sie nicht.“

Ein provozierender Satz

für alle, die meinen, ganz genau zu wissen, wie es Frieden gibt und wie

Frieden aussieht. Dieser Satz steht im Gegensatz zu allen, die sich für schlau, gut und gerecht halten, wenn es um den Frieden geht.

Aber wie sieht es denn aus in der Realität aus? Wer kann denn von sich behaupten, voller Weisheit und Erkenntnis zu sein?

Nehmen wir ein Beispiel aus der Erziehung: Ein Kind hat etwas angestellt oder man sieht eine gefährliche Entwicklung. Der eine will streng und der andere nachsichtig reagieren. Es ist unsere Verantwortung, dass wir etwas tun müssen, obwohl wir nicht immer genau wissen, was richtig ist.
Oder als anderes Beispiel einen Polizeieinsatz bei Geiselnahme:
Wie soll die Polizei vorgehen, hart oder vorsichtig? Im Nachherein kommen dann die klugen Menschen und sagen, was falsch gelaufen ist. Die Polizei muss etwas tun, obwohl sie manchmal nicht genau wissen kann, was richtig ist.
Das gleiche Problem haben wir in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens und auch in der großen Weltpolitik.

Wie soll man richtig auf ein Problem, auf etwas, das Böse ist oder werden kann, reagieren?

Die einen wollen mit Stärke vorgehen. Sie halten das für den richtigen Weg. Aber sie stehen in der Gefahr, dass sie überreagieren oder sich vom Bösen provozieren lassen, selber Böses zu tun. Die anderen wollen behutsam vorgehen. Sie halten das für den richtigen Weg, aber sie stehen in der Gefahr, dass sie das Böse verharmlosen und geben damit unter Umständen dem Bösen Raum, sich erst richtig zu entfalten.

Predigt zu Römer 3,17 Sonntag Okuli Weg des Friedens und Gerechtigkeit Jeremia 8,4-7 Volkstrauertag vorletzter Sonntag im Kirchenjahr 2. Könige 25,8-12 Hebräer 12, 1 - 3 Lukas 22, 47 - 53 Entscheidung über den Lebensweg Entscheidung im Leben für Jesus Weg zum Ziel Laufen Wandern
Foto: Martina Heins

Was soll man tun? Nichts tun kann fatale Folgen haben, genauos wie der eine oder andere Weg. Manchmal wissen wir erst im Nachinein, was richtig gewesen wäre.

Hinzu kommt noch, dass jeder Mensch, der etwas gegen das Böse tun will, selbst auch nicht nur edel und gut ist, sondern bei jedem Menschen, bei uns selbst und bei anderen und auch bei Politikern, vermischen sich oft die guten Motive mit ganz egoistischen Motiven. Nur eines sollten wir vermeiden, egal welche Position wir einnehmen, egal ob es um Erziehung, Polizeifragen, Weltpolitik oder andere Bereiche geht:

Wir sollten nicht zu schnell Gottes Autorität für unseren Weg in Anspruch nehmen, denn Gottes Weg zum Frieden sieht anders aus.



Was soll man tun?

Zunächst einmal müssen wir eine Illusion aufgeben und realistisch werden.

Viele haben in den letzten Jahrzehnten geglaubt, das Böse ließe sich aus der Welt schaffen. Mit einer anderen Pädagogik, anderen gesellschaftliche Bedingungen, ein paar netten Worte oder anderen gutgemeinten Ideen würde das Böse so langsam aus der Welt verschwinden. Zum Beispiel waren viele Gesetze, der Strafvollzug, Arbeitsgesetze, Leitlinien in Schule und Erziehung oder Vorgehensweisen in der internationalen Politik von dieser Illusion geprägt, und wir hatten auch lange das Gefühl, das klappt. Es ging ja ganz gut.

Aber so langsam merken wir, dass es eben nur eine Illusion war.

Das Böse gehört zur Welt wie wir selbst auch ein Teil der Welt sind. Das war und ist zu allen Zeiten so. Die Welt ist in den Jahrtausenden nicht besser oder schlechter geworden, sondern nur anders, denn die Menschen sind nicht schlechter oder besser geworden. Die Bibel ist in der Beziehung sehr realistisch. Das ist doch der Grund, warum Gott in Christus etwas dagegen unternommen hat. Sonst hätte Gott sich das Ganze sparen können.

Gott hat nicht am Rande gestanden und sich das Ganze mitleidvoll angesehen, sondern er hat etwas getan. Und wir sollen auch etwas tun, um dem Bösen zu begegnen, im Kleinen und im Großen.

Zunächst einmal gilt, wenn es um uns selbst geht, dass wir wie Christus in seiner Nachfolge leben sollen.

Predigt zu Römer 3,17 Sonntag Okuli Weg des Friedens Gerechtigkeit 1. Johannes 1,1-4 Silvester Silvesterabend Altjahresabend Johannes 17,15 6. Sonntag nach Trinitatis Fürbittengottesdienst für verfolgte Christen in der Welt Römer 8, 1-14 Trinitatis Kreuz Jesus Christus Home Passion Passionsgeschichte Passionszeit Leidensweg einen Weg im leiden gehen einen Weg mit Jesus gehen Predigt zu Matthäus 21, 1- 10 Matthäus 10, 34 - 39 Jesus Kreuz Kreuzgang UnfriedenEr ist nicht gekommen, um uns ein paar Ratschläge für den Frieden zu geben, sondern er hat sich vom Bösen zerschlagen lassen, um es zu überwinden. Wie wir Christus auf diesem Weg nachfolgen können, dafür gibt es viele Stellen in der Bibel, zum Beispiel wenn Jesus in Matthäus 16, 24 sagt: „Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Oder Paulus sagt in Römer 12, 21 schreibt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ In der Nachfolge Jesus sollen wir wie Christus alles erleiden, das Böse hinnehmen, seine Feinde lieben und nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe antworten. Die Folge bei Christus war die Kreuzigung und auch einige Jünger und viele Christen habe diese Haltung in der Nachfolge Jesu mit ihrem Leben bezahlt. So können wir alles hinnehmen und erleiden: Ungerechtigkeit, Folter, Vergewaltigung, Benachteiligung, Armut und vieles andere und darauf mit Vergebung, Liebe und Gutes tun antworten.

Jeder Christ kann das für sich in der Nachfolge Christi beschließen. Das ist kein leichter Weg, aber das ist der Weg Gottes zum Frieden: die Herrschaft der Liebe!

Aber wer ist bereit, diesen Weg zu gehen?

Aber selbst, wenn wir das für uns beschließen, ist doch die Frage, ob wir das auch von anderen fordern oder sogar verlangen können, dass sie auf die Weise Jesu das Unrecht erleiden?

Wenn zum Beispiel ein Geiselnehmer im Kindergarten die Kinder und Erzieher als Geiseln nimmt, kann man dann von den Eltern und anderen Erwachsenen erwarten, dass sie aus christlicher Überzeugung alles erleiden. Ich denke, dass wäre schwer zu ertragen. Wir könnten eine Reihe von Beispielen anfügen, wo Menschen bedrängt, gequält, gefoltert, vergewaltigt werden oder anderes Unrecht erleiden.

Ist es dann nicht unsere Pflicht, gerade auch als Christen, aus Gründen der Nächstenliebe, alles zu tun, um diese Menschen zu schützen, notfalls auch mit Gewalt, um das Böse abzuwehren?

Das Reich Gottes, wie wir es uns wünschen, wie wir es in Christus sehen, und wie es in der Ewigkeit sein wird, ist eine Herrschaft der Barmherzigkeit und der Vergebung, Wenn es aber um den Schutz anderer Menschen vor dem Bösen geht, dann dürfen wir von ihnen nicht verlangen, dass sie nach den Regeln des Reiches Gottes alles erdulden und erleiden, sondern dann ist die Herrschaft dieser Welt gefragt, eine Herrschaft, die nie wirklichen Frieden schaffen kann, die aber notwendig ist, um Menschen äußerlich vor dem Bösen zu schützen.
Und alle, die Macht haben, im Kleinen und im Großen, sollten diese besondere Verantwortung demütig vor Gott wahrnehmen, dass sie wissen. ich muß etwas tun zum Schutz anderer Menschen, auch wenn ich im Vorweg oft nicht weiß, was der richtige Weg ist; ich oft nicht wählen kann zwischen gut und böse, sondern nur zwischen einem Übel und einem anderen, in der Hoffnung dass ich das kleinere Übel wähle, und ich dabei schuldig werden und etwas Falsches tun kann.
Über die großen Konflikte in der Welt können wir lange reden und uns tief zerstreiten, weil wir Angst davor haben. Aber wer kann behaupten, den richtigen Weg zum Frieden zweifelsfrei zu kennen? Viel wichtiger erscheint mir, da um Frieden und Gerechtigkeit zu ringen, wo wir Einfluß haben, in unserem Umfeld. Der Schriftsteller Martin Walser sagte: „Wie kann es im Großen Frieden geben, wenn es im Kleinen nur Streit, Ungerechtigkeit und Unfrieden gibt.“

Ich möchte drei Dinge nennen, zu denen wir bereit sein müssen, wenn wir etwas für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt tun wollen:

Als erstes müssen wir bereit sein, uns „die Finger schmutzig zu machen“,

das heißt bereit sein, Fehler zu machen. Es ist zu einfach, an der Seite zu stehen und das Handeln anderer beurteilen, selbst aber nichts zu tun. Das tun wir gerne in unserem Miteinander und in der Politik, denn auf diese Weise können wir uns selbst als die guten Menschen hinstellen. Wer nichts tut, macht auch keine Fehler, aber wer etwas tut, geht das Risiko ein, dass es sich im Nachhinein als falsch herausstellt.

Zum anderen müssen wir bereit sein, selbst Opfer zu bringen.

Als ich in meiner ersten Gemeinde in Chile ankam, besucht ich ein älteres Gemeindemitglied. Er sagte: Nehmen wir mal an, Sie kämpfen hier zu Recht für Wohnungsgerechtigkeit und hätten damit Erfolg, dann müsste ich in mein 150 m² großes Haus noch vier Familien aufnehmen. Sie würden aber anschließend nach Deutschland zurückkehren und in einem Haus mit 150 m² wohnen. Das machte mich demütig und ich musste mich fragen, ob ich denn bereit wäre, noch vier Familien aufzunehmen. Es ist so leicht, die Ungerechtigkeit in der Welt anzuprangern und sich für gerechte Verhältnisse einzusetzen. Es ist aber nur glaubwürdig, wenn wir selbst zu Opfern bereit sind. Aus der sicheren Distanz kann man klug daherreden, aber nicht wirklich etwas für den Frieden tun.

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Foto: Martina Heins

Als Drittes sollten wir beten,

zuerst um unsere eigene Vergebung und Erneuerung, weil wir wissen, dass das Böse auch in uns allen steckt; um Weisheit, Erkenntnis und Führung für den richtigen Weg, weil wir einsehen müssen, dass wir ihn nicht kennen; um Mut, auch das zu tun, was wir als richtig erkannt haben, und darum, dass Gott uns Frieden schenkt.

In der Bibel kommen immer wieder zwei Aussagen, wodurch Frieden entsteht, dass wir den Willen Gottes tun und dass Gott den Frieden schenkt.

Die beste Voraussetzung für den Frieden und um etwas für den Frieden zu tun ist die Demut, weil wir den richtigen Weg nicht kennen und Gottes Hilfe brauchen und das mutige Tun.
Predigt zu Römer 3, 17
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