Predigt zu Römer 15, 4-13 am 2. Advent
4 Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. 5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, 6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. 7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. 8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; 9 die Heiden aber sollen Gott die Ehre geben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« 10 Und wiederum heißt es (5. Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« 11 Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preisen sollen ihn alle Völker!« 12 Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais, und der wird aufstehen, zu herrschen über die Völker; auf den werden die Völker hoffen.« 13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Was verbindet uns eigentlich als Christen, als Gemeinschaft der Christen?
Wir sind ein so bunt gemischter Haufen:
verschiedene Generationen, Alteingesessene und Neubürger, Frauen und Männer, unterschiedliche politische Meinungen, Interessen und Sympathien; verschiedene Vorstellungen davon, was man als Christ glauben und wie man sein Christsein leben sollte; aktive Mitarbeiter, die mehr in der Öffentlichkeit stehen, und Christen, die im Hintergrund ihren Glauben leben. Die Liste des bunt Gemischten kann man lange fortsetzen.
Eigentlich ist das alles ein idealer Nährboden für eine Menge Konflikte.
Was soll und kann uns als Christen also verbinden: Dass es gerade so nett ist in einer Gemeinschaft, das kann Morgen schon vorbei sein; dass es interessante Aktivitäten gibt, die meine Interessen betreffen, aber was ist, wenn nichts für mich dabei ist?
Was verbindet uns so sehr, dass es stärker ist als alles, was uns trennt?
Paulus sieht in der Gemeinde in Rom, an die er diesen Brief schreibt, vor allem ein Problem: das Zusammenleben von „Judenchristen“ und „Heidenchristen“.
Als „Judenchristen“ bezeichnet man die Christen, die aus dem jüdischen Volk zum Glauben an Jesu gekommen waren, während die „Heidenchristen“ die Christen aus den nichtjüdischen Völkern waren. Nach jüdischem Verständnis gab es keine Gemeinschaft wischen Juden und Nichtjuden. Das wirkte sich nun auch auf das Zusammenleben in der kleinen christlichen Gemeinde aus. Es gab auch unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie man als Christ leben soll. Dieses Problem existierte auch in anderen jungen christlichen Gemeinden.
Was konnte diese Trennung überwinden, so dass die verschiedenen Gruppen trotz unterschiedlicher Vorstellungen und Meinungen eine Gemeinschaft sein konnten? Was konnte sie stärker verbinden als das, was sie trennt?
Die Antwort von Paulus ist kurz und eindeutig: Jesus!
Er sagt den Juden: Euch ist die Rettung durch Gott verheißen und Gott hat sein Versprechen gehalten. Der Grund für eure Hoffnung auf die Ewigkeit ist Jesus und nur Jesus!
Den Christen aus den anderen Völkern sagt er: Über euch hat Gott sich erbarmt. Der Grund, warum auch ihr die Hoffnung auf die Rettung für die Ewigkeit haben könnt ist Jesus und nur Jesus!
Und wie ist das bei uns?
Hat irgendjemand irgend etwas anderes aufzubieten, was ihn in die Ewigkeit bringen kann, was ihm Hoffnung geben kann? Auch bei uns ist es Jesus und nur Jesus!
Dass Jesus unser Retter ist, deiner und von deinem Mitchristen, egal was der ist, wie er ist und welche Meinung er hat oder wie sympathisch er ist, das verbindet uns!
Jesus ist die „Klammer“, die alle Unterschiedlichkeiten aushält und vereint, und es ist wichtig, dass alle sich um Jesus vereinen und nicht Nebensächlichkeiten oder Zweitrangiges zum Wichtigsten erklären, denn das führt zu Trennungen.
Ich will es in einem Vergleich erklären:
In einer Fußballmannschaft spielen Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren, Sympathien, Interessen und Meinungen. Würden sie ihre Unterschiede auf dem Platz in den Vordergrund stellen, würde jede Mannschaft verlieren. Sie können nur gewinnen, wenn sie sich vereinen um das eine gemeinsame Ziel, ein Spiel zu gewinnen, und alles andere dem Ziel unterordnen und zurückstellen.
So können wir nur gewinnen für die Ewigkeit, wenn wir alle auf Christus ausgerichtet sind und uns um ihn vereinen.
Wenn irgendjemand in einer christlichen Gemeinschaft meint, es gäbe etwas Wichtigeres als Christus, zum Beispiel Sympathie und Antipathie, Meinungen, Bildung, öffentliches Ansehen, Herkunft oder ein bestimmtes Verhalten, der zerstört nicht nur die Gemeinschaft, sondern er beleidigt auch Gott, der doch Christus zum Wichtigsten gemacht hat.
Darum betet Paulus zu Gott, dass der Glaube immer stärker und unerschütterlicher wird, die Freude über Jesus Christus und die Rettung, der Friede im Herzen, weil wir Frieden mit Gott haben, und die Hoffnung, die feste Hoffnung auf die endgültige Erlösung.
Die Gewissheit, dass wir durch Jesus gerettet werden, schweißt uns zu einer Gemeinschaft zusammen. Wir sind eine „Notgemeinschaft“ auf dem Weg zur ewigen Rettung.
In einem reißerischen amerikanischen Spielfilm ging es um folgende Szene, die auch ein Bild für die Situation von Christen sein kann:
Durch ein Beben und Baumängel stürzt ein Tunnel unter einem Fluss ein und verschließt beide Enden. Drinnen sind noch Menschen, aber sie haben keinen Ausweg. Langsam dringt Wasser in den Tunnel. Ein Polizist klettert durch die Lüftung, um den Menschen zu helfen. Er kann nur hineinspringen, kommt aber nicht wieder raus. Unten befinden sich ganz unterschiedliche Menschen, zusammen gewürfelt durch die außergewöhnliche Situation: ruhige und hysterische, Reiche und Arme, ein Verbrecher, Erwachsene und Kinder. Die Nerven sind angespannt, die Luft wird knapp und die körperlichen Strapazen nehmen zu. Sie streiten sich und gehen aufeinander los, bis sie irgendwann zur Besinnung kommen und begreifen, worauf es jetzt ankommt: dass sie alle gerettet werden!
So kann es in der christlichen Gemeinschaft sein.
In Rom wurden die Christen verlacht, verspottet, übel verleumdet und verfolgt, ihre alten Freunde wollten nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Sie litten unter seelischen und körperlichen Leiden. Heute ergeht es Christen in vielen Ländern ähnlich und auch bei uns erfordert es immer mehr Mut, sich zu Jesus zu bekennen.
Wenn der Druck zu groß wird, können auch in einer christlichen Gemeinschaft die Nerven schon einmal blank liegen. Dann kommt es darauf an, sich auf das zu besinnen, worauf es wirklich ankommt: unsere Rettung!
Genau das will Paulus erreichen: dass die Christen damals und heute sich auf das besinnen, worauf es ankommt, was wirklich wichtig ist.
Paulus sagt: Ertragt geduldig alle Widerwärtigkeiten und jammert nicht über das, was ihr zu bestehen habt, denn ihr seid auf dem Weg zur Rettung, und darum geht es. Habt Mut euch zu Christus zu bekennen, ihr könnt ihn doch nicht verleugnen! Und packt mit Christus die Aufgaben an, denn er ist es, der euch hilft. Lasst euch gelten in euren Unterschieden. Auf die Unterschiede kommt es nicht an. Ganz im Gegenteil kann jeder bestimmte Aufgaben übernehmen, je nach seinen Gaben. Nehmt einander an und helft einander auf dem Weg. Manchmal ist der eine schwach und dann der andere. Ihr müsst euch gegenseitig helfen, damit alle gerettet werden.
Denn genauso geht Christus mit euch um! Und so sollt ihr auch sein, die gleiche Gesinnung wie Jesus haben, in allem.
Und dann wisst ihr, dass ihr mit Jesus gerettet werdet und eine unglaublich schöne Hoffnung habt. Denkt immer alle daran, was euch in der Ewigkeit erwartet.
Und nun fängt Paulus an zu schwärmen: Haben wir nicht unglaublich viel Grund, alle gemeinsam Gott zu loben und alles dafür zu tun, dass er die Ehre und das Lob bekommt.
Ihr ward ohne Jesus doch alle verloren und alleine ohne Hoffnung auf Rettung. Ihr hängt nun alle an der gleichen Barmherzigkeit Gottes, oder hat jemand mehr vorzuweisen? Ist das nicht wunderbar! Ihr habt alle den gleichen Retter, der euch liebt und festhält. Ihr habt alle die gleiche wunderbare Hoffnung.