Was uns Halt im Leben und Sicherheit gibt!
Stellen wir uns vor: Unser Leben spielt sich auf einer Plattform ab.
- Dort machen wir alles: Essen, Trinken, Arbeiten, Ausruhen, heiraten, usw.. Um zuversichtlich in die Zukunft gehen, brauchen wir eine gewisse Sicherheit, eine feste Grundlage, um die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und unser Leben gut zu gestalten.
Die normalen Sicherheiten menschlichen Lebens sind vier Säulen, die die Plattform tragen:
- Unsere Kraft: Gesundheit, Gaben, Fähigkeiten und alles, was wir können.
- Menschliche Beziehungen wie Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn.
- Materielle Sicherheit, zum Beispiel ein regelmäßiges Einkommen, ein Sparkonto und Versicherungen. Es muss kein großer Reichtum sein, aber so viel, dass wir beruhigt in die Zukunft schauen können, um Grundbedürfnisse unseres Lebens abzudecken.
- Gewohnheiten: Dazu gehört ein geregelter Tagesablauf, die Kenntnis darüber, wo ich was bekommen kann oder ärztlich versorgt werde, besondere Feste und vieles mehr.
Die Wichtigkeit der Reihenfolge kann bei jedem anders sein. Dem einen ist die eigene Kraft wichtiger als die menschlichen Beziehungen und beim anderen ist es vielleicht genau umgekehrt. Genauso ist es mit den anderen Säulen. In gewissem Maß braucht aber jeder alle vier Säulen.
Solange die Säulen stabil sind, geht es uns gut und wir gehen zuversichtlich in die Zukunft.
So drehen sich auch viele Gebete darum, dass Gott etwas tun möge, dass die Säulen stabil bleiben.
Für viele Christen spielen vor allem die Säulen „Eigene Kraft“ und „Beziehungen“ eine große Rolle. Die für uns wichtigsten Säulen haben auch in d er Frage, wie wir uns als Christen richtig verhalten sollen, eine hervorgehobene Bedeutung, und dementsprechend auch die Frage, was Sünde ist.
Doch wie wichtig sind diese Säulen wirklich?
Jesus äußert sich an mehreren Stellen kritisch zu diesen Säulen. Ich führe hier nur ein paar Beispiele auf:
In Bezug zur Säule „Unsere Kraft“:
- Lukas 18, 25-26: 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme. 26 Da sprachen, die das hörten: Wer kann dann selig werden? 27 Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.
- Johannes 15, 4-5: 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
In Bezug zur Säule „Menschliche Beziehungen“:
- Markus 3, 33-35: 31 Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. 32 Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. 33 Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34 Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 35 Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
- Matthäus 10, 21-22: 21 Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie zu Tode bringen. 22 Und ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig.
- Markus 10, 28-30: 28 Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben.
In Bezug zur Säule „Materielle Sicherheit“:
- Matthäus 6, 19-21+24: 19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. 24 Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Lukas 12, 16-21: 16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.
In Bezug zur Säule „Gewohnheiten“:
- Lukas 9, 57-62: 57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. 58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. 59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 60 Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! 61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. 62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
- Markus 3, 1-6: 1 Und er ging abermals in die Synagoge. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. 2 Und sie gaben acht, ob er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten. 3 Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Steh auf und tritt in die Mitte! 4 Und er sprach zu ihnen: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses tun, Leben retten oder töten? Sie aber schwiegen still. 5 Und er sah sie ringsum an mit Zorn, betrübt über ihr erstarrtes Herz, und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde wieder gesund. 6 Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald Rat über ihn mit den Anhängern des Herodes, dass sie ihn umbrächten.
Wie problematisch es ist, sich auf menschliche Sicherheiten zu verlassen, hat jeder vielleicht schon selbst erfahren oder bei anderen miterlebt.
Wenn eine Säule zerbricht oder ins Wanken gerät, durch eigene Schuld oder schuldlos, dann kommen auch die anderen Säulen schnell ins Wanken oder zerbrechen ganz. So kann Arbeitslosigkeit und die damit verbundene materielle Unsicherheit zu einem Zerbrechen der Ehe führen, in deren Folge dann auch andere Beziehungen, feste Gewohnheiten und sogar die Gesundheit leiden. Die Reihenfolge, womit die Kettenreaktion vom Zerbrechen der Säulen beginnt, kann ganz unterschiedlich sein.
- Wenn wir uns auf diese menschlichen Säulen verlassen, bedeutet das,
dass wir uns immer Sorgen müssen, ob sie halten; die Zukunft ist nie sicher, sondern immer mit Angst verbunden; wir müssen viel Kraft und Zeit investieren, um für den Erhalt der Säulen zu kämpfen; wir werden gezwungen, uns um uns selbst zu drehen und uns um unsere Sicherheit zu kümmern. Im Konfliktfall heißt es dann „zuerst ich!“, denn ich kann nur etwas abgeben, wenn ich selbst genug habe, von dem, was ich übrig habe. Wirklich selbstlose Liebe ist so nicht möglich.
Die Botschaft der Bibel zielt nicht darauf ab, dass Gott uns hilft, unsere menschlichen Sicherheiten zu erhalten, sondern durch Jesus erhalten wir eine neue Sicherheit, die aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt, eine feste und unzerbrechliche Grundlage.
Was Jesus uns gibt, was er uns zusagt, was er uns an Wegweisung gibt, ist diese feste, unzerbrechliche Grundlage für unser Leben. Sie hängt nicht von dem ab, was wir selber schaffen und erhalten können, sondern von Gott selbst.
- Je mehr ich Jesus kennenlerne, darauf baue und es ausprobiere, was er uns gibt und sagt, desto mehr erfahre ich, dass es hält. Ich kann dies nicht durch theoretische Überlegungen herausfinden, sondern nur durch das immer wieder neue Wagnis, mich ganz auf Jesus einzulassen. Nur wenn ich die Brücke betrete, erfahre ich, dass sie hält.
- Die Frage ist: Worauf vertrauen wir, wenn es um unsere Zuversicht für die Zukunft geht?
Es ist leicht darauf zu antworten: natürlich Jesus! Aber ist das auch so? Es ist hilfreich, wenn wir uns mit einer Testfrage ehrlich prüfen: Worunter leiden Sie am meisten, wenn es zu zerbrechen droht, Sie es verlieren? Denn das lieben Sie am meisten, daran hängt ihr Herz. - Und Martin Luther sagt: Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott!
- Jesus sagt in Markus 8, 35: Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten.
Wenn wir diesen Vers auf das Bild von den Säulen übertragen, könnte es heißten: Wer sein Leben behalten will, weil er auf die menschlichen Säulen vertraut, der wird sein Leben verlieren. Wer aber sich nicht klammert an die Sicherheit der menschlichen Säulen, sondern auf das Evangelium vertraut, der wird sein Leben behalten.
So radikal die Aussage Jesu ist, so richtig und befreiend ist sie.
- Es erscheint zunächst schwer und so, als müssten wir auf vieles verzichten, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Es ist unglaublich schön, weil Jesus uns ein unzerbrechliches Fundament im Leben und Sterben gibt. - Durch Jesus erhalten wir eine ganz neue Freiheit. Alle Gaben unseres täglichen Lebens, die in den vier Säulen enthalten sind, dürfen wir dankbar genießen, aber sind davon nicht mehr abhängig, müssen uns nicht ständig darum sorgen, darum kämpfen und uns um uns selbst drehen. Erst in dieser Freiheit werden wir fähig zur selbstlosen Liebe.
- In der Nachfolge Jesu erhalten wir die großartige Chance, da hinein zu wachsen.
Jesus sagt in Matthäus 7,24-27 zum Abschluss der Bergpredit (Matthäus 5 – 7 ) im Gleichnis vom Hausbau:
24 »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute. 25 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten und der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, stürzte es nicht ein, weil es auf Fels gebaut war. 26 Wer dagegen diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten, der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, fiel es in sich zusammen, und alles lag in Trümmern.«
Alles, was Jesus gesagt und uns mit seinem Leben gezeigt hat, sollen wir nicht nur hören und darüber reden, sondern es tun, jeden Tag neu!
- Dazu gehören nicht nur die 10 Gebote oder andere ethische Anweisungen, sondern auch die Aufforderungen, bzw. Gebote „Sorget nicht!“, „Fürchte dich nicht!“, „Glaube nur!“ und andere.
- Im Missionsbefehl in Matthäus 28, 18-20 fordert Jesus seine Jünger auf „lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Es geht in Jesu Lehre nicht um theoretische Überlegungen, über die man lange diskutieren kann, sondern um praktische Einübung dessen, was er selbst gelebt hat und uns sagt. Mit ihm können wir ausprobieren, dass wir keine Angst haben müssen, uns nicht sorgen müssen, vertrauen können, usw..
- Das geht, wenn mein Fundament nicht die menschlichen Säulen sind, sondern Christus; wenn ich vertraue, dass sein Wille immer der beste ist, auch wenn es nicht nach meinen Plänen läuft.
Die Bibeltexte sind aus der Lutherbibel 2017
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