Die Quellen des Glaubens –
Oder die „Steckdosen“ Gottes als Quellen für ein lebendiges und kraftvolles Glaubens- und Gemeindeleben
Es ist jedem klar, dass eine Lampe oder ein anderes elektrisches Gerät nur funktionieren kann, wenn es an eine Energiequelle, zum Beispiel einer Batterie oder Steckdose angeschlossen ist.
Die Frage, die sich für unser Leben und für jede christliche Gemeinde stellt, ist, was ist unsere Energiequelle, um mit Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens fertig zu werden und das Leben in allen Bereichen positiv zu gestalten?
Was sind Quellen, aus denen Menschen ihre Kraft schöpfen?
Da ist zum Beispiel der Erfolg zu nennen, Erfolg mit Geld, Anerkennung, Projekten, Beziehungen, in kirchlicher Arbeit oder in einem anderen Bereich. Wenn man mit seinem Tun seine Ziele erreicht, gibt das neue Kraft. Für manche Menschen ist es schon ein Erfolg, wenn sie den Misserfolg vermeiden und das Bestehende bewahren können, für andere bedeutet Erfolg eine positive Steigerung des Bestehenden.
Neben Erfolg ist Angst eine ganz starke Energiequelle. Für viele Menschen ist sie eine große Antriebskraft, zum Beispiel um Gefahren abzuwehren, Scheitern zu verhindern, Ablehnung von Menschen zu vermeiden oder Anerkennung und Zuwendung zu bekommen.
So sind Liebe, Zuwendung und Anerkennung anderer Menschen für viele eine Kraftquelle. Was zum Beispiel Eltern ihren Kindern an Liebe und Zuwendung mitgeben, ist ein guter Grundstock, um später selbstbewusst und kraftvoll durchs Leben zu gehen.
Andere suchen neue Kraft in Methoden wie zum Beispiel Autogenem Training oder Yoga. Eine humorvolle Anekdote dazu besagt: „Der Coach fordert mich auf, ich müsse in mich hineinschauen, um die Energie in mir selbst zu finden. Das habe ich getan und was habe ich gesehen: Nichts! Es war alles leer in mir.
Das sind alles Kraftquellen aus unserem weltlichen Umfeld, die auch häufig funktionieren, aber das Problem ist, dass sie alle versiegen können. Selbst die Angst als Quelle kann versiegen, denn wenn sie in eine Depression mündet, erlischt jegliche Antriebskraft.
Das Hauptproblem liegt tiefer.
Nach der Bibel haben Christen zwei verschiedene Leben,
zum einen das normale menschliche Leben von der Geburt bis zum Tod. Dieses Leben kann man mit menschlichen Energiequellen „füttern“. Manchmal reicht die Energie aus diesen Quellen und manchmal nicht. Zum anderen haben Christen aber ein göttliches Leben. In Johannes 3, 6+7 sagt Jesus zu Nikodemus: „6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden.“ Und in Johannes 1, 12+13 heißt es: „12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ „Von Neuem geboren“, „aus Gott geboren“ oder wie Paulus in 2. Korinther 5, 17 sagt: „Wenn also ein Mensch zu Christus gehört, ist er schon »neue Schöpfung.“ Dieses Leben kommt aus der Ewigkeit und bleibt in Ewigkeit. Es ist ein Leben, das wir durch Jesus geschenkt bekommen und es für ihn leben, um sein Anliegen in die Welt zu bringen
Dieses göttliche Leben kann nicht mit weltlicher Energie „gefüttert“ werden,
denn die weltliche Energie reicht nur für kurze Zeit für das Leben, das am Ende stirbt. Und daraus können auch keine Früchte erwachsen, die aus der Ewigkeit kommen und für die Ewigkeit bleiben, so wie Jesus es in Johannes 15, 16 sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt.“
Wenn wir als Christen oder Gemeinden weiterhin aus den weltlichen Energiequellen leben, müssen wir uns nicht wundern, wenn es kein geistliches Wachstum gibt.
Wenn zum Beispiel für das Amt der Kirchenvorsteher damit geworben wird, dass man sich dort selbst verwirklichen könne, dann wirbt man mit weltlichen Energiequellen für ein geistliches Amt. Genauso fraglich ist es, wenn für jedes Engagement in einer Kirchengemeinde ein Dank erwartet wird, der dann für weiteres Engagement motivieren soll, dann steht die weltliche Energiequelle, Dank als Lohn zu empfangen, im Vordergrund und nicht die eigene Dankbarkeit gegenüber Jesus, für den wir einen Dienst tun wollen.
Wenn wir uns weiterhin von Angst, Erfolg oder anderen weltlichen Energiequellen antreiben lassen, dann kann es kein geistliches Wachstum geben.
Für das neue Leben brauchen wir Energie aus der Ewigkeit, von Gott selbst durch Jesus Christus.
In Johannes 15, 5 sagt Jesus: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Natürlich können Menschen auch ohne Jesus etwas tun. Das hat dann aber nur Bedeutung für das weltliche Leben. Wenn es aber um das neue göttliche Leben geht und um die Früchte, die es hervorbringen soll, dann brauchen wir eine göttliche Energiequelle. Der Heilige Geist, den Jesus uns verheißen hat, ist diese Energiequelle. In Johannes 16, 13+14 sagt Jesus: „13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“ Und in Apostelgeschichte 1, 8 sagt er: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“
Doch wie können wir angeschlossen sein an die Energiequelle Gottes und gute Zeugen Jesu sein?
Nach dem Pfingstwunder wird in Apostelgeschichte 2, 42 berichtet, wie die ersten Christen lebten: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“
Hier werden vier Punkte genannt, an denen sie beständig dranblieben:
Die Lehre der Apostel ist für uns die Bibel, Gemeinschaft unter Christen, Brotbrechen ist das Abendmahl, und das Gebet. Diese vier Punkte nenne ich auch gerne die „Steckdosen Gottes“, denn durch sie fließt die Energie Gottes in unser Leben, so dass wir geistlich wachsen und Zeugen Jesu sein können.
Zeugen Jesu sein bedeutet nicht, dass wir aus eigener Kraft und durch besondere Kraftanstrengungen gute und fromme Werke tun, sondern dass wir es ermöglichen und zulassen, dass die Kraft des Geistes Gottes in uns Früchte der Ewigkeit wachsen lässt. Es ist nicht unser Werk, sondern Gottes Werk in uns und durch uns. Es sind auch nicht einzelne Taten, sondern betrifft unser ganzes Sein, unser ganzes aus Gott geborenes neues Leben.
Nicht wir selbst, sondern der Heilige Geist bewirkt Veränderungen in unserem Leben,
schenkt uns zum Beispiel Gaben und bringt sie zur Entfaltung, führt uns aus der Angst zu Geborgenheit, Mut und Zuversicht, von der Egozentrik zur Liebe, von Abhängigkeit in die Freiheit und vieles mehr. Der Heilige Geist stärkt in uns das Leben, das aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, dann geht es nicht um große Taten der Apostel, sondern sie zeigt die Wirkungsgeschichte des Heiligen Geistes, die Wirkung der Energie Gottes und damit, was Gott durch Christen möglich machen kann.
Was müssen wir denn nun tun? Zwei Antworten will ich darauf geben:
1. Die erste Antwort ist ganz einfach. Wir müssen „dranbleiben“,
wie es die Christen in der ersten Gemeinde getan haben, dranbleiben, am Gebet, der Beschäftigung mit dem Wort Gottes der Pflege der Gemeinschaft mit anderen Christen und am Abendmahl. Nur wenn wir dranbleiben, kann der Heilige Geist mit seiner Kraft wirken und das Licht des Glaubens in uns zum Leuchten bringen. Es geht aber nicht darum, dass wir „dranbleiben“, damit unsere Wünsche und Pläne in unserem Leben in Erfüllung gehen, auch nicht wenn es sich um fromme Wünsche und Gebetsanliegen handelt, sondern es geht darum, dass Gottes Pläne und Wünsche für unser Leben und in unserem Leben verwirklicht werden. Wir beten im Vater Unser ja auch nicht „Mein Wille geschehe“, sondern „Dein Wille geschehe“.
Wie Essen und Trinken sollte die Aufnahme der geistlichen Nahrung für uns selbstverständlich zum alltäglichen Leben dazugehören. Und auch in einer Kirchengemeinde sollte die Aufnahme der geistlichen Nahrung bei jedem Treffen dazugehören. Das gilt für jedes Arbeitstreffen, jede Chorprobe, Gesprächskreise oder andere Treffen.
Manche fragen nun, welche Bedeutung der Gottesdienst in diesem Zusammenhang habe. Der Gottesdienst ist das Treffen der christlichen Gemeinschaft, an dem alle vier Punkte zusammenkommen. Deshalb sollte auch möglichst in jedem Gottesdienst das Abendmahl gefeiert werden und der Gottesdienst sollte so gestaltet werden, dass alle vier Punkte lebendig erfahrbar sind.
Wenn wir dranbleiben, werden wir erfahren, dass durch die Kraft des Heiligen Geistes das Leben aus der Ewigkeit immer größer wird und unser Leben immer mehr durchdringt.
2. Wir dürfen den Durchfluss der Energie Gottes nicht behindern, nicht bremsen oder das Licht nicht unter einen Eimer stellen,
wie Jesus es in Matthäus 5, 14-16 sagt: „14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Das geschieht, wenn wir uns selbst mit unseren Sorgen und Nöten und unseren Plänen und Gedanken immer wieder in den Vordergrund stellen.
Dann stellen wir den „Scheffel“ über das Licht und es kann nicht leuchten, dann bremsen wir den Energiestrom Gottes und er kommt nicht zur Wirkung. All das, was uns beschäftigt sollen wir an Gott abgeben, damit wir frei werden und der Heilige Geist in allen Bereichen unser Leben bestimmen und prägen kann.
Ein weiteres Hindernis besteht in unserer „Besserwisserei“.
Wenn Jesus sagt: „Fürchte dich nicht!“ und „Sorget nicht!“, dann meinen wir, dass wir schon einen berechtigten Grund zur Angst und Sorge haben; wenn Jesus sagt: Vergib!“ dann meinen wir, dass wir an unseren seelischen Verletzungen festhalten müssen, weil sie so schwerwiegend seien; wenn Jesus sagt „Liebt!“, dann meinen wir, dass uns dazu die Kraft fehlen würde und wir dafür so gar nicht in Stimmung seien. Die Aufzählung kann man lange so weiterführen.
Die Kraft Gottes muss durch uns hindurchfließen können.
Das ist wie beim Toten Meer, das keinen Abfluss hat. Das Waser stirbt dann ab. So erstirbt die Kraft Gottes, wenn sie nicht durch uns hindurchwirken und uns verändern kann.
Wenn wir uns an diesen Stellen mit Christus verbinden und die Kraft des Heiligen Geistes in unser Leben lassen und wirken lassen, dann werden wir erfahren, dass alles, was Christus bestimmt hat und was es in der Welt Gottes an Friede, Freude, Hoffnung, Liebe, Zuversicht, Mut und allem anderen gibt, auch unser Leben immer mehr bestimmt und verändert.
Leider habe ich es in der Seelsorge erlebt, dass Menschen an ihren Problemen festgehalten haben und sich nicht an diese Kraftquellen aus der Ewigkeit angeschlossen haben. Dadurch hat sich auch nichts verändert. Bei vielen Menschen habe ich aber diese Veränderungen erlebt. Und auch in den Kirchengemeinden war es, dass immer dann, wenn einige Menschen anfingen, sich intensiv mit diesen Quellen zu beschäftigen und sich dafür öffneten, die Gemeinden aufgeblüht sind.
Bibeltexte zum Nachlesen:
Apostelgeschichte 2, 37-47
Johannes 14, 15-17
Johannes 15, 5
Römer 8, 5+6
Galater 5, 22-25
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Die Bibeltexte sind überwiegend der Lutherbibel 1984 und 2017 entnommen. Außerdem wird auch die Gute Nachricht verwendet.
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